Sonntag, 15. Oktober 2006

Erdbebenserie nord-westlich von Big Island

Um 7:07:48 Uhr ist 10 Meilen Nord-Nord- West von Kailua-Kona (Big Island) ein Erdbeben von 6,6 auf der nach oben offenen Moment-Magnitude-Skalaregistriert worden, wenige Minuten später folgten weitere Nachbeben von einer Stärke von 3,6-5,8 (07:29:05, 14 Meilen Nord-Nord-Ost von Kona) und 3,6 (08:19:59, 13 Meilen Nord-Ost von Kona) und weitere 50 über 1,9 auf der Skala. Damit ist allen Startern erneut deutlich gemacht worden, daß man in unmittelbarer Nachbarschaft von aktiven Vulkanen und instabilem Erdmantel sitzt (mehr zu aktuellen Beben auf Hawaii).

Am Pier gingen Scheiben in den umliegenden Hotels zu Bruch, Türen fielen an wenigen Stellen aus der Verankerung und der Pier selbst wackelte etwa 18-20 Sekunden lang merklich und wurde umgehend gesperrt und geräumt. Auch so mancher Hotelpool leerte sich durch Risse schlagartig.

Ich selbst war zu dem Zeitpunkt mit Wendy Ingraham, Heather Fuhr, Lori Bowden und Murphy Reinschreiber im Wasser. Wir haben wenige Minuten, bevor wir auf dem Rückweg von Roch Frey auf dem Surfboard informiert wurden eine starke Strömung gemerkt, die uns ordentlich durchgeschüttelt hat. Wendy Ingrahm wunderte sich auf dem Weg nach draußen noch, wo auf einmal die Wellen hergekommen waren: "Oh, that's today a bumpy!"

John Duke (CEO Triathlete Magazine): "Ich war gerade auf dem Weg ins Wasser, als Kai mit den Mädels rauskam und plötzlich die nächste Strömung einsetzte. Laßt uns mal ein bisschen vorpacken - man weiß ja nie. Auch wenn das Epi-Zentrum sehr nah ist."

Selbst bei uns im Appartment sind Fliesen abgeplatzt und Putz von der Wand gefallen. Normann Stadler erebte das Beben noch in seinem Zimmer: "Ich dachte die Decke kommt runter und es ist aus. Wir mußten alle das Hotel evakuieren." Faris Al-Sultan sieht es etwas gelassener und war weit genug vom Epi-Zentrum entfernt. "Ich war auf dem Weg zu einem Fernsehtermin, danach wollte ich schwimmen und die Haare schneiden lassen. Wir haben kaum da draußen in Waikola etwas gespürt."
Derzeit warten die Bewohner von Big Island und den Nachbarinseln natürlich auf weitere Infos. Der Strom war in manchen Bereichen für eine Stunde ausgefallen, das Handynetz (nicht alle Anbieter) und Telefonnetz ebenfalls und auch das TV ist auf Big Island down. Alles was Sirenen hat, ist oder war kurzzeitig unterwegs und auch die Hubschrauber fliegen in höherer Frequenz. Ebenfalls ziemlich erwischt hat es Hulihe`e Palace, gegenüber Moku'aikaua Kirche: Abgeplatzer Putz, meterlange Risse über den Balkonen und über den Türstürzen.

Seit 1983 ist auf Hawaii kein so großes Beben registriert worden. Das letzte große Erdbeben von 1868 mit einer Stärke von 7.1 richtete massive Schäden auf Hawaii an (mehr zur Geschichte der Erdbeben auf Hawaii).

Jetzt wartet ganz Kailua-Kona auf die Tsunamiwarnung und packt ein paar Sachen wie Reispässe und Co. zusammen. Allerdings ist es, wenn es keine Nachbeben geben sollte, die Wahrschenlichkeit sehr niedrig. Die Südküste von Oahu hat da eine andere Warnstufe zu verkraften. Ebenfalls mögich sind Erdrutsche, durch den vielen Regen der letzten Tage bedingt.

Indessen geht das normale Leben weiter, es wird fleissig über die wieder funktionierenden Handyleitungen mit der Heimat telefoniert und der sonnige Tag genossen. Jedoch hat jeder seine 7 Sachen (Paß, Geld, Sonnenbrille und Co.) griffbereit bei sich und in den nächsten Tagen besteht natürlich weiter Nachbeben- und damit auch leichte Tsunamigefahr.

Schlimmer hat es Hawi erwischt. Etliche Häuser wurden beschädigt und Felsbrocken liegen auf der Straße - Vollsperrung.

Vielen unbeschwert trainierenden Triathleten ist es wohl nicht so richtig bewußt, daß bei einem Beben mit einer solchen Stärke die Dauer für das Ausmaß der Zerstörung mitverantwortlich ist. Ein bis 2 Minuten, statt 20 Sekunden (trotz niedriger Bauart und Erdbebensicherheit) und das Drama wäre perfekt gewesen. Ob das Beben den Ironman am nächsten Samstag betrifft ist noch nicht abschließend geklärt. Derzeit kann man davon ausgehen, daß das Rennen ohne größere Probleme und Einschränkungen stattfinden kann und wird. Noch ist der Notstand ausgerufen, dann sind keine Rennen möglich.

Fotos: (c) 3athlon.de & USGS