Kai Baumgartner kommentiert den Ironman Hawaii Triathlon, Triathlon bei Olympia und den Lifestyle von Triathleten. Der vertiefende Blick auf weitere Ausdauersportarten, Sportpolitik und Doping gehört ebenso zum Pflichtprogramm, wie die Suche nach den Dingen hinter dem Tellerrand. Per Interview, Kommentar, Reportage in Wort, Podcast, Bild oder als Video.
Dienstag, 14. Oktober 2008
Disqualifiziert: Du bist Draußen! (gleiche Bedingungen für alle)
Konnte Böcherer in Frankfurt noch auf gütige Krampfrichter bauen, die ein Unterschreiten der 10 Meter-Abstandregel zunächst gerne mündlich abmahnten, sah es in Kona etwas anders aus. Informationen über das klare und knallharte Vorgehen sollten spätestens bei der Wettkampfbesprechung der Profis am Donnerstag angekommen sein. Auch ein Blick auf alte Ironman-DVDs oder NBC-Reportagen, die auch nicht vor Namen wie den des US-Amerikaners Tim DeBoom zurückschreckten sollte den Kona-Kurs klarmachen:
Lutschereien, auch nicht nur ein bisschen sind nicht gestattet. Auch die anderen Regeln sollte man verinnerlicht haben. Kampfrichterentscheidungen sind Tatsachenentscheidungen und Andreas Böcherer hat in diesem Fall berechtigte gelbe Karten erhalten und dann ohne Disqualifikation aufgegeben.
Eine Karte erhielt er nach Angaben aus seinem Umfeld wegen Littering (Umweltverschmutzung, da er seine Flasche nach der vorgesehenen, hunderte Meter langen „Dropzone“ abgeworfen hatte), dann zwei weitere wegen Draftings zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Die WTC-Offiziellen bestätigen allerdings drei Strafen wegen Draftings.
Böcherer gab schleißlich entnervt selbsttätig nach der 3. Verwarnung auf, weil er bei 3 Strafen im Nachgang disqualifiziert worden wäre. Er ist der einzige Profi im Rennen des Ironman 2008, der mehr als eine Penalty erhalten hat. Timo Bracht etwa hat nur eine Strafe erhalten, das Rennen auf dem Rad sauber beendet, dann aber die Penalty-Box nicht aufgesucht: Disqualifikation.
Die Strafen sind als gerecht und fair zu werten und man sollte nicht weiter darüber lamentieren und auf die ungerechten Kampfrichter schimpfen. Sie machen nur ihren Job, der Profi-Triathlet soll seinen Job machen.
Athleten wie Timo Bracht, haben ihre DQ anstandslos angenommen, obwohl er das wohl beste Kona-Rennen der letzten Jahre hinlegte und souverän in den Top 5 lag. Auch mit der Disqualifikation war die Medienwirksamkeit (schon im Vorfeld) durch seine guten Leistungen als bester Deutscher beim Heimrennen in Frankfurt garantiert. Dies ist der Unterschied zu Kona-Neulingen, die um Medienbeachtung kämpfen müssen, die ihre im Vorfeld gezeigten Leistungen auch vor einem Start honorieren. Dazu benötigt man 1-3 Starts mit Zielankunft in den Lavafeldern.
Selbst die Hannoveranerin Sandra Wallenhorst, mit Weltbestzeit der offiziellen Ironman-Eventserie angereist, stand nicht im Fokus der nationalen und internationalen Medien, obwohl sie klar zu den Kandidatinnen auf die Top 5 zuzurechnen war. NBC hat sich dann noch kurzfristig entschieden die Läuferin der Extraklasse mit in ihre Aufzeichungen vor dem Rennen aufzunehmen – ein weiser Schritt in Nachbetrachtung ihres starken ersten Auftritts auf Big Island hinter der 2008 nicht zu schlagenden Chrissie Wellington und der Niederländerin Yvonne Van Vlerken. Van Vlerken und Wallenhorst liegen in der Leistung dicht beieinander – spannende Rematchs der Kona-Treffens sind zukünftig fast garantiert.
Zurück zu den disqualifizierten Kona-Rookies: Newbies wie Böcherer kann man nur wärmstens ans Herz legen, nicht nur den Kurs zu studieren und sich in die richtige Startgruppe im Schwimmen zu stellen, abseits von Kanus mit den richtigen Anschwimmern oder inmitten von Frauen - sondern die Regeln auch als das zu nehmen was sie sind: Klare Gebote und Verbote. Es sind keine Empfehlungen, die halbherzig mit zugedrückten Augen umgesetzt werden. Schließlich ist das eine WM und kein Basar.
Die Härte dient allen Athleten gleichermaßen. Überlegungen und Unsicherheiten, was hinter einem als einsamen Reiter in den Lavafeldern passiert sind fast ausnahmslos egal. Die Sheriffs machen ihren Job und die Bedingungen sind weitgehend gleich. - ein ausdrückliches Ziel einer WM. Behrzigt man diese Regeln, dann klappt das auch mit dem Finish 2009 und mit etwas Arbeit und Talent auch dem Einzug in die Top 20, ohne Lamentiererei im Nachgang. Ich freue mich drauf…
Montag, 13. Oktober 2008
K-Swiss After-Party ein voller Erfolg, Lullus 2009? Nein!
Nachdem sich alle Besucher der Awards Party umgezogen oder getrocknet hatten ging es früher oder später auf die After-Party von K-Swiss ins Huggos. Da erstmalig Triathlete USA auf ihre angestammte Party in der Kona Brewery verzichtet hatte, gestaltete sich die K-Swiss BEHIND THE VELVET ROPES Party für geladene Gäste (RSVP) als voller Erfolg. Freie Verköstigung und die späte Aufweichung der zunächst sehr strikt gehandhabten Zugangsberechtigung stellte am frühen Abend die Business- und VI-Personen zufrieden und später hinzugestoßene Agegrouper lockerten das Ganze auf.
Während einige Altersklassenathleten früh ins gegenüberliegende Lullus einfielen und den Dancefloor attackierten zeigte Big Island seine unangenehme Seite. „It's the law, come on and get out of here“ - mit diesen und unsanfteren Worten schob man die restlichen Nachschwärmer deutlich ab 1:38 Uhr auf die Straße – immerhin 8 Minuten später als in den Jahren zuvor :-) Um 2:00 Uhr sollte der Laden schließlich geräumt sein. Zuvor wurde bereits das Huggos auf allerdings sehr freundliche Art geräumt, mit dem gleichen gesetzlichen Hintergrund.
Die auf dem Alii Drive in angenehmen Chill-out Gesprächen vertieften und darum ausharrenden kleinen Trüppchen bekamen trotz ausschließlich leisester Lautstärke als Geschenk plötzlich Zitronenviertel aus dem ein Stock höher gelegenen Lullus an den Kopf geworfen. „Das geht hier jedes Jahr so. Da haben sie schon Probleme die Hotels vollzubekommen und benehmen sich so daneben“ ärgerte sich ein prominenter Profi aus Deutschland, dessen Beine auf Grund seines Rennverlaufs wenige Minuten zuvor unglaublich locker über die Tanzfläche geflogen waren ;-)
Daher sind wir in kleiner Gruppe übereingekommen im nächsten Jahr das Lullus komplett zu boykottieren und im Vorfeld des Ironman 2009 dieses Ziel klar zu kommunizieren.
Stimmungsvolle Awards Party, buchstäblich ins Wasser gefallen
Vater und Sohn Hoydt haben Geschichte des Triathlons geschrieben und auch in der Geschichte des Ironman Hawaii Triathlons und der traditionsreichen NBC-Übertragung neue Kapitel aufgeschlagen. Rick aka Ricky Hoydt, der gerne auf das Ypsilon in der Koseform seines Vornames verzichtet („Mein Name ist Rick“) verlas unter Nutzung eines Sprachcomputers seinen sportlichen Werdegang und den seines Vaters zu einem der bekanntesten Sportlerduos Amerikas mit fast 1.000 Starts bei Ausdauerwettkämpfen. Dick führte zuvor eine kurze einleitende Rede und zeichnete den Werdegang der besonderen Beziehung der beiden zum Sport und Triathlon im Speziellen.
Rick, nach einem Geburtsfehler mit schlecht liegender Nabelschnur unter Sauerstoffmangel mit einer Schädigung des Gehirns geboren, wurde eine Zukunft analog eines Gemüses (eng. Vegetable) von den Ärzten vorhergesagt, verbunden mit der Empfehlung den Sohn in dauerhafte Pflege abzugeben. Die Hoydts haben das nicht getan und bereuen offensichtlich keinen ihrer gemeinsamen Tage. Mehrfach fragte sich der sichtlich amüsierte Schwergeschädigte über diese Metapher eines Gemüses und fragte nach der richtigen Klassifizierung.
Schon während dieser Rede setzte phasenweise monsunartiger Regen ein, den die über 2.000 Anwesenden geduldig ertrugen, obwohl sie mittlerweile bis unter die Zehennägel aufgeweicht waren. Doch nach der kaum mehr durch den Regen und aussetzende Mikrofone verständlichen Rede der Britin Chrissie Wellington musste Craig Alexander als frischgebackener Weltmeister auf seine Ansprache verzichten. Dabei hat mich „Crowie“ noch vorher nach der rechten Länge einer „guten Rede“ gefragt. „Eine gute Rede darf gerne 8 bis 12 Minuten dauern“ habe ich gesagt und sollte auch einen Blick weiter zurück in die sportlichen Anfänge und wichtige Anekdoten beinhalten. 2 oder 20 Minuten hat die Awards Party aber auch schon erlebt. „Ich glaube meine ist so 5 bis 8 Minuten lang. Ich möchte die Leute nicht langweilen, ich habe mir auch ein paar Notizen gemacht“ entgegnete einer der bodenständigsten Weltmeister, die Kona je gesehen hat. Wenngleich Aussie Alexander die Rede nicht mehr vor dem Publikum halten konnte – wird sie vielleicht doch noch gehalten und weitergegeben werden.
Jochen die Null ;-)
Neben den vielen historischen Profibilder eine Ehre von Dauer. Jochen - selbst fast auf Big Island hängengeblieben - kümmert sich auch um Personal Training rund um Triathlon und Ausdauersport. Unter http://www.konatraining.com/ ist er erreichbar...
Sonntag, 12. Oktober 2008
Chrissie Wellington und Craig Alexander sind Weltmeister im Ironman Hawaii Triathlon 2008
Craig Alexander aus Australien hat seinem Vizetitel aus dem Vorjahr die Königskrone folgen lassen. Er gewann vor Saisondurchstarter Eneko Llanos Burguera aus Spanien und Rutger Beke aus Belgien. Für gute Ergebnisse sorgten auch bei den Männern die Schweizer. Ronnie Schildknecht wurde noch vor Mathias Hecht (8.) Vierter. Bester Deutscher wurde Faris Al-Sultan (11.) vor Normann Stadler (12.). Timo Bracht wurde als 5. nach dem Rennen wegen Missachtung einer Zeitstrafe disqualifiziert (Bericht Herrenrennen).
Ein echter Ironman
Jona Rechsteiner ist endlich angekommen, ein echter Ironman. Die Fruchtblase ist pünktlich zum Start geplatzt (18:45 Uhr, MEZ. Um 2:27 Uhr konnten wir ihn dann in Empfang nehmen.“ Allen Beteiligten geht es gut. „Der Ironman ist komplett an mir vorbeigegangen, werde mir die Aufzeichnung im ZDF anschauen“ lautet die Botschaft aus Kassel. Herzlichen Glückwunsch sagen wir doch da dem zukünftigen Ironman 2033 und seiner Familie…
Bester Agegrouper Overall, Clemens Coenen hat Wette gewonnen
Das Rennen im Rennen um den besten Altersklassensportler gewonnen hat jedoch der Lemgoer. Für 180km Radfahren, 42km Laufen und die Kleinigkeit von 3,8km Schwimmen vorweg benötigte er auf Rang 21 liegend ganze 8:52:36 Stunden. Mit seinen Splitzeiten von 55:18 Minuten für das Schwimmen, 4:50:16 Stunden Radfahren und 3:02:24 Stunden für den Marathon reihte sich der sich in allen Disziplinen ausgewogene Athlet hinter Neuprofi Christan Brader (8:50:08) und noch vor illustren Namen wie Marino Vanhoenacker, Bryan Rhodes, Chris Lieto, Steffen Liebetrau, Luke McKenzie, Petr Vabrousek und Co. aus dem Lager der Voll-Profis ein.
Schmoll war unmerklich länger unterwegs. Er benötigte 9:09:36 Stunden (0:52:34 - 5:08:57 - 3:03:04) und beendete den Ironman Hawaii als drittbester Deutscher hinter den schnellen Agegroupern Patrick Wallimann aus Alpnach-Dorf (SUI, 9:01:16) und Stefan Werner aus Bocholt (GER, 9:05.17) als 44. der Gesamtwertung und siebter aller Alterklassenathleten.
Beste weibliche Altersklassenathletin wurde Wendy Mader in 9:53:51 Stunden aus Fort Collins, Colorado.
Samstag, 11. Oktober 2008
Liveübertragung Ford Ironman Hawaii Triathlon World Championship
Wie am Renntag bewegen?
Im ungünstigen Fall bleibt einem wohl nur der Fußmarsch oder der Daumen.
Grundsätzlich kann man, sofern man nicht bei einem der verschiedenen großen Reiseanbieter ein Komplettpaket gebucht hat gut mit dem Alii Shuttle (Hele On Bus) oder einem der Kaffeefahrt-Tingeltangel-Touren ganz gut vorwärts kommen. Beim Hele On muß man schlicht irgendwo an der Strecke stehen und sich dem Fahrer bemerkbar machen. Die Zeiten können der Grafik entnommen werden.
Der klassische Leihwagen, ob roter Jeep oder weißer Chrysler ist natürlich auch möglich. Bereits ab dem Airport kann man zuschlagen. Oft empfand ich DOLLAR als Vermieter mit den besten Angeboten, die großen Ketten wir Hertz, Avis und Co. haben aber auch immer bezahlbare Angebote.
Mein Geheimtip ist aber der Kauf eines Mopeds, weil es definitiv flexibel ist. Man kann aber auch in einem der großen Supermärkte auch ein MTB kaufen (z.B. Costco, ab 199 US$).
Wer gewinnt den Ironman Hawaii 2008?
Christoph Fürleger analysiert das Schwimmen und Taktikvarianten vor dem Ironman Hawaii 2008.
Freitag, 10. Oktober 2008
Das Prinzip Hoffnung, Gedanken zum Doping im Sport und Triathlon
Unter den Radlern, deren Proben man nach der Tour mit verfeinerten Methoden ein weiteres Mal „nachuntersucht“ hat, ist einer von dem man es befürchtet hatte, aber, wie so oft mal wieder nicht glauben wollte. Ausgerechnet die „Gerolsteiner“ Überraschungszeitfahrmaschine Stefan Schumacher soll diesen Sommer auf dem Epoprodukt der dritten Generation „CERA“ unterwegs gewesen sein, weitere unerfreuliche Neuigkeiten haben möglicherweise auch noch andere Teams zu erwarten, denn die Analysen sind anscheinend noch lange nicht abgeschlossen.
Super, kaum drei Wochen ist es her und wir haben erfahren, dass der vermutlich erfolgreichste Dopingbetrüger der Radsportgeschichte, der Tour de France Dauerchampion und Ex-Triathlet Lance Armstrong wieder die Tour fahren, nein, gewinnen will. Die UCI findet auch, dass der Amerikaner ein echtes Aushängeschild für den Sport ist und erteilt ihm eine Sondergenehmigung für die Tour Down Under in Australien, an der er eigentlich wegen zu später Anmeldung beim Dopingkontrollsystem nicht hätte teilnehmen dürfen.
Und damit nicht genug, wie immer wenn dass Thema Doping mal wieder in die Schlagzeilen und damit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zappt, läuft es darauf hinaus, dass man mit interessierten Zeitgenossen, Arbeitskollegen, entfernten Verwandten und Sportsfreunden alles zum 100.000ten Mal durchkauen muss. In diesen Diskussionen fällt stellt sich immer wieder heraus, dass es mehr oder weniger zwei grundsätzliche Sichtweisen zum Thema gibt.
Die einen, wir nennen sie die „Abgezockten“ (manche nennen sie Realisten), sind eigentlich sicher, dass in allen professionell betriebenen Sportarten beschissen wird, was das Zeug hält. Jede Spitzenleistung wird von den Abgezockten grundsätzlich mit dem Sperrvermerk „na ja, ist ja ganz nett, aber der (oder die) ist doch sowieso voll bis oben hin“ versehen.
Für die „Optimisten“ (oder Romatiker) gilt seit Jahren im Bezug auf Doping das Prinzip Hoffnung. Egal wer und wie viele womit auch immer erwischt werden, und egal in welcher Sportart die Sünder unterwegs waren, der Optimist glaubt immer weiter fest daran, dass die Möglichkeit besteht das Rennen auch sauber, ohne den Einsatz unerlaubter Hilfsmittel zu gewinnen, und arbeitet deshalb grundsätzlich mit der Unschuldsvermutung. Einen Ironmansieger, am besten einen aus den „eigenen Reihen“ möchte man feiern, man möchte mitfiebern und man will mit ein wenig Gänsehaut dabei zusehen wie die Sieger nach vollbrachter Spitzenleistung freudestrahlend über die Ziellinie kommen.
Denn die Freude am Sport an der Leistung und auch am Erfolg (und damit ist nicht zwangsläufig ein Sieg gemeint) ist das, was die Faszination ausmacht und was Pros und Amateure gemeinsam haben. Was Amateure und Pros auch gemeinsam haben sind gleiche Spielregeln, denn es ist die Grundidee einer jeden Sportart, dass man sich im fairen Wettstreit in einem Spiel mit festen Regeln misst, und über Sieg oder Niederlage entscheidet, was man in diesem gegeben Rahmen im Vergleich zu den anderen aus seinen Körper herausholen kann. Topathleten, die es schaffen Leistungen zu bringen die manchen Hobbysportlern utopisch erscheinen werden aber besonders auch als spezielle Persönlichkeiten wahrgenommen. Jeder Dopingsünder bedeutet deshalb für die Optimisten eine echte Enttäuschung, vor allem wenn es sich bei den Athleten um Persönlichkeiten handelt, die Vorbilder oder Sympathieträger sind.
Die „Abgezockten“ sind in der Regel weniger emotional und deshalb ist es für sie auch keine besonders Ereigniss, wenn in der Zeitung oder im Fernsehen mittlerweile im Wochenrythmus eine Dopingsau enttarnt und durch das Dorf der Medienschaffenden getrieben wird, denn sie haben es ja sowieso schon immer gesagt. Die Abgezockten sind vermutlich näher an der Realität, denn sie haben die besseren Argumente, zum Beispiel „Es geht um Geld, da spielt Moral keine Rolle“.
Vor ein paar Jahren haben wir noch gedacht, dass gutes Doping so teuer ist, dass es sich vermutlich beim vor allem im Verhältnis zum Trainingsaufwand geringen Einkommen von Profitriathleten nicht rechnet. Heute sind viele Substanzen billiger geworden und die Geldbörsen größer geworden sind. Einige prominente Fälle haben uns gezeigt, dass Moral manchmal doch weniger Wert ist als Geld, vor allem, wenn auch noch der unbedingte Siegeswille von der Moral abgekoppelt wird. Moral hat häufig sogar einen noch geringeren Stellenwert als kurzfristige Erfolgserlebnisse.
Eigentlich hättet ihr es wissen müssen, sagen die „Abgezockten“ in den Diskussionen auf 3athlon.info: „Bei euch Triathleten ist Sportbetrug doch bereits im Amateurbereich ein absolutes Massenphänomen“. Damit sprechen sie die Windschattenproblematik an, und ganz unrecht haben sie nicht, denn die meisten von uns, zumindest die die sich nichts vormachen, wissen ziemlich genau, was auf einer Langdistanz mit hoher Teilnehmerdichte passiert, wenn die Kampfrichter nicht konsequent durchgreifen und es den Anschein hat, dass man möglicherweise straffrei davon kommt.
Und traurigerweise geht es für die große Mehrzahl derjenigen, die sich in einer solchen Situation zum Windschattenfahren und damit zum Betrug an den regelkonform agierenden Konkurrenten hinreißen lassen, noch nicht mal um Geld, sondern meisten „nur“ um Ruhm und Ehre, eine gute Zeit, oder um einen Kona-Slot. Aber dafür würden manche sogar töten, oder?
Notorische Windschattenfahrer haben kein Recht Athleten zu verurteilen, die sich mit EPO, CERA, Insulin, Eigenblut oder Hormoncocktails in Topform bringen, denn auch wenn sich das Strafmaß stark unterscheidet, es gibt keinen wirklich kategorischen Unterschied zwischen Windschattenfahren, Streckenabkürzen, körperlicher Gewalt im Wasser auf der einen Seite und Spritzen auf der anderen, denn durch alle verschiedenen Veraltensweisen werden faire, hart trainierende Konkurrenten um die Früchte ihrer Trainingseinheiten gebracht!
Zum Glück sind positive Dopingfälle im Triathlon, im Vergleich zum Radsport noch keine Routine. Allerdings ist es nicht so einfach zu beurteilen warum. Liegt es daran, daß die Athleten integrer und sauberer unterwegs sind, als im Radsport, oder ist es vielleicht einfach nur so, dass noch kein hochorganisiertes und gut finanziertes Kontrollsystem vor allem für die Gesamtheit der Ironman-Athleten und der gesamten Leistungssporteben unterhalb des ITU World Cups gibt.
Was den Triathlon angeht sind und bleiben wir (hoffnungslose) Optimisten, denn während für Sportarten in denen man sich auf Grund mangelnder Erfahrung nicht richtig gut auskennt, die Haltung der Optimisten mehr oder weniger auf reinem Wunschdenken beruht, kann man in der „eigenen Sportart“ etwas genauer beurteilen kann, wo denn vermutlich die Grenzen dessen liegen was durch die Kombination aus einer geeigneten genetischen Prädisposition und jahrelangem, konsequenten und verletzungsfreiem harten Training erreicht werden kann. Aus diesem komplett subjektiven Blickwinkel heraus bin ich fest davon überzeugt, dass sich die derzeit von den Topathleten im Ironman abgelieferten Leistungen alle mit dem richtigen Talent, viel Erfahrung und noch mehr konsequenter, harter Trainingsarbeit realisieren lassen.
Das heißt nicht, dass nicht möglicherweise einige Leute trotzdem versuchen sich die Sache leichter zu machen, so wie auch die Windschattenfahrer es immer wieder probieren, aber es verhindert, dass wir vom Optimisten zum Abgezockten werden, denn solange nicht das Gegenteil bewiesen ist gilt die Unschuldsvermutung und das Prinzip Hoffnung, dass in unserem Sport die meisten Champions ohne verbotene Pharmatricksereien ihre Leistung bringen.
Skeptisch stimmen natürlich immer Leistungssprünge, wie sie derzeit in der Frauenspitze anzutreffen sind. Die richtige Antwort wäre ein weltumspannendes sinnvolles Anti-Doping-System, das für den Ironman gesprochen, Hand in Hand mit den Agenturen und Verbänden arbeiten muss. Eine der großen Aufgaben der neuen Ironman-Besitzer.
Rühmliche Eigeninitaitiven, wie die „Eisernen Transparenz“ des Ironman Germany 70.3 Wiesbaden und Ironman Frankfurt mit einem eigenen der NADA unterstellten Kontrollpool von Athleten, einer Blutdatenbank und unabhängigen Kontrollen sind lobenswert. Dennoch muss auch hier dringend die Frequenz der Tests im Training erhöht werden.Das Team der Dresdner Kleinwort geht in den Kontrolldichte noch einen Schritt weiter und ist lobenswert auch völlig dem nationalen Verbänden unterworfen.
Jetzt liegt es an den Veranstaltern, Sponsoren, den Fachverbänden und auch den Anti-Doping Agenturen den Rahmen für die Glaubwürdigkeit des Sports und damit auch seiner wirtschaftlichen und moralischen Werthaltigkeit zu stabilisieren und weiter zu erhöhen. Abgekapselte Trainingsgruppen, unerreichbar für internationale Dopingkontrolleure oder wie bei Olympia offensichtlich bei einigen Verbänden geschehen telefonisch vorangekündigte „unangekündigte Trainingskontrollen“ konterkarieren alle Bemühungen ehrlich und sauber zu werden und zu bleiben.
Aloha sagen Holgi und Kai und wir freuen uns auf das Rennen am Samstag: 1 x Schlafen noch...
Tipps zur Renntaktik, wie den Marathon laufen?
Für den Ironman Hawaii gilt aber eines auf alle Fälle: Suche den ebenen Straßenbelag und bleibe dort! Die Straßen insbesondere auf dem Alii Drive sind an den Seitenrändern derart abgesenkt, daß man überlegen sollte die paar lange Läufe, die es vor dem Rennen benötigt auf dem Highway oder auf höher gelegen Trassen von Big Island zurückzulegen. Ist dies keine Option, dann sollte man zumindest auf dem Hin-und Rückweg die asymmetrischen Belastungen ausgleichen oder auf einer Strecke öfters die Straßenseite wechseln. Die Orthopädie wird es danken und die Gefahr eines Knockouts vor dem eigentlichen Rennen ist drastisch minimiert.
Stimmen der Pressekonferenz
Der Australier und Ironmanlive-Host Greg Welch eröffnete die Pressekonferenz und stellte die Profis auf gewohnt lustiger aber nachhaltiger Weise vor. Die abschließende offene Fragrunde beschäftigte sich hauptsächlich mit den alten Rivalitäten zwischen Weltmeister Chris McCormack und Normann Stadler. Schnell zeichnete sich aber auch eine Gesprächsrunde über Außenseiter, wie Andy Potts und die schnellen Frauenzeiten dieser Saison ab.
Chris McCormack (AUS): „Es ist erstaunlich, ich bin das 7. Mal hier. Jedes Jahr lerne ich dazu. Letztes Jahr war irgendwie die Summe aus den letzten Jahren. Ich habe viel Respekt vor dem Ironman Hawaii und bin mit den Bildern aus Kona aufgewachsen. Die wundervolle TV-Übertragung der NBC hat viel damit zu tun. Ich liebe das Rennen, es ist mein absoluter Top-Triathlon. Jeder möchte das Rennen gewinnen.
Jetzt sind wir nur noch zwei Tage entfernt. Ich habe großen Respekt vor Normann Stadler, er zwingt mich in Kona zu Bestleistungen. 2006 hat er mich zu meinem besten Rennen je hier angetrieben und ich wurde mit 71 Sekunden Rückstand Zweiter. Eneko Llanos ist ebenfalls gereift. Er hat mich mit den Ergebnissen in Wildflower und auch den anderen des Jahres beeindruckt. In Frankfurt hat er mich zwischenzeitlich abgehangen und ich habe ihn in wirklich guter Form noch anfangen können. Er mag heißes Wetter, eine gefährliche Kombination hier auf Big Island.”
Chrissie Wellington (GBR): „Ich bin furchtbar aufgeregt, wieder hier zu sein. Letztes Jahr bin ich blind und ohne Vorerfahrung gekommen. In diesem Jahr ist mir der Stellenwert des Ironman Hawaii bewusst. Ich hatte eine sehr gute Saison mit guten Ergebnissen.
Es sind viele starke Frauen am Start, daher kann man nicht davon ausgehen, dass es ein leichtes Rennen wird. Ich denke, es wird ein spannendes Rennen. Ich werde mich aber auch zukünftig nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Ich kann schneller laufen, als im letzten Jahr, das gibt mir Zuversicht. Es hat mir auch Zuversicht gegeben, dass ich [Yvonne] Van Vlerken in diesem Jahr förmlich zerschmettert habe.”
Craig Alexander (AUS): „Ich habe kleine Änderungen in diesem Jahr vorgenommen, da ich noch nicht so viel Erfahrung habe. Ich habe mehr Umfänge eingebaut – insbesondere auf dem Rad und auch beim Laufen. Ich musste mich auch mehr um die Ernährung kümmern, da sie auf der Langstrecke sehr viel wichtiger ist als auf den kurzen Strecken Man muss sich mit der Ernährung und dem Pacing auseinandersetzen. Zudem ist die mentale Dimension nicht zu unterschätzen, wie es erfahrene Athleten, wie Normann [Stadler]und Chris [MCormack] angedeutet haben.“
Torbjörn Sindballe (DEN): „Ich bin bereit Normann auf dem Rad herauszufordern. Am liebsten wäre ich alleine, da Normann und ich andere Herangehensweise auf der Radstrecke haben. Ich habe alle drei Disziplinen verbessert. Mein Fokus lag auf dem Schwimmen und ich habe mich nach einer längeren Verletzungspause im Frühjahr neu sortiert und mit dem Laufen gesteigert. Das Wetter tangiert mich natürlich. Wenn es sehr feucht ist, habe ich Probleme aber ich habe es besser im Griff als im letzten Jahr. Ich mache mir auch keine richtigen Sorgen um die starken Schwimmer, wie Potts – auch wenn der Kurs ihm liegen könnte. Trotz allem ist er ein Darkhorse, ein Favoritenschreck. Die neue Regelauslegung, dass es keine mündlichen Warnungen mehr vorab gibt sollte das Rennen noch fairer machen.“
Marino Vanhoenacker (BEL): „Ich bin gut vorbereitet und hoffe im nächsten Jahr mit Startnummer 1 hier zu sitzen.“
Normann Stadler (GER): „Ich habe gut trainiert, ich bin soweit. Ich bin gesund und habe wie in den letzten 9 Jahren 6 Wochen in San Diego mit meinen Teammitgliedern der Dresdner Kleinwort trainiert. Sie pushen mich jeden Tag und es ist wie ein zweiter Frühling. Ich bin das Comeback des Jahres. Ich freue mich auf mein Comeback. Seit 2006 habe ich keinen Ironman mehr nach Hause gebracht.“
Donnerstag, 9. Oktober 2008
Liegt der Schwimmrekord in der Luft?
Allerdings benötigt man dafür perfekte Bedingungen. Diese beinhalten gute Sicht und gute Führungsarbeit auf dem Kanu, geringer Wellengang und wenig Strömung. Dazu gehört auch die effektive Zusammenarbeit des Duos. Diese könnte auch noch auf der Radstrecke länger als erwartet andauern. Potts mit einem Rennen vom letzten Wochenende gegen $ in den Knochen gilt auf den kurzen Distanzen als ernstzunehmend harter Biker – allerdings hat er sich weder im Training, noch im Wettkampf an die langen Strecken herangetastet. Am Samstagmorgen gegen 7:32 ist zumindest eines bekannt: Ist der Schwimmrekord gefallen und wer hält ihn?
Powerbar Breakfast mit Gesangseinlage und Vorstellung von Powerbar Gel Blasts
Arnett hielt eine kurze Ansprache zum 30jährigen Jubiläum des Ironman Hawaii Triathlons und verwies auf die lange Geschichte von Powerbar im Ausdauersport. Powerbar, entstanden vor rund 25 Jahren in einer kleinen Küche in Berkley ist zum marktbeeinflussenden Ernährungsprodukt gewachsen, das in enger Zusammenarbeit mit den Athleten des Powerbar Team Elite stetig weiterentwickelt wird. Eines der neuen Produkt sind Powerbar Gel-Blasts, kleine gelartige Gummibonbons, die eine neue überaus leckere Darreichungsform von C2MAX darstellen.
Interview mit Clemens Coenen und Daniel Schmoll, wird Chrissie Wellington die beiden Agies erst weghauen und dann verputzen? (Ironman Hawaii 2008)
World Triathlon Corporation mit Nachwuchsserie in den USA
IronKids wurde vor über einer Dekade an die Sara Lee Corporation veräussert und im Zuge der Neugestaltung der WTC zurückerworben. Am IronKids Programm teilgenommen haben schon der Olympionike Hunter Kemper (USA) und der siebfache Tour de France Gewinner Lance Armstrong (USA).
A propos Style, die Sache mit den Speedos und den Locals
Am Pier mögen enge Speedos für Männer akzeptabel sein, doch schon auf dem Weg in die Stadt, sollte man als Gast den Landessitten folgen und diese sehen im Falle von Männern T-Shirts oder freien Oberkörper und Board Shorts vor – beides möglichst groß und auf jeden Fall sehr „baggy“. Was dem Kane recht ist der Wahine, dem weiblichen Pendant billig: Hier darf es ganz macholike durchaus knapp, knapper am knappsten sein.
Mittwoch, 8. Oktober 2008
Style Fragen
Am Sonntagnachmittag, auf ORF etwas früher als in den ersten beiden Reihen des deutschen Fernsehens, wartet dann, wenn man es bis dahin aus dem Bett geschafft hat, das verdiente visuelle Leckerchen - die Zusammenfassung. Der Bericht am Sonntag dient zumindest für die Online-Junkies nur noch der entspannten Fernwehpflege nach dem Motto, „Was meinst du Schatz, soll ichs nächstes Jahr nochmal probieren?“, denn die Platzierungen und Split-Zeiten der ersten 30 Athleten hat man ja in der Nacht bereits ausgewertet und selbstverständlich auswendig gelernt, um beim Schwimmtraining am Montagabend mit gewohnt legendärer Detailkenntnis zu glänzen.
Wie gesagt, wenn es keine Live-Bilder gibt, bei denen man, wie vor kurzem bei Frodos unvergleichlichem Hammerrennen in Peking, auf dem Sofa vor Aufregung mehrere Flaschen eiskaltes blaues Gatorade verschüttete, dann muss man sich bei der Zusammenfassung wohl oder übel auf andere Dinge konzentrieren. Einen erfreulichen Kontrast zur öden, schwarzen Lavawüste bilden seit Anbeginn der Triathlonzeitrechnung die wunderbar exotischen, und vielfältigen Outfits der tapferen Gladiatoren, und waren und sind wichtige Eyecatcher in jedem professionell produzierten TV-Beitrag zu einem Ironman.
Es ist nämlich keineswegs so, wie der unbedarfte „Zivilist“ normalerweise denkt, wenn er das erste Mal von einer Sportart hört, bei der bereits der ambitionierte Freizeitsportler eine wöchentliche Trainingszeit im zweistelligen Bereich vorweisen kann, nämlich, dass diese eisenharten Athleten froh sein können, wenn sich zwischen das ganze Training noch ein bisschen Broterwerb, Nahrungsaufnahme und eventuell, hin und wieder, ein wenig Schlaf quetschen lässt. Weit gefehlt, denn auch wenn es bei ersten Hinsehen vielleicht nicht so aussieht, die meisten Triathleten verwenden einen signifikanten Teil ihrer kostbaren (Frei)zeit für ihr „Styling“.
Exzentrische Rennbekleidung ist eine historische Errungenschaft unserer Sportart, und geht vermutlich auf einige der frühen Protagonisten zurück. Ultraknappe Speedos und Tops waren Jungs wie Scott Tinley oder Kenny Souza einfach nicht cool genug, es mussten auch noch grauenhafte Graffiti-Prints auf die knappen Fummel, und auf gar keinen Fall durfte das ganze farblich mit den zumeist neonpinken, thermonuclearprotection Oakley Blades und en Schuhen harmonieren.
Neonpink kann aber auch ganz gut aussehen...dabei denke ich mit einem Hauch von Wehmut die jungen, knackigen Zeiten einer großen Stilikone der Triathletenzunft. Fernanda Keller war es, die in den späten 80ern eindrucksvoll vorführte wie gut ein sehr, sehr wirklich sehr knapper pinker Bikini auf einem sonnenverwöhnten brasilianischen Hintern aussieht. Wie dem auch sei, in den 80ern war es immer ein kleines Spießrutenlaufen, wenn man mit seinem sorgfältig zusammengekauften „Scott Tinley Lookalike“-Outfit auf einer ostwestfälischen Volkslaufveranstaltung auftauchte.
Denn selbst wenn am Sonntagvormittag die Sonne schon mit Vollgas vom Himmel dröhnte, und man es selbst im Schatten kaum aushalten konnte. Man wurde schief angeschaut, wenn man sich in Badehose und mit gelben Sock Racern an den Füssen neben die etablierte „Provinzlaufprominenz“ in die erste Reihe stellen wollte. Dass man in einem solchen Dress in der Triathlon Szene im Mainstream unterwegs war konnten die unwissenden Läuferwichte, die Chucky V vermutlich für den Bassisten von Black Flag halten würden, wenn sie ihm in San Diego auf der Straße begegnen damals nicht wissen. Vermutlich hatte ihnen metholbasiertes Massageöl das Hirn vernebelt.
Mittlerweile haben die Läufer sich angepasst und modernisiert, sie haben (von finnischen Triathleten „salonfähig“ gemachte) Gürtel mit kleinen Trinkflaschen, die es mittlerweile im Runnerspoint gibt, sie essen Powerbars und Gels (aus der Sportabteilung im Kaufhof) - und, es ist traurig aber wahr: Sie tragen Nasenpflaster und Kompressionsstrümpfe. Was die (meisten) Läufer allerdings noch immer nicht verstanden haben, es geht hier nicht immer nur um Funktion, es geht um Style und Lebensgefühl, und deshalb werden sie den Triathleten was Coolness angeht für alle Zeiten hinterher laufen.
(Bild: tri-express.de)
Noch besser als durch farblich angepasste und möglichst radikal-funktionelle Rennbekleidung, kommuniziert man triathletische Vibes immer noch mit dem Pre-Race-Outfit. Während man im Bereich der Rennbekleidung, zumindest, wenn man ambitioniert unterwegs ist, aus funktionellen, speziell auch aerodynamischen Gründen auf die begrenzte Produktpalette einiger Triathlon-Bekleidungshersteller angewiesen ist, kann man beim Pre-Race-Outfit seiner Phantasie und Persönlichkeit freien Lauf lassen.
Beim Pre-Race-Outfit ist besonders in den letzten Jahren ein Trend zur Hang-Loose Mode garniert mit subtilen Zitaten aus der Welt des modernen Hightech Athleten angesagt. Besonders gut lassen sich die entsprechend Trends auf den „Laufstegen“ der Triathlonszene, den Messen am Rande der großen Ironman Veranstaltungen studieren.
Die Athleten befinden sich in einer Taperphase in der das morgendliche Schwimmtraining ausfällt und so gibt es genug Zeit um vor dem Spiegel ein wenig zu optimieren, bevor man sich auf den Weg macht um auf der Messe noch schnell ein paar Ersatzventiladapter und Erdbeer-Powergels zu besorgen. Wenn es das Wetter zulässt, wählen viele Athleten für diesen Zweck entweder (als Hightech Zitat) einen Nike Free Schuh und kombinieren diesen mit einer möglichst lässigen "“Toes to the Nose“ Surfshorts. Für die die lieber gleich in Konastyle konformen FlipFlops herumschlappen, bietet es sich, vor allem bei etwas kühlerer Witterung, das HighTech Zitat etwas nach oben zu verlegen und unter den Boardshorts einfach ein paar Beinlinge zu tragen.
Um nicht als übermäßig nervöser Rookie, sondern als abgebrühter Veteran rüberzukommen empfiehlt es sich, die zur notwendigen Hydratation unverzichtbaren Elektrolytgetränke im Rucksack (nein, nicht der den man bei der Startnummernausgabe bekommen hat, sondern den von Embrun 1987) verstecken und stattdessen ständig eine halbvolle Grand Latte von Starbucks („du weisst ja, ich brauch morgens erstmal, 17 Tassen Kaffe sonst komm ich nicht in Schwung“) mit sich herumzutragen.
Oben rum trägt man am besten ein Funktions-Longsleeve mit ein paar achtlos aufgetackerten Powerbaraufnähern und hochgekrempelten Ärmeln unter einem halboffenen kurzärmligen Hawaiihemd, dass - es sei denn man ist Hannes B, - eher dezent gemustert daherkommen sollte. Auf der Brust darf auch gerne ein CNC-gefrästes Leitröllchen oder alternativ ein stilisierter Fischhaken aus südpazifischen Pottwalknochen getragen werden. Als Kopfbedeckung kommen, besonders bei großer Hitze besonders lässig wirkende, Wollstrickmützen von Independent Skatepunk Lables, oder von zahlreichen Wettkampfreisen in jeden Winkel der Welt abgewetzte Schlapphüte in Frage, oder wenn der Rest des Outfits noch keine „watch out ich bin Tiathlet“ Hinweise für Insider enthält auch gerne eine seltene Rip and Hammer oder eine Oakley Kappe von 1986. Bei der Sonnenbrille gibt es keine Regeln, aber auch hier sollte man sich von etablierten Lables abwenden, wenn man nicht allzu Mainstreamig rüberkommen möchte.
Ich finde das Pre-Race-Outfit ist eine gute Erfindung, denn anders als die ganzen Triathlon Messestände die irgendwann zwangsläufig langweilig werden, gibt es immer wieder spannende, innovative Styles zu sehen, außerdem gibt‘s auf der Messe keine Kameras und wir können dieses Spielchen sozusagen „unter uns“ spielen.
Ein bisschen lästig sind die hoffnungslosen Exzentriker die vor dem Rennen kaum auffallen und dann am TagX vor laufender Kamera modisch ganz, ganz vorne sein möchten. Manche von denen tragen Handschuhe beim Laufen, die anderen lächerliche Netzstrümpfe. Letztes Jahr, da hatte sich der Typ der als erstes über die Ziellinie gehüpft ist sogar einen Haufen Schwämme ins Oberteil gestopft – vom Drittplatzierten jährlich mehr verhüllten Dänen ganz zu schweigen.
Wir dürfen also gespannt sein, was die Zusammenfassung am Sonntag dieses Jahr bietet, denn am Montag bei der Arbeit kommen dann die Kollegen mit den Fragen „hör mal du machst doch auch so was hin und wieder, du läuft aber nicht in Strümpfen und mit Handschuhen und hast Sponge Bobs im Oberteil?....“
Interview mit Chris McCormack, Normann und ich sind reifer geworden.
Ironman Expo #1
Interview mit Chrissie Wellington, ich respektiere Kona und meine Gegnerinnen, ich habe aber keine Angst..
Die Sonne brennt
Dienstag, 7. Oktober 2008
Interview Faris Al-Sultan, Hawaii Champion mit Unsicherheiten
Abzweig Kona Coffee nicht verpassen
Navy Seal David Goggins on a mission
David ist ehemaliger Navy Seal, Sonderkommando mit vielen Einsätzen hinter den feindlichen Linien. Auf die Frage nach seinen Aufträgen und Berufsalltag wird man wohl meist ein „Du willst gar nicht wissen, was ich gemacht habe“ erhalten und dabei sollte man es dann auch belassen. David ist ein supernetter Typ und passt nicht so richtig zum beinharten Killer, der in der Ausbildung ruhig einmal mit Flossen und vollem Gepäck ausgerüstet irgendwo vor der Küste von San Diego aus dem Helikopter springt, um dann stundenlang in Rückenlage, den kiloschweren Rucksack auf Brust und Bauch geschnallt Richtung Ziel zu stampfen.
David, der optisch schon eine klare Ansage macht, wo er herkommt (Kraftsport) ist mittlerweile aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und hat sich zum Ausbilder weitergebildet. Er hat jetzt die neuen Aktiven unter seinen Fittichen und beklagt das verschwindende körperliche Fitnessniveau der Anwärter.
Schon beim Ironman Hawaii 2007, hat der Mann, der auch schon den Badwater Lauf in seiner typischen Art (weder schnell noch schön, aber „steady state“) gefinisht hat, wie in einem Jahr auch schon Mal die stolze Zahl von 7 100 Kilometer-Läufen. Auch bei seiner Silbermedaille im Ultraman 2006 war der Mann weder beim Schwimmen oder Laufen zu knacken.
Selbst beim Radfahren hinderte ihn eine derart brutal durch den Reifen geschlagene Schraube zwar zunächst an der Weiterfahrt, aber nicht am Finish mit erhobenem Kopf. Felge und der Rahmen wurden damals durch die Schraube beschädigt und David beendete die restlichen 260 km welliger Radstrecke rund um die Insel und durch die Kohala Mountains auf einem Leihrad mit Haken und Riemen...
Beim Ironman Hawaii 2008 wird er zusammen mit Kollegen, wie im Vorjahr in Froschmann-Outfit vor den Startschuss aus einem Helikopter abspringen, um dann - nicht wie im Vorjahr unter Wasser das Schwimmen abzusichern – sondern in wohl exklusivster Manier an die Startlinie zu schwimmen. Nach einem schnellen Wechsel möchte er die volle Distanz gehen und finishen.
Stephan Vuckovic kandidiert für den Vorsitz im BWTV
Sollte „Vucko“ die Wahl am 25. Oktober gewinnen und annehmen (wovon ich ausgehe), wird er bereits als neuer Präsident im Ehrenamt an der wegentscheidenden DTU-Sitzung am 8. November 2008 teilnehmen. „Wir müssen uns stärker auf die Jugendarbeit konzentrieren“ erklärte er mir in einem lockeren Gespräch am Abend in einer lustigen Runde mit Meike Krebs, Wenke Kujala, Thomas Hellriegel und weiteren Agegroupern von Hamburg bis tief in den Süden Deutschlands.
Eine weitere Wahl steht im ebenfalls wichtigen Hessischen Verband im Februar 2009 an. Der langgediente Präsident Rolf Kather hatte schon bei der letzten Jahreshauptversammlung seinen Rückzugswunsch angekündigt.
Here comes the rain again
Raddiebstahl, Orbea Ordu in der Farbkombination schwarz-rot gestohlen.
Hinweise werden gerne im „Kona by the Sea“, Apartment 222 oder via 3athlon.de (E-Mail) angenommen. Die Kontaktadresse kann dort ebenfalls angefragt werden. Vielleicht erbarmt sich auch der Dieb und sorgt für die Wiederbeschaffung des Rades, indem er es etwa im Ironman Rennbüro abgeben lässt.
Die aktuelle Ausstattung:
- Rad - Orbea Ordu
- Seriennummer BI-0038
- Rahmengröße S (nach Orbea 50 cm - Sitzrohrlänge)
- Schwarz - rot
- Zipp 404 Schlauchreifen vorne
- Zipp 808 Schlauchreifen hinten
- Dura-Ace komplett
- Profile Aerolenker Carbon
- Lenkerband ist (war) weiss
- Look Keo Carbon Pedale
Update vom 8. Oktober: Orbea hat mittlerweile reagiert und ein Bike samt Übertragung der Einstellungen leihweise der Expo entnommen und dem Athleten übergeben.
Does and dont’s, Pokapoka
anbei erfolgt eine offizielle Mitteilung der WADA Hawaii:
Hawaii mit seinen Inseln und insbesondere das traditionsbewusste Eiland Big Island hat eine lange Historie – dazu zählen auch Dinge wie Kava*, eine Extrakt aus der Kava-Pflanze. Es wird von vielen Einheimischen und Kamaainas zum Ausklang des Abends ab und an getrunken. Der bitter-säuerliche eher eklig schmeckende Trank sorgt für leichte örtliche Betäubung und je nach körperlicher und seelischer Konstitution für eine minimale Benebelung der Sinne.
Pokapoka hat auch eine Tradition in der Region, steht aber auf der Liste der verbotenen Substanzen im Sport. Wenn Ihnen also zwischen Lava Java und Bubba Gump Shrimps ein Local mit einem großen dunklen Abfallbeutel zu später Stunde eine solide Einkaufstasche mit etwa 5 Litern Pokapoka* zu USD 10,- verkaufen möchte, handelt es sich nicht um einen Lei-Blumenkranz! Auch wenn er ohne zu zögern gleich auf 3,- Dollar herunterhandelt sollte man die 2,- Euro steckenlassen.
Während manche Locals am Abend die Lagerfeuer am Strand am Wochenende offensichtlich vorzugsweise mit Pokapoka anzünden und auch keine Bedenken zu haben scheinen, die schnellwachsende Pflanze als Primärbrennstoff zu verwenden, um sich dann im Kreis um die Schwaden zu setzen, sollte der geneigte Besucher aus Europe dann doch etwas Abstand wahren und sich nicht komplett auf den kulturellen Exkurs einlassen.
Bitte NICHT aufsetzen oder umhängen. Bitte nicht mit einer Pokopoka-Lei um den Hals einen Sheriff nach dem Weg fragen. Das wäre dann doch vielleicht ein zu großer Test für die bekannte Toleranz der Ordnungshüter gegenüber den Traditionen und Mythen der Hawaiianer... Bei der für diesen Preis in die Hand gedrückten Menge kann man eher damit rechnen noch vor dem Start des Ironman Hawaii 2008 in den Heimatflieger gesetzt zu werden ;-)
Wer sich bekiffen mag, möge das körpereigene Endorphinsystem nutzen und mal ordentlich Biken und Laufen oder vor dem Schwimmen 5 bis 10 Mal in eine Plastiktüte ein- und ausatmen…
Hochatungsvoll
WADA Kona, Alii Drive
* Verschiedene Schreibweisen und Synonyme sind geläufig. Bildquelle: Wikipedia, GNU Free Documentation License, Version 1.2
Es riecht nach Ironman!
Kompressionsstrümpfe vor dem Aus?
(Bild: tri-e)xpress.de
Montag, 6. Oktober 2008
Let‘s the sun shine
Fällt in der Nacht kein Regen, dann deuten sich damit (zumindest im Laufen) ein sehr, sehr schneller Ironman an.
Interview Asker Jeukendrup, neues aus der Ernährungsecke
Zum Video
Sonntag, 5. Oktober 2008
Interview mit Sandra Wallenhorst, mit Weltbestzeit als Rookie nach Kona…
Interview mit Timo Bracht, kommt der schnelle Lauf mit Chris McCormack?
Interview mit Normann Stadler, hopp oder top beim Ironman Hawaii 2008?
TV-Termine Ironman Hawaii 2008 (05. Oktober, 11. und 12. Oktober)
Am Renntag selbst wird auf Ironman.com die Crew von IronmanLive für bewegte Bilder und Analysen sorgen. Zu den TV-Terminen....
In trauter Zweisamkeit
Beide Athleten sind gereift und man merkt ihnen an, dass nach jeweils einem Sieg in Kona der Druck spürbar nachgelassen hat. Den aktuellen Zwischenstand bei den Siegen führt weiterhin Stadler mit 2:1 an.
Könnte das ein Omen auf den Rennausgang der 30. Auflage des Ironman Hawaii Triathlons sein? Showdown auf dem Alii Drive, wie seinerzeit Anno 2004?
Regen in Kona
Zudem hat man so auch bessere Chancen, jenseits der Wendebojen nicht als Shark bait, als Köderfutter für den Tigerhai zu enden. Im trüben könnte der ein oder andere Probebiss herzhafter oder häufiger ausfallen – könnte ja eine Schildkröte sein und kein World Class Ironman Triathlet im Training ;-)
Wo sind die Sunsets?
Es ist (noch) ruhig in Kona
Roadwork ahead
Anti-Ger(man) Handshake
Vor dem Lava Java und mit dem Royal Kona als Deutschen Hot-Spot im Blick machten die drei Australier Sue, Michelle und Graham 2007 unfreiwillig den Anti-Germ(an) Handshake daraus, warum wir die Faust beim nachbarschaftlichen Plausch über die Tische hinweg zum Gruß entgegenstreckten.
Vielleicht sollten sich inbesondere die Deutschen Athleten nicht ihrer Form oder den Komkurrenten widmen, sondern viel mehr den kleinen Krabblern:
- Also hübsch die Faust geballt und je nach region, angestuppst, oben, unten, links und rechts angeschlagen aber schön brav die Handfläche geschlossen halten.
- Neben dem Händewaschen führen Top-Profis an Tagen mit hoher Handshake-Rate (Pressekonferenz, Signierstunden auf der Expo) flüssige Handdesinfektionsmittel mit sich.
Foto: Mitch Thrower
Samstag, 4. Oktober 2008
Das obligatorische Sushi-Posting
Im Bereich der Restaurants gibt es im Coconut Grove mit Wasabis und Shinio (?) zwei ordentliche Restaurationsbetriebe, wobei Wasabis gemütlicher ist. Der Snack zwischendurch kann mitten auf dem Parkplatz bei Sushi& Bento vor dem Sack’n’Save an der Palani Road genossen werden.
Wer den Fisch lieber gekocht, gebraten oder gedünstet essen möchte kann z.B. Rios (Coconut Grove), Huggo’s (neben Royal Kona Resort) oder Jameson’s by the Sea (direkt am White Sands Beach) testen.
Freitag, 3. Oktober 2008
Die 5 manisch-depressiven Phasen des Ironman-Rookies
Wie geht es dem gewöhnlichen Ironman-Rookie an der Geburtsstätte des wohl wichtigsten Triathlon-Events abseits des alle vier Jahre stattfindenden Spektakels bei den olympischen Spielen? Die Gemütszustände unseres fiktiven Rookies lassen sich in 5 Phasen einteilen.
1. Die Winter-Training-Defizit-Depression
Du kennst es gut. ALLE, aber wirklich ALLE anderen haben die Chance ihre Vorbereitung auf den Ironman Hawaii in Kalifornien, irgendwo in der Wüste rund um Palm Springs - wo es neuerdings Ansiedlungsversuche einer fernöstlichen Känguruart (Macropus rufus farisiensis) mit auffallend ungleichmässig verteilter Gesichts- und Bauchpartiebehaarung zu verzeichnen gibt – oder zumindest auf der Kanareninsel Lanzarote.
WIE soll ich da mithalten können. Ich werde SICHER krank und mir fehlen BESTIMMT 5.000 Radkilometer. Außerdem bekomme ich Sonnenbrand und habe Jetlag ohne Ende.
2. Die Völlig-Im-A****-Reise-Ermattung
Endlich nach einem ewiglangen Tripp über fast 30 Stunden von Kleinklickersdorf via Frankfurt – London – Chicago – Los Angelos – Honolulu – Keahole (Big Island, Hawaii) ist man angekommen. Die Option mit den vielen Stopps ergab sich so, weil „weil man ja 75 US-Dollar sparen konnte“ – so die besser Hälfte und noch weitere Fliegen mit dieser einen Klappe erschlagen konnte – den Haussegen inklusive.
„Du Schatz, schau mal. Wenn wir hier einen Stopp einlegen (und da und dort), können wir noch eine Stadtbesichtigung machen.“
Nicht bedacht hatte unser dynamisches Duo - nennen wir es Ulf und Uschi - auf ihrer Fernreise, die Strapazen einer solchen und die Tatsache, dass dummerweise an 3, statt einem Zwischenstopp das Gepäck selbst aufgenommen und wieder aufgegeben werden musste.
Macht sich praktisch mit einem selbstgebastelten Radkoffer („1988 gab es noch gar keine Radkoffer, trotzdem haben wir das geschafft.“ erklärte der lokale Radfachhändler, der auch mit Francesco Moser höchstselbigst die Alpenpässe auf einem Tretroller erfahren hat.), dessen Paket-Klebeband schon die erste liebevolle Sicherheitskontrolle der us-amerikanischen TSA nicht überlebt hatte.
P.S.: Aus besagten Sightseeingtouren wurde dann doch nichts…
3. Die Ankunfts-Endlich-Am-Ziel-Euphorie
Trotz völliger Ermüdung, ebensolcher Dehydratation
(die virtuelle Anzeige des eigenen Wasserspeichers zeigt – 12%), Blähungen von dem servierten Airline-Junk (Convenience food klingt irgendwie edler als Fertigessen) und dicken Beinen (jaja, diese Wundersocken sind was für blutige Anfänger) spürt man die Lava schon auf der Gangway. „Hey, riech mal.“ Tatsächlich riecht es nach Meer, Blüten, schwül-süßlichen Gemisch, dass nur subtropische und tropische Gestade auszeichnet.“
Der Wind zosselt in den Haaren, als man den kleinen beschaulichen Flughafen Keahole erreicht und die Gangway hinab wankt. „Schade, dass es so dunkel ist.“ Dunkel ist es in der Tat in Kona. Allenfalls mit der dunklen Beschaulichkeit in einem 5-Seelendorf inmitten der schwärzestens Schwarzwalds zu vergleichen. Jetzt schnell noch die Radkoffer abholen und ab ins Hotel.
4. Die Ernüchterungs-Schock-Therapie
JEDER, nein nicht jeder aber viele mussten in ihren Jahren in Kona zwei Dinge erleben. Zunächst ist das Gepäck nicht da, soll aber auf alle Fälle *haha* gleich mit dem nächsten Flieger aus L.A. LAX kommen – wenn es nicht zwischenzeitlich nach Queensland, Australien unterwegs ist.
Dann ist man so wabbelig, schwabbelig und schwach. Der erste Lauf über 30 (!) lächerliche Minuten am ersten Morgen gerät zum Desaster: Hungerast, Wassermangel und um einen herum hüpfende Endsiebziger im Dauerhigh lassen Zweifel an allem aufkommen. „Warum sind die alle so scheiße-dämlich gut drauf? Wie heisst das Zeug und wo gibt es das?“
Schlagartige Ernüchterung macht sich breit. „Dann zumindest einmal Schwimmen, das kann ich!“ Der erste Ausflug ins Meer gerät zur Panikattacke. „The big blue“ ist nicht jedermanns Sache und der hoffnungslos überfüllte erste „Quarter-Mile“-Abschnitt erinnert eher an eine Taxifahrt in Bombay, als an geregeltes Schwimmen – dazu die Wellen und die Strömung die an einem zerrt.
Die zweite Einheit am Nachmittag wird nicht viel besser. Im Kona Aquatics Center ist das Wasser drückend warm, die Locals scheinen einen Kühlschrank ein- und Flossen angebaut zu haben und einschwimmen hat in einem us-amerikanischen Mastersprogramm keine Bedeutung. Dann doch noch kurz auf das Rad (es kam tatsächlich mit der ersten Maschine). „Uff, viel Verkehr hier.“ Pffff, Plattfuss – der Ersatzschlauch liegt im Hotel irgendwo zwischen Schwimmbrille, Powergel und dem Schwimmanzug für den Renntag.
5. Die Es-geht-ja-doch Entspannung
Nach 2-3 Tagen hat man sich eingewöhnt. Der Morgen beginnt nicht schon um 2:30 in der Nacht, sondern wie es sich gehört zwischen 6:15 Uhr und 7:30 Uhr, man verläuft sich nicht mehr und die kälteste Aircondition (altdeutsch: Klimaanlage) von Alaska bis zum Southpoint hat in den zahllosen Shops und Schüppchen dank mitgeführter Zwischenlage ihren Schrecken verloren.
Das Meer macht keine Angst mehr, Laufen am Allii Drive, Radfahren bis zum Four Season Hotel oder Waikola Village - ALLES keine Problem. The big easy und das große Mundwerk werden im Lava Java bei der zweiten von drei bestellten Zimtschnecke ausgefahren, während der Blick die massiven Oberschenkel von Stadler, die Knallwaden von Chrissie Wellington und den Hintern der netten Baristas jeglichen Geschlechts mustert. „ALLES kein Problem“- ist ja auch nur ein Ironman-Triathlon.
„Wie, was? Abartiger Wind ab Kawaihae heute? Energy Lab brutal warm, windstill?“… Nur noch 8 Tage bis zur Bewährungsprobe…
Schlacht ums Island Lava Java, 1:0 K-Swiss vs. Dresdner Kleinwort
Alljährlich trifft sich am Morgen nach dem Schwimmen im Südpazifik die Ironman-Gemeinde im Szene-Cafe Island Lava Java zum leckeren Genuss des süffigen Kona-Kaffees. Der ein oder andere Pfannkuchen mit roten Kartoffeln, Schinken und Ei darf dazu ebenfalls nicht fehlen. Schließlich hat man am frühen Morgen schon beträchtlichen Hunger auf Salz (NACL) und anderer herzhaften Köstlichkeiten – dem Schweiß sei es gedankt.
Der Siedepunkt des tagtäglichen Schaulaufens, -cruisens, -powerns oder schlichten Schau-Daseins wird auch von der umgebenden Industrie als wichtiger Eyecatcher (immer dieses pseudo-englische gequake: „Hingucker“ hätte es auch getan) wahrgenommen und durch alle Schichten der anwesenden Ironman-Sonstwas frequentiert. Sei es World Triathlon Corporation CEO Ben Fertic oder Lisa Maier, die zum ersten Mal ihren bis zum Oktober 2008 als bessere Hälfte wahrgenommenen Lebensabschnittsgefährten begleiten und unterstützen darf – seelische Tiefpunkte und euphorische Hochs inklusive. (Die Scheidung wird zum 01. November 2008 eingereicht, sofern nicht das versprochene einwöchige Sightseeing-Programm eingehalten wird: Beginn einen Tag nach dem Rennen, 7:00 Uhr am Morgen :-)
Manche wohnen zwischenzeitlich offentsichtlich da und machen in der heißen Rennwoche ihren Stopp mehrmals täglich und haben gleich dem Essen den eigenen Namen gegeben. Frühstück, Post-Swim Frühstück, Pre-Lunch, Lunch, Dinner, Betthupferl am stets gleichen Platz oder zumindest an einem von drei bevorzugten Tischen.
Stand im letzten Jahr am späten Vormittag das Lava Java rund um die charmante, geduldige und stets freundliche Crew ganz im temporären Zeichens der Dresdner Kleinwort, schaut es 2008 etwas anders aus. „The Zoo“ (man war sich unsicher, ob man ausgesperrt oder DIE da eingesperrt waren), wie der zwischenzeitlich state of the art und völlig VIP-mäßige zweistündige Absperrbereich der schönsten Außentische direkt am Alii Drive von den US-Amerikanern benannt wurde, hat Konkurrenz bekommen. Dem hinlänglich bekannten froschgrün-blütenweißen Corporate Design der Investment Banksparte schlägt die geballe Schuhpower entgegen.
Hatte die hierzulande noch eher unbekannte Schuhfirma K-Swiss schon im letzten Jahr im Hard Rock Cafe selbiges ziemlich ordentlich gerockt haben sie sich 2009 fast das komplette Lava Java gekrallt. Spiegelt sich das Befinden der Wall Street derzeit in Kailua-Kona an den VIP-Tischen wieder? Heißt es zukünftig nicht mehr Bulle und Bär, Ochs und Esel, sondern „wie viele Tische habt ihr im Lava Java?“
Man weiss es nicht, nur eines ist sicher: Normann Stadler, ausgewiesener Lava Java Lover übt sich vielleicht in vornehmer Zurückhaltung, bis nach dem Ironman Hawaii Triathlon 2009. Doch eines noch viel sicherer: Vor ihm - quasi als Dauergast einquartiert - hat sich Dauerrivale Chris McCormack, der ausgiebig am Morgen mit seiner ganzen Familie auf dem Präsentierteller zu speisen pflegt. „The Psychowar, Part VII…“
Donnerstag, 2. Oktober 2008
Die schönste Nebensache der Welt. Radkoffer, Bike talk und Hightechspielerien
Selbstverständlich wäre es lohnenswert sich in einer gesonderten Betrachtung mal den zahlreichen interessanten und komischen Anekdoten rund um das Reisen mit einem Radkoffer, bzw. dem was manche Leute so „Radkoffer“ nennen, zu widmen, aber hier, an dieser Stelle möchte ich mich mit bestimmten Details aus dem Inhalt und nicht mit der Verpackung selbst auseinandersetzen. Und, um das für den bereits hämisch grinsenden Koffer-Voyeur gleich klar zu stellen, ich meine den vorgesehenen Inhalt und nicht die Unterwäsche der Begleiterin die ihre >53 Bikinis wieder mal nicht in zwei konventionellen Gepäckstücken unterbringen konnte.
Der Inhalt von Triathleten-Radkoffern besteht heutzutage in der Regel aus ganz vielen, ganz teuren, ganz stylischen und ganz aerodynamischen Kohlefaserverbundbauteilen, und ein bisschen poliertem Metall. Zu meiner „Sturm und Drang“ Zeit war ein bisschen weniger „schwarzes Gold“ am Start, denn Carbonrahmen gab es nur wenige und bei den Laufrädern hatte man sich in der Szene für ein paar Jahre lang auf das kleinere, aerodynamischere 26“-Format geeinigt.
Für die Radindustrie war das zunächst ein Vorteil denn es konnten eine Menge neue Laufräder und Rahmen in dieser exotischen Grösse entwickelt und verkauft werden, außerdem konnte man für kleine Carbonräder mehr Geld verlangen als für Große aus Metall. In den letzten 10 Jahren hat sich dann aber auch die, im Bezug auf innovative Veränderungen am Material trotz ihrer hohen Experimentierfreudigkeit im Pharmabereich erstaunlich konservative Spezies der Strassenrennradfahrer mehr und mehr den nach immer besserer Aerodynamik strebenden Triathleten angeschlossen und damit die nötige Nachfrage für die Produktion von Hightechboliden in hohen Stückzahlen geschaffen.
Unterschiedliche Laufradformate sind aber nicht mehr hilfreich, wenn man zwei Märkte mit einer Produktlinie bedienen will, und so geht die Epoche der 26-Zoll Hobel leider langsam aber unaufhaltsam ihrem Ende entgegen. Ein Phänomen, das an der sinkenden Vielfalt von 26 Zoll Reifenprodukten festgemacht werden kann und für viele Kleinlaufrad-Besitzer deshalb besonders tragisch ist, weil sie noch wirklich stabil gefertigte Alu oder sogar geradezu unverwüstliche Stahlrahmen besitzen, von denen sie sich aus so sentimentalen Gründen wie: „mit diesem QR Zero Gravity in Pink Graffiti habe ich damals doch den Buxtehude Duathlon gewonnen“ nicht einfach so trennen können.
Heute kommen Triathlon und Zeitfahrräder meist als Komplettlösungen, bzw als Rahmensets daher. Dem Vorteil dass alle Komponenten optimal auf einander abgestimmt sind, stehen zwei wichtige Nachteile entgegen:
Erstens: Die Flexibilität ist stark eingeschränkt, Ersatzteile können nur vom Hersteller und immer in genauer Übereinstimmung mit dem Rahmenmodel, im schlimmsten Fall sogar mit dem Baujahr, bezogen werden. Spezial Sattelstützen und mit dem Lenker fest verbundene Vorbauten erschweren die optimale Feineinstellung der Sitzposition. Steuersatz vom Kulthersteller kann man sich getrost sparen, denn es wird mit integrierten Teilen gearbeitet. Flaschenhalter können nicht angebracht werden oder sind Teil des Aerodynamikpaketes und damit in völlig absurden Flaschen an noch absurderen Stellen am Bike platziert.
Zweitens: Es ist sehr schwer dem Rad durch die sorgfältige und liebvolle Auswahl von Fetisch-relevanten Teilen und liebevollen Technikspielereien zu individualisieren, und damit trifft diese traurige neue Entwicklung mitten ins Herz von Nummer zwei. der vier Säulen des Triathlon Kults als da wären.:
- Kompromissloses Leben für den Sport
- Bedingungsloser Individualismus
- Hemmungsloser Körperkult
- Endlose Ausdauer
Mit einem Gruss an die zahlreichen echten Triathleten unter den Lesern, die es mit „endloser“ Ausdauer bis an diese Stelle geschafft haben komme ich nun zum Punkt auf den ich eigentlich von Anfang an hinaus wollte, nämlich die abgefahrene Tech-Accessoires.
Es gibt im Radmaterialbereich heute scheinbar viel weniger völlig schwachsinnige Gadgets als früher, und auch wenn gewisse innovative Entwicklungen im Bekleidungsbereich teilweise diese Aufgabe übernommen haben ist damit irgendwie eine Menge Spass abhanden gekommen. Grund für diese Entwicklung ist die zunehmende Verbreitung von echten Zeitfahrrädern und die ständige Weiterentwicklung der nötigen Zubehörteile durch professionelle Ingenieure, die den kühnen Erfindern von wirklich radikalen Teilen das Leben schwer machen.
Wer kennt sie denn heute noch, die Geräte mit den vielversprechenden Namen? Den sensationellen Seat Shifter, das wahnsinnig praktische Bike Stream, Uni Disc die Low Budget Variante der Scheibenräder, oder das praktische Wind-Cheeta Spiegelsystem. Von findigen Tüftlern in versteckten Hinterhofgaragen entwickelt fanden diese Spielzeuge ihren Weg in die Schaufenster der Triathlonläden.
Ich selber bin zwar nur auf eins der genannten Geräte reingefallen, aber es war mit Sicherheit eins der bescheuertsten. Das Wind-Cheeta war ein Spiegelsystem aus zwei ovalen Spiegeln die verstellbar unterhalb des Aerolenkers angebracht werden mussten. Eine sorgfältige Einstellung der Konstruktion ermöglichte das Fahren in Aeroposition mit entspannt nach unten orientiertem Gesicht. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase klappte das Ganze hervorragend und man konnte stundenlang nach Unregelmässigkeiten im Fahrbahnbelag suchen, ohne das Risiko einzugehen gegen einen nachlässig geparkten Lastwagenanhänger zu donnern. Da Aerohelme zu dieser Zeit noch kein Thema waren, konnte der Luftwiederstand des Fahrers mit diesem System sicher signifikant verringert werden. Ob man damit die verschlechterte Aerodynamik am Fahrrad kompensieren konnte ist aber mehr als fragwürdig. Meinen Wind-Cheeta habe ich dann abgebaut, als bereits nach 2 oder 3 Regenfahrten Rostflecken auf der Spiegelrückseite die Sicht signifikant eingetrübt hatten.
Zudem soll es Personen bei den großen Rennen in den USA gegeben haben, die nach der Einfahrt in T2 und erfolgreichem Wechsel nicht mehr geradeaus laufen konnten, weil sich ähnlich wie bei der 2-Spiegellösung im und am Helm mehr als nur eine Seite getauscht hatte: Das Gehirn hat sich schlicht an eine auf dem Kopf stehende Umgebung gewöhnt.
Dann und wann denke ich an in der „falschen“ Position eingerastete Seat Shifter, und plötzlich ins Gesicht des Fahrers explodierende Bikstream-Druckbetankungs Systeme und frage mich in einem Anfall von Sentimentalität, ob es nicht an der Zeit ist neue, grenzwertig innovative Spielzeuge zu entwickeln die unsere technische Experimentierfreudigkeit als Triathleten auf die Probe stellen. Dieses Feld den Hightechightech Thrombose-Strümpfen und den Spezial Kühlarmlingen zu überlassen wäre Schade, denn gerade heutzutage, wo sowieso jeder einen Aerocarbonrahmen aus dem Koffer zaubert muss es die kleinen Geheimwaffen geben, die sich nur die innovativsten unter uns an ihre Rennmaschine schrauben. Und wenn es nicht schon im Radkoffer steckt, mit ein bisschen Glück findet sich ja das eine oder andere Gadget auf der diesjährigen Ironman Messe.
So long, Holgi
Faris Al-Sultan talks auf dem Weg zum Ironman Hawaii 2008: Radausfahrt fast ohne Wiederkehr in Palm Springs
Exkurs des Tages: Mein ganz individueller Plan gegen Jet-Lag
Einen Tag vor dem Flug sollte - wer kann - am Vormittag ordentlich Laufen oder anderes Landtraining betreiben. Am Abend wird dann geschwommen und in der Nacht vor dem Abflug wenn möglich nur 1 bis 3 Stündchen geschlafen. Halt soviel, dass der Kopf beim Check-in noch mitspielt…
Kaum im Flieger angekommen, richte ich meinen Wachrhythmus auf den Zielort ein. Ich orientiere mich dabei aber auch an möglichen Stop-Over Möglichkeiten, sprich wann ich den Flieger wechseln muss. Wobei ich die „One-Stop“-Option beim Flug nach Kona in San Francisco oder Los Angeles der Zwei-Stop Strategie via Chicago oder New York vorziehe. Ziel sollte es also sein in der „Nacht“ im Flieger durchzuschlafen. Wenn es „Tag“ am Zielort ist, mache ich ab und an Gymnastik und kümmer mich um die zu Verkürzung neigenden Muskeln der Hüfte, des unteren Rückens und der Beine.
Wichtigste Begleiter für einen entspannenden Flug sind Kompressionsstrümpfe und „Noise Reduction“-Kopfhörer. Das sonore Rauschen der Flieger geht einem gehörig auf den Geist und ermüdet auf Dauer. Mit den Kopfhörern ist die Belästigung doch erheblich abgemildert und eine der besten Anschaffungen, die man machen kann.
Bleibt nur die Frage nach der richtigen Platzwahl. In einem Flieger gibt es je nach Typ gute und weniger gute Plätze in der Economy-Klasse. In der First und Business Class sieht das etwas anderes aus, das sind fast alle Plätze gut. Infos zu den besten Plätzen auf den Flügen können bei einschlägigen Webseiten eingeholt werden und bei der Reservierung berücksichtigt werden. Bei der Sitzplatzwahl haben Gangplätze sicher Vorteile, allerdings können die Nachbarn am Fensterplatz bei schwacher Blase zu einer echten Herausforderung werden. Hier kann ein Mittelplatz oder Blick aus dem Fenster mehr Sinn machen. Beim Essen im Flieger halte ich mich an Leichtverdauliches und habe lieber etwas Hunger.
Ein Wort an dieser Stelle zur Kleidung. „Loose fit“ aus Naturfasern ist bei mir die Klamotte der Wahl. Eng anliegendes und voll plakatiertes Multifunktions-Dingsbums sieht a) Scheiße aus, ist b) durch den Wärmestau unbequem und c) peinlich – am besten noch mit Oakley im Haar. Turnschuhe sind auch fehl am Platz – schließlich fliegt man quasi im Wohnzimmer in das Paradies: Flip-Flops oder andere bequeme „Hausschuhe“ a la Crocs, die die Füße atmen lassen bevorzuge ich da eher. Neben einer Jacke mit hoch schließendem Kragen ist bei mir eine Mütze Pflicht. Dann kann einem die Klimaanlage weder den Nacken versteifen, die Nase zum tröpfeln bringen oder die Sicht für den anstehenden Ausstieg am Keahole Airport durch Zugluft verhageln.
In Kona am frühen Abend angekommen, geht es kurz in den Pool oder direkt am Pier für 10 Minuten ins Wasser, um sich zu lockern und Verspannungen zu lösen. Bei Dunkelheit in den Pazifik zu gehen ist sicher nicht schlau, daher sind der Hotelpool oder Kona Aquatics zu bevorzugen. Neben der allgemeinen Lockerung pustet dabei die Lunge ordentlich durch und erholt sich von der trockenen Fliegerluft. Der ein oder andere Keim mag auf diesem Weg auch den Körper verlassen. Gewollter und angenehmer Nebeneffekt: Der Kreislauf wird angekurbelt und man wird wach.
Ins Bett gehe ich dann nach Lokalzeit nicht vor 11:00 Uhr und stelle den Wecker auf 5:00 Uhr am Morgen. Eine an Eiweiß reiche Nahrung am Abend hält auch eher wach, als Kohlehydrate und füllt die leidenden Carbo-Speicher trotzdem ausreichend auf, wenn Reis als Beilage hinzugefügt wurde. In der Regel schlafe ich in der ersten Nacht durch und behalte die Aufstehzeit bei.
In Kona beginnt das öffentliche Leben sehr früh und endet dabei spätestens gegen 10:00 oder 11:00 Uhr – schließlich geht die Sonne bereits im 18:00 Uhr unter und die Hormone werkeln dann stark am „Einschlafmodus“. Die viele frische Luft trägt ebenfalls zur gesunden Müdigkeit bei.
Am nächsten Tag folgt meistens gegen Mittag der gewaltige Hänger. Wer urplötzlich hundemüde in den Seilen hängt, sollte sich 15 oder 20 Minuten mit gestelltem Wecker hinlegen und dann einen kurzen oder längeren Jogg machen und sowieso viel Licht an den Körper lassen. Dazu reicht in Kona der Aufenthalt im Schatten. Durch die Aktivität sind die nächsten Stunden bis zum Abendessen gerettet. Ab dem zweiten Tag habe ich in Kona trotz 11 bis 12 Stunden Zeitverschiebung keine Probleme mehr.
Mittwoch, 1. Oktober 2008
Hawaii 2009 Kona Fieber
August und September sind eine besondere Zeit im Leben der Triathleten. Eine möglicherweise lange Saison liegt hinter ihnen, die Wettkampfdichte nimmt ab, und den Neoprenanzug, den man im Juli für 550,- happige Euro erstanden hat kann man nun für 300 bekommen. In den Magazinen werden schon die windschnittigsten Rahmendesigns und jede Menge technische Gadgets für das nächste Jahr präsentiert, und wenn die Temperatur des Nieselregens eine 10 vor dem Komma stehen hat bleibt man öfter als im Sommer auf dem Sofa sitzen, wenn normalerweise eine der regelmäßigen Trainingseinheiten anstehen würde. So, oder so ähnlich sieht er aus, der Herbst (pardon my english) im „Middle of the Pack“.
Ganz anders verhält es sich da, wenn man das Talent, die Zeit, das Glück und nicht zuletzt die nötige Konsequenz aufbringen konnte, um sich einen Startplatz für die Mutter aller Triathlons zu sichern. Den Ironman - Kailua bay - Kona - Hawaii. Um zum Vollmond* Wochenende in Kailua an der Startlinie herumpaddeln zu dürfen, reicht es nicht, zur richtigen Zeit mit einer gültigen Kreditkarten Nummer ausgestattet an einem High-Speed DSL Rechner zu sitzen. Mit einer solchen (auf gar keinen Fall zu unterschätzenden) Leistung) landet man heutzutage mit etwas Glück in der Starterliste von so illustren Veranstaltungen wie den Ironman European Championship in Frankfurt, dem Challenge in Roth oder den beliebten Regionalrennen, aber das sind nur Fingerübungen und kleine Stolpersteine auf dem Weg ins Mekka der Dreikämpfer. Nach Kona kommt (als Starter) nur der, der sowohl das Prozedere von Online-Anmeldungen als auch seinen Körper in virtuoser Weise im Grenzbereich nutzen kann oder via Ebay-Verlosung, Ironman-Lotterie und den supersuperrar gesäten und als persönliche Einladung zu verstehenden Sponsor- und Celebrity-Accounts Einlass gefunden hat. Wie dem auch sein, für diejenigen, die es geschafft haben, gibt es für die erwähnte Periode im Spätsommergrundsätzlich zwei Optionen.
Trainieren was das Zeug hält, denn es wäre doch zu schade, wenn es ausgerechnet in Hawaii nicht läuft, vor allem wenn der gesamte Verein und alle Bekannten und Verwandten daheim sich die Nacht vor dem leider meistens schrecklich langweiligen Live-Ticker um die Ohren schlagen, nur um den Moment nicht zu verpassen, in dem der geschätzte Gladiator auf der Ziellinie am Alii Drive glücklich, sonnenverbrannt, vor lauter Wasseraufnahme aufgequollen und ziemlich abgekämpft in seinen verdienten Blumenkranz (Lei) schlüpft. Alles ganz locker angehen lassen, schon mal „Hang Loose“ und „Aloha Spirit“ einkehren lassen, denn das Jahr war hart genug und eine schöne Ironman-Woche in Kona kann man getrost auch mal mit einem Rennen garnieren, in dem man es etwas lockerer angehen lässt!
Es ist sicher nicht falsch, wenn man annimmt, dass sich der größte Teil der Kona-Qualifikanten eher für eine konsequente Vorbereitung und ein „im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten“ leistungsorientiertes Rennen anstrebt. Selbstverständlich möchte man einen so wichtigen Anlass in der „Triathleten-Karriere“ auch mit einer angemessenen Leistung garnieren. Allerdings möchte ich mir erlauben darauf hinzuweisen, dass auch die zweite Option eine gute Variante ist.
Nach einer Saison, in der man eine Form aufgebaut hat, die eine Kona-Quali ermöglicht hat, sollte man auf jeden Fall fit genug sein, um auch mit wenigen, an den schöneren, wärmeren Herbsttagen durchgeführten Einheiten mit Würde durch die glühenden Lavafelder zu cruisen.
Eine entspannte Vorbereitung erspart einem den Stress bei immer kürzer werdenden Tagen und schlechtem Wetter viele Trainingseinheiten und den normalen Arbeitsalltag in Einklang zu bringen. Stress und Kälte sind am Ende einer langen Saison die beste Möglichkeit sich eine ausgewachsen Erkältung einzufangen. Im Flugzeug noch etwas aufgefrischt und mit der Klimaanlage im „Safeway“-Shopping-Himmel weiter kultiviert, kann einem sowas schon mal den kompletten Big Island Trip vermiesen, und am Ende quält man sich schlimmstenfalls mit Fieber durchs Rennen.
Eine zurückgeschraubte Vorbereitung hat auch, neben der tiefgreifenden Erholung die man sich damit verschaffen kann noch einen weiteren Vorteil: Man kommt nicht auf dumme Gedanken, wie zum Beispiel, na ja, „meine 9:35 Stunden in Frankfurt sind bestimmt noch nicht das Ende der Fahnenstange, ich war irgendwie schon beim Schwimmen müde und ohne diese Unterzuckerung bei Kilometer 110, in Kona da wird mir das nicht passieren, da ist möglicherweise sogar eine 9:15 drin!“
Je nachdem wie der Wind so steht kann man den entsprechenden Fahrplan sogar auf dem Rad noch ganz gut einhalten und gönnt sich die Payback-Time dann mit einem 4:45 Walk in den Sonnenuntergang und viel, ganz viel „Ice, more ice please“. Wenn man es nicht zufällig auf die absolute Toplatzierungen (zB AK Podium) abgesehen hat, macht man mit der „Hang Loose“-Strategie eigentlich nichts falsch und gönnt sich und seinen Mitreisenden zudem noch einen schöneren Urlaub. Denn ohne ehrgeizige Vorgaben oder Taperprogramme kann man auch mal zwei Stunden länger am Magic Sands (aka White Sands Beach) Bodysurfen - zwei Tage vor dem Rennen.
In diesem Sinne, Aloha und hang loose,Holgi
* Leider findet der Ironman nicht mehr jährlich bei Vollmond statt. Hintergrund ist der lästige Fahrplan der Kreufahrtschiffe in der Bay.