Mittwoch, 5. Dezember 2012

BTV-Präsident Peter Pfaff kämpft um die Wiederwahl - oder auch nicht.

Peter Pfaff, wegen seines intransparenten Führungsstil in die Kritik geratener Präsident des Bayerischen Triathlon Verbands (BTV) wendet sich in einem umfassenden offenen Brief an die dem Triathlonsport in Bayern verbundenen Aktiven, Funktionäre und Freunde des Sports. In dem Anschreiben versucht Pfaff im Geiste neuer Transparenz neben vielen Sachthemen insbesondere Tobias Heinze, seinen potentiell gefährlichsten Gegenkandidaten auf das Amt des Präsidenten, direkt anzugreifen. Etwaige Interessenskonflikte wegen möglicherweise bestehenden wirtschaftlichen Abhängigkeiten werden konkret von Pfaff benannt.

Natürlich bietet es sich an, den offenen Brief Absatz für Absatz im Detail zu kommentieren, jedoch sollte und muss diese wichtige Recherchearbeit zwecks Faktencheck von den Delegierten vorgenommen werden, um eine objektive Meinungsbildung zu erzielen. Dies gilt in ähnlichem Umfang auch für im offenen Brief verlinkte sachliche Artikel und den offenen Brief von Gegenkandidat Tobias Heinze.

Vielleicht führt Pfaff auch nur einen Stellvertreter-Wahlkampf.

Nach Informationen aus München, die DNF-is-no-option.com seit letzter Woche vorliegen, plant Pfaff nicht erneut anzutreten. Ob eine neue Kraft aus seinem Umfeld, ein Strippenzieher aus der Vergangenheit, eine Marionette oder eine völlig neue Person als alternative Wahloption zu Heinze am kommenden Wochenende antreten wird ist eine der spannenden Fragen. Ebenso, ob es eine der üblichen bayerischen Finten ist. Pfaff ist gelegentlich für eine kleine bauernschlaue Überraschung gut.

Schließlich fädelte er als maßgebliches Mitglied der Präsidentenfindungskommission die Wahl von Claudia Wisser und Ralf Eckert ein, die in unmittelbarer Folge die Deutsche Triathlon Union (DTU) in heilloses Chaos geführt haben. Erst durch das demokratische Votum und die Vertreibung des beruflich und privat liierten Paares durch den amtierenden DTU-Präsidenten Dr. Martin Engelhardt und die Mehrheit der Landespräsidenten konnten die wesentlichen Konflikte ausgeräumt werden.

Wie auch immer die Wahl und die Personalentscheidung und damit die Ausrichtung der Verbandspolitk um die Spitze im BTV ausgehen wird, es liegt ein langer und steiniger Weg vor dem BTV und dem ihm angeschlossenen Mitgliedern.

Offener Brief von Peter Pfaff anlässlich des außerordentlichen Verbandstages am 08.12.12 [1]

Liebe Triathleten, liebe Triathletinnen,
liebe Kampfrichter und Kampfrichterinnen,
liebe Vereinsvertreter,

für kommenden Samstag sind alle bayerischen Triathlonvereine zum außerordentlichen Verbandstag eingeladen - und wir bitten Euch:
nehmt die Chance war, bittet einen Vertreter Eures Vereins, die Interessen bayerischer Triathleten wahrzunehmen.

Eigentlich sollte der BTV stolz auf die Arbeit der vergangenen Jahre zurückblicken: 


  • in keinem Bundesland Deutschlands gibt es - im Verhältnis zur Einwohnerzahl - mehr Triathleten, mehr Vereine, mehr Wettkämpfe
  • wir sind sportlich erfolgreich: z.B. sechs Medaillen bei den deutschen Jugendmeisterschaften '12, Vize-Weltmeisterschaftschaft von Anne Haug vom TV Erlangen u.ä. sprechen eine deutliche Sprache
  • wir stehen wirtschaftlich auf gesunden Füßen


Auch wenn vielleicht nicht in dem Maße wie in Bayern - Triathlon gibt es in ganz Deutschland. 

Und auch wenn wir eigentlich nur eins von sechzehn Bundesländern mit rund einem Achtel der deutschen Bevölkerung sind, haben wir bereitwillig jedes Jahr rund ein Viertel der Beitragseinnahmen des Bundesverbandes DTU gezahlt. Beiträge aus der Tasche aller bayerischen Triathleten - aber die DTU will noch mehr Geld.

Ein Konflikt - auf zwei Sätze reduziert: Aufgabe der Landesverbände ist es, den Haushaltsplan der DTU zu genehmigen und so über einen effektiven und sinnvollen Einsatz des Jahresbudgets von derzeit rund 1,7 Mio € (inkl. Fördergelder) zu wachen. Nachdem der BTV nicht mit einer geänderten Gebührenordnung einverstanden war, eskalierte die DTU die Auseinandersetzung, verweigerte jeglichen Vermittlungsversuch durch neutrale Dritte und schloss den BTV im September aus dem Bundesverband aus.

Wer noch einmal die Details nachlesen will, findet hier z.B. eine sachliche Zusammenfassung der Hintergründe.

Am kommenden Samstag geht es also darum, wie sich der BTV gegenüber der DTU positioniert - und damit auch um unser aller Geld.

Mit der Gebührenerhöhung hätte der BTV zukünftig jährlich 190.000 € Beiträge an die DTU zu finanzieren. Wohin dies führt, zeigen andere Verbände: vor gut zehn Jahren, d.h. 2001 war ein Startpass in Bayern noch für 25 DM erhältlich, seit einigen Jahren kostet er 34 €, dazu kommen noch 3 € jährlich an Abgaben an die DTU. Zum Vergleich: die Niedersachsen nehmen heute bereits 53 € pro Triathlet (40 € Startpassgebühr zzgl. 13 € Jahresgebühr). In Hamburg sind es zwar "nur" 40,50 € - dafür kassieren die Hanseaten sogar schon beim Volkstriathlon 23 € Tageslizenz, auf der Olympischen Distanz 24 €. Will man dort Neulinge im Triathlon eher anlocken oder abschrecken? Wer in Bayern keinen Startpass hat, zahlt beim Volkstriathlon keinen Cent, bei allen anderen Distanzen einheitlich 10 € Tageslizenz.

Wie sieht denn die Zukunft der DTU ohne einen seiner größten Beitragszahler aus? 


  • Während der BTV überwiegend durch ehrenamtliche Kräfte lebt, ist der Stamm bezahlter Mitarbeiter bei der DTU in den letzten Jahren stark angestiegen. Die Versuchung, für Gehaltserhöhungen mal eben die Beiträge anzupassen liegt nahe - Aufgabe der Verbände ist es, über die Verhältnismäßigkeit zu wachen.

Ohne den BTV fehlt der DTU rund ein Viertel seines Budgets - die DTU mit ihrer derzeitigen Struktur wäre komplett handlungsunfähig! 

  • In Bayern gibt's nicht nur die schönsten Seen, höchsten Berge und schönsten Landschaften - unsere Triathlonveranstaltungen zählen nicht ohne Grund zu den beliebtesten in Deutschland. Da die DTU die Zusammenarbeit mit dem BTV verweigert, verbietet ihre DTU-Sportordnung den Triathleten ausserhalb Bayerns zukünftig auch die Teilnahme an bayerischen Triathlons.

Jedes Jahr startet eine fünfstellige Anzahl von Triathleten aus anderen Bundesländern bei uns in Bayern - will die DTU diesen zukünftig verbieten, ihren Sport auszuüben? Gemäß Sportordnung müßte sie diese sogar mit einer Sperre belegen. 


Ein Schelm, wer glaubt, der Ausschluss wenige Wochen vor der turnusmässigen Neuwahl des BTV-Präsidiums wäre Zufall. Die DTU pokert - und setzt darauf, dass sich bayerische Triathleten erpressen lassen. So saß unter den Zuhörern auf dem ordentlichen Verbandstag am 13.10. auch bereits der offizielle "Sonderbeauftragte Projekte" der DTU - auch wenn er zu diesem Zeitpunkt noch regulär Vize-Präsident im Schleswig-Holsteinischen Landesverband war. Mittlerweile hat sich der Kandidat der DTU, Tobias Heinze, der sein Geld u.a. mit der Organisation von Leserreisen für das offizielle Verbandsblatt der DTU "Tri-Time" und Trainingslagern in diesem Umfeld verdient, offiziell um das Amt des Präsidenten des BTV beworben.

Keine Frage: es ist gut, dass es Menschen wie Tobias Heinze gibt, die für die Triathleten ein derartiges Angebot bereitstellen.

Aufgabe des Verbandspräsidenten ist es aber auch, darüber zu wachen, dass mit unseren Mitgliedsbeiträgen keine Vetternwirtschaft betrieben wird. Kann dies jemand leisten, der selbst in nicht unerheblichem Maße direkt von der DTU wirtschaftlich abhängig ist?

Tobias Heinze hat mittlerweile seine Ziele offen gelegt:
Für ihn ist ein sofortiger Beitritt zur DTU alternativlos. Einen Plan B für den Fall, dass die DTU nicht von ihren Vorstellungen abrückt, hat er nicht.

Wer sich ohne Plan B an einen Verhandlungstisch setzt, der verhandelt nicht - der bettelt. 

Haben wir Bayern es nötig, betteln zu gehen?


Deshalb sorgt dafür, dass am 8. Dezember ein Vertreter Eures Vereins beim Verbandstag in Titting-Emsing mit dafür stimmt, dass es diesen Plan B gibt. 


Niemand im BTV war zu irgendeinem Zeitpunkt an einem bayerischen Verband außerhalb der DTU interessiert. Aufgabe eines Verbandes ist es, die Menschen zu vereinen - keine Gräben aufzuwerfen.

Warum gab es den Ausschluss? Der BTV hat 2012 für 4.552 Mitglieder, die ihm die Vereine 2011 namentlich gemeldet hatten, Beiträge entrichtet. Die DTU erhob jedoch im Gegensatz zu den Vorjahren Anspruch auf Beiträge für 11.721 Athleten gemäß der jährlichen Bestandserhebung des BLSV. Zum Vergleich: Björn Steinmetz, baden-württembergischer Präsident hatte 3.110 Mitglieder in seinem LV gemeldet - während die Bestandserhebung seines Landessportbunds 6.785 Triathleten zählt. Martin Engelhardt, vergangenen November noch Präsident des hessischen Landesverbandes hatte 3.282 Mitglieder gemeldet - die Bestandserhebung seines Landessportbundeshatte 5.422 Triathleten erfasst. 

Das ist doch dasselbe? Nein. Björn Steinmetz ist als Sprecher der Landesverbände Präsidiumsmitglied der DTU. Martin Engelhardt ist seit einem Jahr Präsident der DTU. Wer vor diesem Hintergrund die offizielle Pressemitteilung der DTU liest, weiß worum es geht: nicht um ein paar tausend Euro - sondern um Beeinflussung der bayerischen Triathleten, um ein falsches Spiel mit dem Ziel, eine lästige Kontrollinstanz zu eliminieren.

Ein idealer Sportverband funktioniert so, dass der einzelne Athlet gar nicht mitbekommt, dass es ihn gibt, engagierte Menschen organisieren den Sport diskret im Sinne des Sportlers. Die DTU hat stattdessen konsequent versucht, den Konflikt auf den Rücken der Athleten zu verlagern. Im Frühjahr haben wir alle erlebt, wie die DTU zunächst die Auslieferung der Startpässe verweigert hat. Jetzt wird das Gerücht gestreut, bayerische Athleten würden zukünftig gar keine Startpässe mehr erhalten.

Das ist falsch. Der BTV wird auch in Zukunft alles unternehmen, damit für keinen Athleten Nachteile entstehen.

Damit vernünftige Gespräche auf Augenhöhe mit der DTU möglich sind, ist ein Plan B unverzichtbar - und der lautet: der BTV akzeptiert zunächst den Ausschluss durch die DTU.

Diese Vorgehensweise im Interesse der bayerischen Triathleten wird auf dem Verbandstag kommenden Samstag im Detail erläutert werden.

Die groben Eckpunkte sind: 


  • Einen Startpass des BTV gibt es zum Preis von 25 Euro, Zusagen von Veranstaltern außerhalb Bayerns, diesen anzuerkennen und keine Tageslizenzen zu erheben liegen vor.
  • Wer bei Deutschen Meisterschaften starten oder aus anderen Gründen einen DTU-Startpass haben will, kann diesen offiziell über die Geschäftsstelle des BTV zum Preis von 60 € erhalten. Gestreute Gerüchte, dafür müsse man sich einen nicht-bayerischen Verein suchen und zusätzliche teure Mitgliedsbeiträge zahlen, sind falsch.
  • Athleten, die bei Top-Wettkämpfen Preisgeld-berechtigt sein möchten (z.B. WTC), können über den BTV auch einen Elite-Pass für 150 € erhalten.
  • die bisherige Veranstalterabgabe, nach der Triathlon-Ausrichter 10% der Startgeldeinnahmen abzuführen haben, entfällt ersatzlos - wir bitten die Ausrichter, die Reduktion direkt an die Athleten weiterzugeben und damit zukünftig günstigere Startpreise zu ermöglichen.


Es wird auch keine Sippenhaft im Stil der DTU geben: wer einen gültigen Startpass vorweisen kann, muss keine Tageslizenz in Bayern lösen - egal welcher Landesverband dahinter steckt. 

Noch einmal klar und deutlich: niemand im BTV will einen Verband außerhalb der DTU - der Ausschluss des BTV ist ausschließlich auf das Betreiben der DTU zurückzuführen.

Der BTV will eine konstruktive, aber auch kritische Kontrollfunktion innerhalb der DTU wahrnehmen. Deshalb darf eine Verhandlung mit der DTU kein Betteln um Wohltätigkeiten sein, es muss ein Gespräch auf Augenhöhe sein.

Unsere Bitte an Euch alle: unterstützt den Triathlon in Bayern!

Wir bitten um Verständnis, dass Delegierte am Samstag nur gegen Legitimation ein Stimmrecht haben werden. 

Bayerischer Triathlon-Verband

Peter Pfaff
Präsident

[1]: Triathlon-bayern.de/aktuelles/news/article/offener-brief-von-peter-pfaff-anlaesslich-des-ausserordentlichen-verbandstages-am-081212/