Freitag, 14. Oktober 2016

Ist das Erbe von Ironman-Championesse Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous?

"Ist das Erbe von Ironman-Championesse Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous?" lautet die Überschrift. Nein, aber dennoch ist der Titel des Artikels bereits jetzt gerechtfertigt, weil sich die nun zweifache Titelträgerin im Ironman Hawaii Triathlon aus den Jahren 2015 und 2016 schlichtweg neu erfunden hat. Doch zuvor ein kurzer Abriss der großen und erfolgreichen Namen mit mehreren Siegen in Kailua-Kona, Hawaii.
Daniela Ryf hat das Kunststück fertiggebracht, neben einer erfolgreichen Titelverteidigung beim Ironman Hawaii Triathlon auch den Streckenrekord von Mirinda Carfrae um satte 5 Minuten auf 8:46:46 Stunden zu drücken. Photo: WTC/Ironman

Eine Paula Newby-Fraser hat mit ihren sechs Titeln die Grenzen nach dem Double durch Sylvain Puntous 1983 und 1984 in der noch sehr jungen Sportart Triathlon verschoben. Ausreichend im Wasser, spielte die Wahl-Kalifornierin ihre Stärke auf dem Rad gnadenlos aus und schickte sich an auch für die Profimänner zu dieser Zeit respektable Zeiten in den heißen Asphalt des Queen Kaahumanu zu brennen: 8 Siege aus den Jahren 1986, 1987, 1988, 1989, 1991-1994 und 1996 zementieren den Anspruch auf den Thron der „Queen of Kona“ wohl für alle Zeiten.

Natascha Badmann, Eidgenössin von Ryf, verschob neben ihren 6 Titeln aus den Jahren 1998, 2000-2002, 2004 und 2005 die Wahrnehmung der inneren Einstellung des Spektakels auf Big Island. Die Verknüpfung von eigener sportlicher Leistungs- und Leidensfähigkeit mit einer positiven Einstellung zum „Hier und Jetzt“ im Renngeschehen zeigte das Leichtgewicht mit starken Auftritten auf dem Rad und vor allem im Marathon.

Die Britin Chrissie Wellington schockte indessen den Wettbewerb als Quereinsteigerin mit einem Rookie-Sieg, wie ihn nur Luc van Lierde 1996 zeigte, um mit unglaublicher Kraft-Ausdauerleistungsfähigkeit auf dem Rad und starkem Lauf ganze 4 Titel von 2007-2009 und 2011 einzufahren. Ein Infekt im Jahr 2010 und Unfälle wie 2011 der technisch schwachen Radfahrerin verhinderten wohl nicht nur eine neue Siegesserie, sondern führten dann doch zum beherzten Zug an der Reißleine nach dem mental extrem fordernden Sieg im Jahr 2011.

Wellingtons Dauerrivalin und dreifache Titelträgerin Mirinda Carfrae zeigte mit einem neuen Streckenrekord (8:57:28, 2013), dass sie mehr als einen Streckenrekord im Marathon (2:53:32, 2010;  2:52:09, 2011) zeigen kann. [1]


Daniela Ryf wird auf dem Weg zur Titelverteidigung begleitet und gibt Einblicke in das Leben und Training einer Top-Triathletin aus der Schweiz. Video: Montana AG [2]

Daniela Ryf befand sich als Kaderathletin im olympischen Programm auf einem guten Weg. Ein 7. Platz bei den Olympischen Spielen, je ein Weltmeister-Titel in der U23 und der Staffel standen seit 2008 rund 19 Platzierungen in den Top 10 der beiden wichtigsten Serien auf der Kurzstrecke (World Series, World Cup) gegenüber, bevor 2012 ein Krisenjahr das Selbstvertrauen der starken Radfahrerin zerstörte. Ein Trainerwechsel zu Brett Sutton, der auch Nicola Spirig und Caroline Steffen zu ihren größten Erfolgen verhelfen sollte, musste Abhilfe schaffen. Im Rahmen der Diagnose durch Sutton und Ryf selbst, konnte ein Problemkreis für die gesundheitlichen Herausforderungen und daraus ableitend auch das angeknackste Selbstbewusstein benannt werden. Ein bei Top-Sportlerinnnen nicht zu Unrecht stark entwickelter Ehrgeiz und der Zwang zu sehr auf ein möglichst niedriges Körpergewicht zu achten hatten eine Abwärtsspirale rund um verringerte Leistungsfähigkeit, Übertraining und falsche Therapieansätze eingeleitet.


Daniela Ryf wird auf dem Weg zur Titelverteidigung begleitet und scheut auch nicht zurück das schmerzhafte DNF beim Ironman in Frankfurt am Main durch Unterkühlung zu thematisieren. Video: Montana AG [3]

Sutton, ein Meister im Lesen von Köpersprache durch jahrelange Erfahrung aus Leistungssport bei Menschen und Tieren verordnete Extraportionen Schweizer Käse und half Ryf neue Freude und Motivation am Sport Triathlon zu entwickeln. Im gleichen Zug verschob sich der Wettkampfschwerpunkt auf die längeren Distanzen, die ihrem Körpertyp durch den extrem hohen zeitlichen Anteil der Kraftausdauerlast im Wettkampfverlauf deutlich mehr entsprach, als die Hochgeschwindigkeitsläuferinnen im olympischen Circuit. Titel als Weltmeister 2014 und 2015 im Ironman 70.3 Triathlon und 2015 und 2016 im Ironman Hawaii Triathlon zeugten neben erstklassigen Leistungen etwa 2016 beim Challenge Roth vom erfolgreichen Transfer. Doch was rechtfertigt nun den Artikel?

Daniela Ryf hat, wenn keine widrigen Umstände eintreten, das Potential den Ironman Hawaii noch einige Male zu gewinnen. Mit zwei bestehenden Titeln und einer erfolgreichen Verteidigung befindet Sie sich bereits in einem exklusiven Club. Bleibt Ryf gesund, gehören ihr auch die Jahre 2017-2020. Anders als Paula Newby-Fraser, Chrissie Wellington oder Natascha Badmann, die alle zu ihrer Zeit echte Meilensteine gesetzt und die Meßlatten verschoben haben, besitzt Ryf keinerlei Schwächen mehr. Sehr gut im Wasser, exzellent und konkurrenzlos auf dem Rad wurde beim Ironman Hawaii 2016 erstmalig ein Ironman ohne Makel abgeliefert, der als Gesamtkomposition ohne Schwächen in den Einzeldisziplinen wahrgenommen werden muss. Im Ergebnis standen die Uhren nach 8:46:46 Stunden still, Streckenrekord, die alte Marke von Mirinda Carfrae um satte 5 Minuten pulverisiert. 

Ryf gehört, wie auch der amtierende männliche Champion Jan Frodeno zu einer Generation von Triathleten, die keine Schwächen mehr besitzen und dazu intelligent und eloquent sind. [4] Allenfalls eine Nicola Spirig oder eine Flora Duffy könnten nach derzeitiger Einschätzung bei einem Wechsel zum Ironman Triathlon eine mittelfristige Gefahr für Ryf darstellen. Ryf hat sich durch die Hilfe von Sutton neu erfunden und das vorzeitige Aus der sportlichen Karriere verhindert - eine einmalige Leistung.

Ist das Erbe von Ironman-Triathletin Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous? Nein, aber es könnte schon sehr, sehr bald so weit sein…

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Wie den zweifachen Ironman Weltmeister Jan Frodeno schlagen?

Die Premiere von Jan Frodeno, Olympiasieger von 2008, beim Ironman Hawaii im Jahr 2014 stand unter keinem guten Stern. Eine ärgerliche Zeitstrafe und recht wenig Erfahrung einen Marathon in diesen klimatischen Verhältnissen aggressiv zu gestalten, verhinderte wahrscheinlich den Sieg des Kona-Rookies. 2015 ist schon jetzt Triathlon-Geschichte: dem Sieg beim Ironman Hawaii beim erst zweiten Auftritt geht eine Demonstartion der Stärke beim Ironman in Frankfurt am Main voraus. 2016 sollte im Zeichen einer Weltbestzeit beim Challenge Roth und die erfolgreiche Titelverteidigung bei der WM auf Big Island stehen. 

Wie ist die Entwicklung von "Frodo" in den Jahren 2014, 2015 und 2016 zu sehen?

2015 zeigte Jan Frodeno beim Hitzerennen in Frankfurt am Main nach dem Premierenjahr zuvor, dass er lernfähig ist. Er dominierte in einer zuvor als seine einzige Schwachstelle angesehen Wackeldisziplin, dem Zeitfahren über 180km das Feld. Alle Mitbewerber waren deklassiert - Sebastian Kienle, Weltmeister 2014 eingeschlossen. 2016 lieferte der Wahl-Spanier im fränkischen Roth mit 7:35:39 eine neue Weltbestzeit ab, musste aber für Trainingsaufbau und Qualifikation (Validierung) für den Ironman Hawaii im Frühjahr eine Wadenverletzung und eine weitere Langstrecke auf Lanzarote vor der Jagd in Roth mental und körperlich wegstecken. Die Intelligenz des gebürtigen Kölners zeigte sich im Verzicht auf die Ironman 70.3 WM in Australien im Herbst und die alleinige weitere Konzentration auf den Ironman Hawaii.

Frisch vom Start weg machte Frodeno beim Projekt Titelverteidigung 2016 in der Kailua Bay von Kona keine Gefangenen und führte 70-80% der Schwimmstrecke über 3,8km das Feld an. Gegen Ende nahm er etwas heraus, um den Wechsel auf das Rad vorzubereiten und nicht im unsozialen Gehabe eines Harry Wilshire im Wasser Blessuren davonzutragen. Waren es die zwei Langdistanzen mit Rekordzeiten im Frühjahr und Sommer oder das verletzungsbedingte Trainingsdefizit von rund 7 Wochen im Laufen - auf dem Rad war Frodo wie immer stilistisch eine Bank. Eigen- und Fremdwahrnehmung sind aber insbesondere in den Mumuku-Winden zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. Das Lösen vom Feld, wie in Frankfurt oder schockierende Akzente auf dem Weg nach Kawaihae gegen die Mitbewerber setzen konnte er nicht. Der beste Triathlet auf der Langdistanz war in der Endphase dort, wo es wichtig war, reagierte sinnvoll mit der nötigen Agressivität, klagte aber nach dem Zieleinlauf über "schlechte Beine" während des gesamten Radfahrens.[1] Die Aussage mag auch ein Bluff gewesen sein, um nicht die Karten für 2017 frühzeitig auf den Tischen legen zu müssen und im gleichen Atemzug die Konkurrenz in die Irre zu führen. Der Marathon, geprägt von einem Laufduell zwischen Kienle und Frodeno auf den ersten 16 Kilometern sah eine weitere wichtige läuferische Entwicklung von Frodeno. Keine Päuschen und Stops an den Verpflegungstellen, keine Tauchfahrten mit dem Kopf in Wasserfässer, keine Intervalle zwischen den Wasserstellen waren der wichtige Indikator, dass die Laufökonomisierung über 42,195 Kilometer bereits weit vorangeschritten ist, ohne das Grundschnelligkeit und Geschwindigkeit verloren gingen. Frodeno ist endgültig auf der Langdistanz angekommen und wird auch wegen seiner mentalen Stärke und peniblen Vorbereitung an einem soliden und erst recht an einem exzellenten Tag nur extrem schwer zu schlagen sein.

Wie soll man den zweifachen Weltmeister im Ironman Triathlon schlagen? 

Frodeno ist ein sehr austrainierter, sehr großer und darum auch recht "schwerer" Triathlet. Die zum Gewicht vergleichweise geringe Verdunstungsoberfläche führt zum schnellen Aufheizen durch diesen Umstand. Das ist der einzige echte Angriffspunkt für die Herausforderer vom Format eines Patrick Langes und mit Einschränkungen wegen seines höheren Gewichts auch eines Sebastian Kienles. Frodeno muss aus seiner Komfortzone und seiner Renntaktik des konstanten Energieaufwands mit gleichförmigen Tempi auf dem Zeitfahrrad und im Marathon herausgedrängt und zum Überhitzen "gezwungen" werden. Der Motor muss, um im Bilde zu bleiben, heißlaufen und überkochen.

Kienle hat dies 2016 auf den ersten 5-10 Laufkilometern versucht, hätte aber nach Möglichkeit schon beim Radfahren auf dem Anstieg nach Hawi den Druck in Intervallform erhöhen und das Feld sprengen müssen. Eine kombinierte Taktik aus Angriffen von Kawaihae nach Hawi in Manier eines Normann Stadlers und sehr hohem und unregelmässigem Tempo im Marathon könnten eine erfolgversprechende aber auch sehr risikoreiche Strategie sein. Der Herausforderer muss dies trainieren und hinter der Taktikvariante stehen - mit dem Risiko komplett und brutalst zu versagen.

Frodeno kann nur durch Konstanz und besserem Hitzemanagement kontern, indem er z. B. ein größeres Augenmerk auf die Kühlung beim Radfahren und Laufen legt. Die Verwendung von Kühlungsschals beim Laufen mit Hohlraum zum Einfüllen von Eiswürfeln, wie es der US-Amerikaner Ben Hoffmann macht, ist ein solcher kleiner Baustein. Ohne weitere Verbesserung der Kühlung könnte das natürliche Limit der Marathonzeit von Frodeno im subtropischen Klima bei durchschnittlichen oder schweren Bedingungen bei 2:42 liegen.

Welche Athleten neben den Genannten können dies?

Ehrlicherweise auf dem Papier derzeit nur Javier Gomez Noya und vielleicht die Brownlee Brüder. Ersterer hat schon oft gezeigt, dass er auf den Mittelstrecken trotz Spezialisierung auf Sprint- und Kurzdistanz und vollem Rennkalender eine Bank ist. Mit etwas Training und gesetzt den Fall, er bekommt seine Hüftverletzung aus der Vorbereitung für die Olympischen Spiele in Rio in den Griff könnte Gomez bei Teilnahme an der am 9. und 10. September in den USA stattfindenden Ironman 70.3 WM als Weltmeister kurzfristig und relativ elegant sein Ticket für den Ironman Hawaii lösen. Gomez ist in allen Disziplinen mindestens auf Frodeno-Niveau, muss allerdings seine Grundvoraussetzungen auf die Langstrecke transformieren und den Erfahrungsvorsprung von Frodeno aufholen. Zudem muss er die Tendenz ablegen vor großen Eintages-Events (Beijing 2008, Rio 2016) Verletzungen durch Überlastung im Training davonzutragen, in den Griff bekommen. Gleiches gilt insbesondere für Heißsporn Alistair Brownlee, der zusätzlich seine Hitzeanfälligkeit bei subtropischen Rennen kontrollieren müsste. Hinzu kommen bei den Brownlees noch gering ausgeprägte Erfahrungen zu Ernährung, Pacing und Hitzemanagement beim Ironman unter hawaiianischer Sonne.

Also bleibt Jan Frodeno auch 2017 Ironman Weltmeister? Die Chancen zum Triple stehen tatsächlich sehr gut und in den Wettbüros dieser Welt dürften die Quoten gegen einen Sieg exzellent sein. Gut so, Konkurrenz belebt das Geschäft - Jan Frodeno wird weiter tüfteln...[2]

  1. Youtube: Jan Frodeno bei Bob Babbit
  2. Bob der Baumeister: Ironman Hawaii und die Deutschen, ein Erklärungsversuch
  3. Jan Frodeno, offizielle Site

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Das Patrick Lange Dilemma: 4 Watt pro Kilogramm oder Watt absolut beim Ironman Hawaii?

Patrick Lange war für viele Beobachter des Ironman Hawaii 2016 eine Überraschung. Der gebürtige Bad Wildunger ist zunächst als Leichtathlet mit mittelprächtigem Erfolg durch viele Disziplinen gegangen, bevor er als Mittel- und Langstreckenläufer eine erste sportliche Heimat fand. Von dort wechselte er erfolgreich als Jugendlicher zum Cross-Country MTB. Der Deutsche Meister der U15 konnte aber nach einem schweren Sturz nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen, weil bei technischen Abfahrten eine mentale Blockade die Konkurrenzfähigkeit beim Anstieg durch verhaltene Downhill-Fahrten unterminierte.
Mit etwa 15 bis 16 Jahren fand das Rad-Lauf Paket zum Triathlon und zu seinem ersten Triathlon-Trainer Martin Zülch. Er war der richtige Ansprechpartner für viele Aspekte der weiteren Entwicklung. Noch heute greift der Ausdauersportler auf damals erlernte Prinzipien zurück. Als Quereinsteiger war die damalige "Schwimmschwäche" offensichtlich und hat letztlich eine Karriere im olympischen Zyklus bei der DTU verhindert. Vor Erfolgen bei zahlreichen Triathlons bis zum Gewinn der Militär-WM (2009, Estland) bewahrte die schwache erste Disziplin das Leichtgewicht nicht. National war der wiederholte Gewinn der deutschen Meisterschaft im Duathlon (2010-2012) sicherlich ein weiterer Karrierehöhepunkt. [1]

Langes Potential, mittlerweile ein sehr guter Schwimmer, blitzte bei seiner Premiere über die Langstrecke beim Ironman Texas mit verkürzter Radstrecke auf: 2:40:01 für den Marathon sind eine Hausnummer, Sieg als Rookie inklusive. Wegen der widrigen Umstände, der aggressiven Renngestaltung gelten für den Ironman in Kona grundsätzlich andere Regeln, ein intensiver Lernprozess mit herben Niederlagen gilt für fast alle Debutanten. Daher fand der ausgebildete Physiotherapeut bei den Medien vor dem Rennmorgen bei allem Wohlwollen nur als Außenseiter auf das Podium Beachtung.

In einem Interview auf Slowtwitch nach dem Gewinn der Bronzemedaille ist am Rande ein wichtiger Aspekt für die Zukunft des 30jährigen Laufrakete fast beiläufig benannt worden. Als wichtiger Faktor ist der Einfluß nicht stark genug zu betonen. Lange berichtet von einem Gespräch mit seinem jetzigen Trainer Faris Al-Sultan bzgl. des angepeilten Energieaufwands auf dem Rad und der Watt-Meßgrößen: "Er sagte zu mir, wenn ich an der Spitze (auf der Radstrecke) sein möchte,, muss ich 4,0 (Watt/kg Körpergewicht) fahren. Am Ende schaffte ich es nicht ganz. Es waren etwa 3,9 (Watt). Aber ich fühlte mich ziemlich gut dabei."[2] Die Radzeit betrug 4:37:39 inkl. einer Zeitstrafe von 5+ Minuten. Ein in der zweiten Disziplin mittelprächtig aufgelegter Jan Frodeno benötigte 4:29:00 und ein mit seiner Radperformance zufriedener Sebastian Kienle 4:23:55.

Bergauf war Lange mit seinem Gewicht von 63kg schon früh eine Bank und auch im Blick auf die Weltspitze auf Augenhöhe. Das harte Fahren auf Flachstücken voller Gegenwind und Böen oder auch die langgezogenen Wellen bergab von Hawi zurück nach Kawaihae oder von dort über Waikoloa zurück nach Kona fordern gänzlich andere Leistungsprofile, die traditionell schwerere Fahrer begünstigen. Schwere Fahrer besitzen zwar meist eine etwas größere Windangriffsfläche an der Stirn, Masse rollt aber bergab und flach bekanntlich leichter. Dieser Umstand drückt sich auch in höheren absoluten und oftmals etwas niedrigeren relativen Wattzahlen pro Kilogramm Körpergewicht bei kräftigen Zeitfahrern aus. Das ist das Patrick Lange Dilemma. Nimmt Lange einige Kilogramm Muskelmasse an den richtigen Stellen in den Beinen zu, mag ggf. die relative Leistung pro Kilogramm abnehmen, die höhere absolute Leistung in Watt wird es wahrscheinlich in einer besseren Gesamt-Radzeit durch Vorteile bei den flachen und abfallenden Radpassagen danken. Vom Jahr 2015 bis zum Auftritt in Kona 2016 hat Lange durch Krafttraining und ein Augenmerk auf qualitativ hochwertige Ernährung trotz Lebensweise als Vegetarier rund 4kg Masse vor seiner Premiere auf Big Island zulegen können. Ob ein sich 2017 an härteres Radfahren anschließender Marathon über 42,195km 1, 2, 3 oder mehr Kilogramm an Mehrgewicht nicht bestraft, steht auf einem anderen Blatt. 1-2 Kilogramm Muskelmasse in den unteren Extremitäten extra könnten es durchaus noch sein. Von Massenträgheit über Hitzemanagement und Energiezufuhr ändern sich in der Folge viele Parameter, die zu beachten sind. 

Diese feine Balance um das Körpergewicht ist der Schlüssel zu Erfolg und Mißerfolg bei den weiteren Versuchen als die Nr. 1 auf den berühmten Alii Drive von Kailua-Kona, Big Island of Hawaii einzubiegen. Der amtierende Inhaber des Laufstreckenrekords des Ironman Hawaiis von 2:39:45 muss sich zurück an Zeichentisch und Werkbank begeben, um das Optimum zwischen Gewicht, relativer und absoluter Radleistung in Watt herauszufinden. Bob der Baumeister lässt für dieses Puzzle beste Grüße ausrichten...[3]

Update vom 23.10.2018:
In einem Video auf SPORT1 beschreibt Patrick Lange den relativen Kraftaufwand bei seiner kontrovers diskutierten Titelverteidigung am 13. Oktober 2018 mit ca. 4,1 Watt pro Kilogramm Körpergewicht.[4, 7] Die in diesem Artikel postulierten 4 Watt stellen augenscheinlich trotz weiter optimierter Technologien und einiger Alleinstellungsmerkmale für Lange (Projekt 101 Aeroaufsatz) auf dem Rad mittlerweile eine Untergrenze dar, wenn man den IRONMAN Hawaii als Top-Läufer relativ sicher gewinnen möchte.[5] Bei Langes Wettkampfgewicht von ca. 63-64kg resultiert der Kraftaufwand beim Zeitfahren in 258-261 Watt durchschnittlicher absoluter Leistung. Lange selbst spricht gegenüber SPORT1 von einer tatsächlichen Leistung in einem "Bereich von knapp über 250 Watt".[6] Die etwas unpräzisen Aussagen stützen die These, dass der zweifache Weltmeister unter 4.1 Watt realisiert haben muss und bei der mündlichen Angabe aufgerundet hat. Bei 63kg Körpergewicht liegen Werte von 4.01 bis 4,1 allesamt mehr oder minder über 250 Watt, bei 64kg liegen alle Werte von 4,01 bis 4,06 unterhalb von 260 Watt.  Abweichende Aussagen zum Körpergewicht am Renntag liegen zwischenzeitlich nicht vor.


Ein Blick auf die Daten des Powermeters wären in vielfacher Weise sehr interessant, weil man neben der durchschnittlichen Leistung auch die Belastung in den verschiedenen Stoffwechsellagen gut herausarbeiten könnte, etwa die Anteile der Belastungsspitzen durch Anstiege, Antritte und Überholmanöver, sowie die absolute und relative Kraftersparnis durch regelkonformes Fahren hinter Andreas Dreitz oder in den verschiedenen Gruppen mit den ganz eigenen Dynamiken an Verpflegungsständen, Gegenwindpassagen, Kurven und Anstiegen. Hat man diese Daten zusammen mit der Fahrgeschwindigkeit kann man recht einfach den Rückstand bei einer theoretischen Solofahrt ausrechnen und von dort die Zielvorgaben für die Jahre 2019ff. entwickeln.

Vielleicht stellt Lange die Daten nach  Ende seiner Karriere öffentlich zur Verfügung. Vorher wird er eine Veröffentlichung aus renntaktischen Gründen höchstwahrscheinlich nicht vornehmen. Sein Trainer Faris Al-Sultan, ein anderer Typ Profi, hätte die bestehende Kritik an der Renngestaltung mit einer Transparenzoffensive durch Offenlegung der Daten lässig gekontert. Jede Spekulation zur absoluten Energieersparnis oder zum Rennverlauf wäre schlagartig beendet. [6]

Müsste Lange bei einem zukünftigen IRONMAN auf Hawaii alleine im Feld fahren oder würde eine Windschattenbox von 20 Metern eingeführt, würden sich seine Chancen schlechter darstellen, weil er mit deutlich mehr Solo- oder Führungsarbeit auf dem Rad wegen Ermüdung signifikant langsamer laufen würde. Die Laufleistung könnte sich analog zu seinem Finish beim IRONMAN Frankfurt 2018 (2:47:15) in einem Raum von 2:44 bis 2:48 Stunden bewegen.

Das Postulat dieses ursprünglichen Artikels müsste sich bei diesen Annahmen also eher in Richtung 4,3-4,5 Watt/kg (270-288 Watt absolut) bewegen. Alternativ kann eine Gewichtszunahme  eine taktische Variante darstellen, ohne die Leistung pro Kilogramm Körpergewicht steigern zu müssen.  Bei 65-66kg Körpergewicht würden folgende rechnerische Werte erreicht: 279-297 Watt, statt der von Lange für 2018 angegebenen knapp "über 250 Watt" und mehr taktische Spielräume eröffnen, sofern die sehr ökonomische Laufleistung Langes durch moderate Gewichtszunahme nicht zu sehr leidet. Eine moderate Kombination aus zwei Maßnahmen, etwas 0,5kg Gewichtszunahme und leichte Erhöhung der Wattleistung pro Kilogramm Körpergewicht könnte neben rein rennsituativen Elementen wie Gruppendynamiken eine gute Taktik für das Projekt " Kona Triple" darstellen.[6] 
  1. Youtube: Patrick Lange bei Bob Babbit
  2. "He said to me that if I want to be at the front I have to ride 4.0. In the end I did not quite make it, and it was about 3.9 but I felt pretty good about it."
  3. Bob der Baumeister: Ironman Hawaii und die Deutschen, ein Erklärungsversuch
  4. Patrick Lange besucht nach Sieg bei Ironman auf Hawaii SPORT1: Ironman-König zu Besuch bei SPORT1, 2018
  5. Project 101, 2018
  6. Video: Q&A Patrick Lange inkl. Wattangaben, 2018
  7. Ein Weltmeistertitel in Teamarbeit, Patrick Lange sichert sich mit Hilfe von Andreas Dreitz erneut IRONMAN Hawaii, 2018
  8. Patrick Lange, Triathlon - Leidenschaft am Limit

Dienstag, 11. Oktober 2016

Bob der Baumeister: Ironman Hawaii und die Deutschen, ein Erklärungsversuch

Der 8. Oktober 2016 wird in mehrfacher Hinsicht in die Geschichtsbücher der Lifestyle-Sportart Triathlon eingehen, die von Amateuren und Profis gleichermaßen mit Spaß und viel Herzblut betrieben wird. Nach 1997 war zum zweiten Mal das männliche Podium komplett in deutscher Hand. Waren es im Jahre 1997 Thomas Hellriegel, Lothar Leder und Jürgen Zäck, sind es bei der Auflage 2016 Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange, ergänzt um Anja Beranek (4.) bei den Frauen, Andreas Böcherer (5.) und Boris Stein (7.).
Nach 1997 treffen sich mit Sebastian Kienle (Silber), Jan Frodeno (Gold) und Patrick Lange (Bronze) zum zweiten Mal drei Deutsche auf dem Podium des Ironman Hawaii Triathlons zu Blumenzeremonie und Champagnerdusche. Photo: WTC - Ironman.com

Titelverteidiger Jan Frodeno kann sich als erster deutscher Ironman ohne Schwächen in allen drei Disziplinen nicht nur mehrfacher (zweifacher) Ironman-Weltmeister, wie etwa Normann Stadler (2004, 2006) nennen. „Frodo“ gehört zum illustren Kreis der erfolgreichen Titelverteidiger und Verteidigerinnen in der Lavawüste auf Big Island, der größten und vielseitigsten Insel im Archipel: Mark Allen, Dave Scott, Craig Alexander, Tim DeBoom, Paula Newby-Fraser, Natascha Badmann, Chrissie Wellington, Mirinda Carfrae, Lori Bowden, Sylviane Puntous und Daniela Ryf sind seit spätestens 2016 Mitglieder im exklusiven „Repeat“-Club. [1]

Die Schweizerin Ryf wiederum hat es geschafft den Streckenrekord von Carfrae (8:52:14, 2013) um starke 5:28 Minuten auf 8:46:46 zu drücken und gewinnt zusehends das Format Chrissie Welingtons Nachfolge anzutreten und vielleicht sogar die Erfolgsbilanz der zurückgetretenen Britin zu übertrumpfen.
Daniela Ryf hat ebenfalls den Weltmeistertitel verteidigen können. Als Sahnehäubchen gibt es einen neuen Streckenrekord mit 8:46:46 gleich dazu. Photo: WTC - Ironman.com

Patrick Lange, stürmt als Kona-Rookie in 2:39:45 bei seinem formal zweiten Triathlon über die Langstrecke von Rang 23 nach dem Radfahren und 5 Minuten Zeitstrafe wegen eines falschen Überholvorgangs („Blocking“) auf das Podium. Der gebürtige Bad Wildunger demontiert dabei einen Marathonrekord aus dem Jahr 1989 von Mark Allen und stößt die Tür zu einer neuen Dimension weit auf: 2:40:04 war bis zum 7. Oktober 2016 die Messlatte, die schnellste Zeit auf Hawaii. Der historischen Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass 1989 die Streckenführung unterschiedlich war, der 2. Wechsel in die Laufzeit inkludiert wurde und Allens inoffizielle Netto-Marathonzeit 2:38:53 betragen hat. Wie Scott am 10. Oktober in einem Interview aber treffend formuliert hat, gehört der Eintrag in den Rekordbüchern mit vollem Recht Lange. [2]

Der Ironman Hawaii 2016 war aus internationaler Sicht ein historischer Tag, aus deutscher Sicht sicherlich noch sehr viel mehr. Er ist nur vergleichbar mit dem ersten Sieg eines Deutschen auf Hawaii 1997 durch Thomas Hellriegel, dem Olympiasieg von Jan Frodeno in Peking 2008 und dem Weltmeistertitel auf der Kurzstrecke durch Daniel Unger in Hamburg 2007.

Profitieren deutsche Langstrecken-Triathleten
beim Puzzlespiel "Erfolg beim Ironman"
von deutschen Tugenden: einer Schwäche
für technische  Detailliebe, wissenschaftlicher
Herangehensweisen? Photo: BBC: Bob der Baumeister
Die Zeit versucht sich dem Phänomen Triathlonland, Triathlonerfolg der deutschen Athleten in einem Artikel anzunähern. Ein Erfolg auf der Langstrecke, der allesamt von Athleten der 1., 2. und nun 3. Generation aus Bundes- und Landeskadern auf der olympischen Distanz erzielt wurde.

Warum sind die Deutschen auf der Langstrecke nun so erfolgreich? Die Metapher von Bob dem Baumeister versucht bei Zeit online Hilfestellung bei der Antwortsuche zu geben. [3]

Jan Frodeno stößt gegenüber der dpa in ein ähnliches Horn, wie die Zeit«Wenn du dich in Deutschland auf der Ironman-Distanz behaupten willst, musst du absolute Weltklasseleistungen zeigen», sagte Frodeno. In Deutschland habe man eine «ganz gute Trainingsmethodik, außerdem kommt uns die deutsche Akribie sehr entgegen. Wir erleben goldene Zeiten» [4]

"Vorsicht, Nichtschwimmer!"

Weniger Edelmetall, sondern mehr Blech gibt es für die Elite-Triathleten auf der olympischen Kurzstrecke. Die sich darstellenden Probleme werden in einem gesonderten Artikel skizziert. [5]

Links

  1. Ironman Hawaii, alle Medaillen
  2. Dave Scott zum Laufrekord von Patrick Lange
  3. Triathlon: Ein Sport für deutsche Ingenieure
  4. Frodeno kritisiert deutsche Triathlon-Funktionäre
  5. Vorsicht Nichtschwimmer! Die Deutsche Triathlon Union und Olympia

Ergebnisse 2016 Ironman Hawaii Herren

  1. Jan Frodeno (GER) 8:06:30
  2. Sebastian Kienle (GER) 8:10:02
  3. Patrick Lange (GER) 8:11:14
  4. Ben Hoffman (USA) 8:13:00
  5. Andreas Böcherer (GER) 8:13:25
  6. Timothy O'Donnell (USA) 8:16:20
  7. Boris Stein (GER) 8:16:56
  8. Bart Aernouts (BEL) 8:20:30
  9. Ivan Raña (ESP) 8:21:51
  10. Frederik Van Lierde (BEL) 8:21:59
  11. Andy Potts (USA) 8:25:35
  12. Matt Russell (USA) 8:25:52
  13. David NcNamee (GBR) 8:28:05
  14. Marko Albert (EST) 8:28:20
  15. Ronnie Schildknecht (SUI) 8:29:11

Ergebnisse 2016 Ironman Hawaii Damen

  1. Daniela Ryf (SUI) 8:46:46
  2. Mirinda Carfrae (AUS) 9:10:30
  3. Heather Jackson (USA) 9:11:32
  4. Anja Beranek (GER) 9:14:26
  5. Kaisa Lehtonen (FIN) 9:15:40
  6. Michelle Vesterby (DEN) 9:19:05
  7. Sarah Piampiano (USA) 9:22:31
  8. Lucy Gossage (GBR) 9:25:57
  9. Asa Lundstrom (SWE) 9:22:59
  10. Carrie Lester (AUS) 9:28:17
  11. Camilla Pedersen (DEN) 9:31:15
  12. Heather Wurtele (CAN) 9:32:51
  13. Linsey Corbin (USA) 9:33:51
  14. Mary Beth Ellis (USA) 9:38:52
  15. Sarah Crowley (AUS) 9:42:34

Montag, 10. Oktober 2016

Vorsicht Nichtschwimmer! Die Deutsche Triathlon Union und Olympia

Weniger Edelmetall als beim Ironman Hawaii 2016, sondern mehr Blech gibt es für die Elite-Triathleten auf der olympischen Kurzstrecke. Olympiasieger Jan Frodeno bemängelt den fehlenden Glauben und fehlendes Vertrauen des Verbandes in den aktuellen Kader, kratzt mit seiner Kritik aber nur an der Oberfläche. Natürlich ist Deutschland alleine wegen der klimatischen Gegebenheiten keine Schwimmnation wie die USA oder Australien. Eine sich ausdünnende Infrastruktur, mit sich manifestierenden Bäderschließungen, schlechten Öffnungszeiten und sinkender Wassersicherheit bei Schulkindern und Jugendlichen als Folge sinkender Unterrichtseinheiten im Schwimmen sollten aber nicht alleinige Entschuldigung herhalten. [1, 2]
Die Triathletinnen und Triathleten der Deutschen Triathlon Union haben im Elite-Bereich seit mehreren Jahren im Schwimmen und damit der vorentscheidenden ersten Disziplin den Anschluss an die Weltspitze verpasst. Photo: 3athlon.org e. V.

Die Artikelüberschrift wird den Athletinnen und Athleten dennoch nicht gerecht, ist überspitzt formuliert aber notwendig. Die olympische Kurzstrecke läuft derzeit den Erfolgen aus eher strukturellen Gründen hinterher. Wichtige Weichenstellungen zum Beseitigen der deutlichen Schwimmschwäche im olympischen Triathlon wurden über Jahre nicht behoben und müssen auch zeitlich viel früher ansetzen, als bei den U23- oder Elite-Kadern. Wichtige Akzente setzen im Nachwuchs auf Landesebene dabei auch Trainer wie Ron Schmidt und Christian Weimer um nur zwei zu benennen.

Schon bei der Sichtung von Quereinsteigern zeigen die US-Amerikaner mit Olympiasiegerin Gwen Jorgensen, wie man erfolgreich ehemalige Schwimmerinnen und Läuferinnen an den Triathlon heranführt. Das in 2015/2016 neu aufgelegte Stipendiats-System für us-amerikanische Universitäten wird auch internationale und deutsche Talente anziehen. Sind es im Jahr 2016 gerade einmal 14 teilnehmende Universitäten, sollen es in 3-5 Jahren bereits 40 sein - Schwergewichte aus aus der Ivy League (Yale University, Princeton University, Columbia University, Harvard University, Brown University, Cornell University, Dartmouth College, University Of Pennsylvania) eingeschlossen.

Mit Blick auf die Ergebnisse des Deutschen Schwimmverbands (DSV) bei den Spielen der letzten Dekade mag man von einem erfolgreichen Austausch von Talenten wie in den USA nur träumen. Doch muss gesagt werden, dass der Talentpool statistisch gesehen natürlich durch seriöse Nachwuchsarbeit wachsen muss aber ausreichend Möglichkeiten zur kurzfristigen Auffrischung mit älteren Talenten vorhanden wären. Hier muss der kleingeistige und oft eifersüchtige Dialog zwischen den Verbänden auf Bundes- und Landesebene geändert werden. Auch ein Alistair Brownlee und sein Bruder Jonathan Brownlee haben nach einer Grundausbildung im Schwimmen und Crosslauf vergleichsweise spät zum Triathlon gefunden. Man muss nur die Voraussetzungen schaffen (wollen). Wo sind die Strategien und Scouts, die freundschaftlich mit dem Deutschen Leichtathletik Verband und dem DSV kooperieren, um Talente breiter und umfassender auszubilden und ggf. auch mehrfach untereinander auszutauschen? 

Noch kann die DTU aktuell von den früheren Investitionen in Kaderathleten der 1. und 2. Generation und sich daraus ergebenden Abstrahleffekten in der Außenwirkung zehren. So kann die DTU vielleicht den Zeitraum überbrücken, bis neue Talente ohne Schwächen in der ersten Disziplin 2024 oder vielleicht auch schon früher das Erbe der Frodenos bei Olympia antreten könnten. Im Bestandskader muss für Olympia 2020 endlich die Schwimmschwäche in den Griff bekommen werden. Alles was nach der 1. Disziplin kommt, ist dann ebenfalls der hohen Leistungsdichte in der ITU World Triathlon Series geschuldet, aber das Rennen darf doch nicht nach 18 oder 19 Minuten vorzeitig beendet sein! Die Deutsche Triathlon Union versucht als Dachverband derzeit gegenzusteuern, sieht sich aber auch mit diesen Maßnahmen in der Art und Weise der Umsetzung in der Kritik. [3, 4]

Hier stellt sich die ketzerische Frage, warum die DTU nicht mit z.B. der Schweiz und Österreich ein Joint Venture bei der Athletenentwicklung startet?! Man könnte in die aktuellen Strukturen um Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, dem Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer mit dem Australier Brett Sutton, trotz aller Kontroversen, den erfolgreichsten Triathlontrainer der Welt in eine Kooperation einbinden. Die Schweizer zeigen, dass eine komplexe Persönlichkeit wie Sutton eingebunden werden kann, wenn man es wirklich möchte. Mit Daniela Ryf und Nicola Spirig hat er in den letzten zwei Jahren zwei Weltmeisterschaften im Ironman und eine Silbermedaille in Rio erzielt. Die komplette Umstellung der Schwimmtechnik bei Spirig nach der Goldmedaille von London 2012, einer Babypause und dem mehrfachem Handbruch direkt im Olympiajahr 2016 muss in die Erfolgsbilanz mit eingepreist werden.
  1. Bob der Baumeister: Ironman Hawaii und die Deutschen, ein Erklärungsversuch
  2. Frodeno kritisiert deutsche Triathlon-Funktionäre
  3. Chance zur Neuausrichtung: Ralf Ebli und Dan Lorang verlassen Trainerstab der Deutschen Triathlon Union (DTU) nach Verfehlen der Zielvereinbarungen
  4. Deutsche Triathlon Union reagiert mit neuem Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer
  5. Deutsche Triathlon Union e. V.

Freitag, 7. Oktober 2016

Predictions and where and how to watch 2016 IRONMAN Hawaii Triathlon - weather will factor in as always!

As every year since 1998 a brief and crisp outlook and guess on the 2016 IRONMAN World Championship race. So, who is gonna win, based on last years Kona performance and overall progress the last 12 months? Putting  controversial race marshall judging or mysterious technical issues right in or out of T1 aside all eyes are for sure on Mirinda Carfrae and Daniela Ryf as well as Sebastian Kienle and Jan Frodeno. Looking up into the Kona sky, one could wonder, if we'll see similar conditions as in 2006. Cloud, very mild temperatures down to 79°F and fair not strong Mumuku winds. If this will happen, Ironman Hawaii 2016 could be the sub8 hours men's winning performance and the day of the big and heavier athletes and fast runs cross the board to shine.
Who will win the 2016 IRONMAN Hawaii Triathlon World Championship? Photo: 3athlon.org

When and where to watch?
If you're not already on Big Island, Hawaii you can access live coverage at www.ironman.com at local Hawaiian time zone. German television broadcaster are airing a mix out of live stream (hessenschau.de) and national (ARD) and regional (hr fernsehen) tv stations - worth to watch and stay up all night.

Est. schedule
6:25am Start male pro field
6:30am Start female pro field

+/- 7:15am 1st male in T1 (swim-bike transition)
+/- 7:22am 1st female in T1 (swim-bike transition)
+/- 11:40am 1st male in T2 (bike-run transition)
+/- 12:15pm 1st female in T2 (bike-run transition)
+/- 2:30pm 1st male finish
+/- 3:25pm 1st female finish

Don't forget to tune in on OCT 8th 2016 at www.ironman.com or at your local broadcaster like ARD/hessenfernsehen.

2016 Men's Ironman Hawaii predictions

  1. Jan Frodeno (course record)
  2. Sebastian Kienle
  3. Andy Potts
  4. Andreas Böcherer
  5. Timothy O'Donnell
  6. Andreas Raelert
  7. Brent McMahon
  8. Frederik van Lierde
  9. Lionel Sanders
  10. Ben Hoffmann

2016 Women's Ironman Hawaii predictions

  1. Daniela Ryf
  2. Mirinda Carfrae
  3. Melissa Hauschildt
  4. Leanda Cave 
  5. Heather Jackson
  6. Julia Gajer
  7. Jodie Swallow
  8. Linsey Corbi
  9. Mary Beth Ellis
  10. Anja Beranek

Changelog: Mary Beth Ellis set a few places back (from 6.) due cold/infection.

2016 Men's Ironman Hawaii results

  1. Jan Frodeno (GER) 8:06:30
  2. Sebastian Kienle (GER) 8:10:02
  3. Patrick Lange (GER) 8:11:14
  4. Ben Hoffman (USA) 8:13:00
  5. Andreas Böcherer (GER) 8:13:25
  6. Timothy O'Donnell (USA) 8:16:20
  7. Boris Stein (GER) 8:16:56
  8. Bart Aernouts (BEL) 8:20:30
  9. Ivan Raña (ESP) 8:21:51
  10. Frederik Van Lierde (BEL) 8:21:59
  11. Andy Potts (USA) 8:25:35
  12. Matt Russell (USA) 8:25:52
  13. David NcNamee (GBR) 8:28:05
  14. Marko Albert (EST) 8:28:20
  15. Ronnie Schildknecht (SUI) 8:29:11

2016 Women's Ironman Hawaii results

  1. Daniela Ryf (SUI) 8:46:46
  2. Mirinda Carfrae (AUS) 9:10:30
  3. Heather Jackson (USA) 9:11:32
  4. Anja Beranek (GER) 9:14:26
  5. Kaisa Lehtonen (FIN) 9:15:40
  6. Michelle Vesterby (DEN) 9:19:05
  7. Sarah Piampiano (USA) 9:22:31
  8. Lucy Gossage (GBR) 9:25:57
  9. Asa Lundstrom (SWE) 9:22:59
  10. Carrie Lester (AUS) 9:28:17
  11. Camilla Pedersen (DEN) 9:31:15
  12. Heather Wurtele (CAN) 9:32:51
  13. Linsey Corbin (USA) 9:33:51
  14. Mary Beth Ellis (USA) 9:38:52
  15. Sarah Crowley (AUS) 9:42:34

Donnerstag, 6. Oktober 2016

How Ironman helped Olympic Triathlon debuting in Sydney 2000

Lew Friedland, World Triathlon Corporation's 2nd president and involved in the acquisition of Ironman Hawaii from founder Valerie Silk for Dr. James P. Gills tells from the very early days. The 2016 Ironman Hall of Fame inductee shared some stories with Hallo of Famer Bob Babbitt about Ironman Lake Placid, Florida and Oceanside as well as how he helped get Triathlon into Olympics. He looked back to ongoing lawsuits with International Triathlon Union (ITU) and the then president Les McDonald, the involvement of IOC's Dick Pound, USOC's Peter Ueberroth and secret negotiations. A worthy way back then video on the history of the sport. While watching this interview, a reader should keep in mind, that Ironman was lobbying very hard at that time for inclusion into the Olympics (as well).