Daniel Unger, Triathlon-Weltmeister von Hamburg 2007 führt just in den letzten Tagen vor dem Olympischen Triathlon von London eine PR-Kampagne, die es in sich hat. Es ist vielleicht eine wohlmeinende Kampagne seines Umfelds, gedacht zur Bestätigung der eigenen Leistungen aus der Vergangenheit. Verklärend, frustriert oder eine Mischung. Nur so kann man die kolportierten verbalen und inhaltlichen Aussetzer des Bad Saulgauers verstehen, die in der letzten Wochen kommuniziert wurden.
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Daniel Unger kam für die Qualifikation wegen diverser Verletzungen 2011 nicht rechtzeitig genug in Tritt. Ein Infekt verhinderte zusätzlich ausreichend Punkte für die Startberechtigungen wichtiger Triathlons einzusammeln. Aus der Traum von Olympia in London. Photo: Helle Frederiksen |
Zuerst versteigt sich ein Lokalredakteur darin in den Nominierunsgkriterien der DTU ein
Komplott gegen Unger und für seinen alten Weggefährten und Kaderkollegen Maik Petzold zu sehen. Wenige Tage vor der Eröffnungszeremonie, schmerzt Unger die Erinnerung an die versäumten Spiele von Athen offenbar so sehr, dass er die vertane Chance von London als Déjà-vu-Erlebnis wahrnimmt. 2004 musste er schon einmal auf einen Start bei Olympia verzichten. Damalige offizielle Diagnose: Pfeiffersches Drüsenfieber.
Die Tiefschläge gen Kienbaum kommen in einer Phase, in der seine ehemaligen Teamkollegen sich nur auf drei Dinge konzentrieren sollten: Training, Regeneration und die bestmögliche Gesundheit. Die Lokalredaktion aus Ungers Heimatstadt sieht dies offenbar anders: "Doch die DTU verzichtete auf eine Nachnominierung – wohl auch weil Thiel sicher gehen wollte „seinen“ Schützling Maik Petzold nach London zu bringen. Denn die DTU hatte vor dem Rennen in Madrid die Olympia-Qualirichtlinien verschärft und kündigte an: „Sonst ist Petzold nominiert“, so die DTU. Petzold wurde in Madrid Sechster – wohl zur Erleichterung Thiels und der DTU" muss auch ein Maik Petzold lesen.
Dieser kann sich folgerichtig einen Kommentar auf Facebook nicht verkneifen. Der hausgemachte Mini-Sturm im Wasserglas ist da: "echt schade was ich in deisem bericht lesen muß. ich wäre liebend gerne gegen daniel angetreten, egal wo! so jedenfalls nicht wie es im bericht steh,t ich brauche mich vor niemanden verstecken und der verband hat alles getan um daniel ein faire chance zu bieten, doch er hat es wie schon die letzten vier jahre nicht verstanden seine chance zu nutzen!"
Unmittelbar nach besagtem Triathlon in Immenstadt
wetterte Unger gegen die ehrenamtlichen Kampfrichter, die ihn ungerechtfertigter Weise auf der Radstrecke bei den Deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz mit einer Zeitstrafe belegt haben sollen. Unger
, schon bei Aussprache der Zeitstrafe von der sportlichen Konkurrenz auf dem Rad unter Druck gesetzt,* protestierte mit einem Ausstieg: DNF. „Ich will damit ein Zeichen setzen. Denn die Zeitstrafe war absolut ungerechtfertigt. Das kann ich nicht akzeptieren. Es kann nicht sein, dass Amateur-Kampfrichter uns Sportlern durch unsinnige Entscheidungen das ganze Wettkampfwochenende versauen. Hier muss sich was ändern“.
Wer im Glashaus sitzt: Unger muss sich und seine Rolle finden, sich in der Riege der Langdistanzathleten neu erfinden und definieren. Ein Weg ist die Fokussierung auf wesentliche Dinge, wie Training und Regeneration. Tut er dies nicht, werden auch weiter Sportkollegen bei diversen Triathlons an dem ehemaligen ITU-Weltmeister vorbeiziehen und Lokalredakteure unsinnige Texte schreiben, die haften bleiben. Immenstadt war ein erster Fingerzeit auf die aktuelle Hackordnung in Triathlon-Deutschland.
Gönnen wir Daniel Unger diese Zeit, wie er sie sich ebenfalls gönnen sollte und auch seinen ehemaligen Teamkollegen ihre Zeit vergönnt sein möge. Die Fenster im Spitzensport sind wahrlich kurz genug offen für Top-Leistungen...
* Update vom 25. Juli 2012: Aktuell gehen von verschiedenen Augenzeugen vor Ort die Meinungen deutlich auseinander, ob Daniel Unger zum Zeitpunkt des DNF auf dem Rad in Führung liegend unter Druck gewesen sei oder nicht. Ich war nicht vor Ort und kann mich nur auf mehrere grundsätzlich zuverlässige Quellen stützen. Eine entsprechende Anfrage an das Management konnte den Sachverhalt bisher noch nicht weiter aufklären.
In einer ersten Version des Artikels lautete der Titel "Demontage eines Weltmeisters - Daniel Unger kritisiert Nominierungskriterien der Deutschen Triathlon Union". Dieser ist insofern nicht gerechtfertigt, als dass ein Journalist der Lokalredaktion die Spekulationen zur Nominierung und ihren Kriterien vorantreibt.