Die Deutsche Meisterschaft im Triathlon über die Langdistanz sollte am 9. Juni 2012 in Kulmbach auch eine Gedenkveranstaltung werden. Gedacht werden sollte vom ausrichtenden ATS Kulmbach Wolfgang Pirl, 2011 tragisch und zu früh aus dem Kreis der aktiven Triathleten verschieden und Motor des lokalen Triathlonsports.
Leider sah sich der ortsansässige Verein bei aktuell nur 14 Anmeldungen zu diesem drastischen Schritt gezwungen, der eigentlich viel zu früh unternommen wurde. Zu früh? Ja, bevor viele Triathleten endgültig ihre Wettkampfkalender finalisieren konnten.
Mehr Mut und Geduld hätte wohl ohne weitere Marketingmaßnahmen nicht viel weiter geführt. Bernd Roßberg sieht aktuell selbst bei Erreichen einer Zahl von rund 100 gemeldeten Aktiven Probleme mit der Ausrichtung und Wirtschaftlichkeit. Er hofft jedoch auf eine verkürzte Distanz im September, um Triathlon-Pionier Pirl angemessen zu verabschieden.
Das Schicksal der Traditionsveranstaltung von Kulmbach, deren Halbdistanz durch Siege von etwa Normann Stadler geadelt wurde, verdeutlicht den Konsolidierungstrend in der deutschen Triathlon-Szene. Das Wachstum im Langdistanztriathlon konzentriert sich auf wenige Mega-Events professioneller Agenturen, wie Frankfurt, Roth oder Köln. Familiäre Traditionsveranstaltungen geraten nicht nur beim Bietwettstreit um die großen Triathlon-Stars und Profis ins Hintertreffen. Aktive Profis müssen ihre vollgepackten Rennkalender an den Quaifikationskriterien für diverse Weltmeisterschaften und den ausgelobten Geldprämien, sowie Medienpräsenz ausrichten. Zukünftig wird sich eine DM gleich welcher Distanz wohl wieder im Wasserschatten eines größeren und etablierten Triathlons bewegen, sollten es Ausrichter und Landes-, sowie Bundesverband (hier BTV und DTU) es nicht schaffen neue Konzepte mit höherer Dienstleistungsdurchsetzung einzuführen.
P.S.: Persönlich tut es mir für Kulmbach, dem Ort meines Debüts ('95?) auf der Langstrecke leid. Mein damaliger Start war begleitet von Pinguineanderungen im Trebgaster Badeteich, verpasster Eigenverpflegung, einem Plattfuß, Kettenriss und meiner allerersten und einzigen Verwarnung auf der Radstrecke: Nebeneinanderfahren - unverschuldet natürlich, ich fuhr schließlich rechts ;) Der gelöste Kettenbolzen (am brandneuen Rad = Anfängerfehler) wurde "traditionell" mit Bordsteinkante und Pflasterstein an seinem Ursprungsort zurückverbannt und hielt zum Glück trotz beunruhigendem Gerappel bei jeder Passage durch den Schaltwerkkäfig die letzten 20 oder 30 Kilometer. Es war ein turbulentes Rennen mit vielen Eindrücken und last but not least unter diesen Umständen ein ehrenwertes Finish um die 10 Stündchen.
Ich drücke für die 2012er Kurzdistanz und ein erfolgreiches Reüssieren in 2013 oder 2014 dem ATS Kulmbach jedenfalls die Daumen.
Kai Baumgartner kommentiert den Ironman Hawaii Triathlon, Triathlon bei Olympia und den Lifestyle von Triathleten. Der vertiefende Blick auf weitere Ausdauersportarten, Sportpolitik und Doping gehört ebenso zum Pflichtprogramm, wie die Suche nach den Dingen hinter dem Tellerrand. Per Interview, Kommentar, Reportage in Wort, Podcast, Bild oder als Video.
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