Anne Haug ist Ende vergangener Woche für viele überraschend von der Trainingsgruppe um den Australier Darren Smith an den Triathlon-Stützpunkt der Deutschen Triathlon Union in Saarbrücken gewechselt. Eine entsprechende Erstveröffentlichung ist in der Fußnote zum Kommentar über die Weltmeisterschaften im Schwimmen einsehbar.
Neben größerer Planungssicherheit und konsistenterer finanzieller Absicherung werden in einer Presseaussendung und einem Interview weitere Vorteile des Wechsels zum DTU-Trainergespann Dan Lorang und Ralf Ebli postuliert. Zugleich wird einer linearen Erfolgs- und Leistungsentwicklung für die Jahre 2014 und 2015 mit Verweis auf Rio 2016 als mittelfristiges Ziel eine Absage erteilt. Überhöhte Erwartungen werden "auf die lange Bank" geschoben, namentlich dem Olympischen Triathlonrennen am Zuckerhut zugeschrieben:
DTU: Anne Haug trainiert ab sofort am OSP Saarbrücken
„In Saarbrücken gibt es ein tolles Umfeld“
Mit Anne Haug weilt seit Anfang August ein neues und mittlerweile im Triathlonsport sehr bekanntes Gesicht am Olympiastützpunkt in Saarbrücken. Die aktuelle Weltranglistenerste und Führende in der Serie um die Triathlon-Weltmeisterschaft 2013 wird ab sofort unter der Anleitung von DTU-Cheftrainer Ralf Ebli und Bundestrainer Dan Lorang trainieren und sich auf die verbleibenden Rennen der Saison 2013, darunter das große WM-Finale in London, vorbereiten. Langfristige Perspektive der Sportwissenschaftlerin ist zudem eine gezielte Vorbereitung auf Olympia 2016 in Rio.
Mit Lorang trifft Haug dabei auf einen „alten Bekannten“. Nachdem sich beide beim Studium kennen gelernt hatten, wurde der jetzige Bundestrainer ihr erster Triathloncoach. „Ich freue mich, wieder in der Nähe meiner Heimat zu trainieren, und mit den seit Anfang 2013 neu entwickelten Strukturen im Leistungssport der DTU gibt es in Saarbrücken ein tolles Umfeld, in dem ich gerne weiter an der Verbesserung meiner Leistungen arbeiten möchte“, so Haug. „Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich auch die Ausrichtung auf Olympia 2016.“
Die Freude über den Wechsel beruht natürlich auf Gegenseitigkeit, denn somit zeigt die gute Verbandsarbeit in Saarbrücken deutliche Früchte und die beste Kurz-Distanz-Athletin der Welt wertet jede Trainingsgruppe auf. „Dass Anne nun am OSP weilt, ist ein wichtiger Schritt, sie persönlich und auch unseren gesamten Nationalkader sportlich voranbringen zu können“, erklärt Neu- und Alttrainer Lorang. „Unsere Perspektive ist dabei nicht allein kurzfristig, sondern vor allem auch langfristig ausgerichtet, auch weil Olympia in unserer Sportart die größte Strahlkraft hat.“ Entsprechend warnt der Bundestrainer auch vor unrealistischen Erwartungen. „Anne kämpft 2013 um den WM-Titel und wir hoffen, dass wir dieses Ziel zusammen realisieren können. Derartige Erfolge sind aber nicht selbstverständlich und dass dies nun in den Folgejahren so weiter gehen wird, ist mit der großen Hintergrundzielrichtung Olympia 2016 eher unwahrscheinlich“, verweist Lorang auf eine Art „Drei-Jahres-Plan“. „Wobei wir uns gegen keine Erfolge wehren“, fügt er augenzwinkernd hinzu.
Indes hat Haugs Wechsel nicht allein sportliche, sondern auch außersportliche Gründe, denn sie wird sich auch der Sportfördergruppe der Bundeswehr anschließen, wo sie noch in diesem Jahr ihren Dienst antreten wird. Das ist auch einer der Aspekte, die zu einem sofortigen Wechsel führten. „Das war ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die sich parallel und teilweise auch kurzfristig und zufällig ergeben haben“, sagt Haug. „Letztlich ergab sich einfach eine Situation, in der die Frage konkret wurde: Bis Ende 2013 warten, die neue Sport- und Lebensphase mit Olympia 2016 als Orientierungspunkt zu beginnen oder doch sofort wechseln? Und das Nachdenken über eine Antwort ergab dann zusammen mit meinem bisherigen Trainer Darren Smith die klare Antwort eines sofortigen Wechsels.“
Entsprechend werden am Olympiastützpunkt ab jetzt Haug und der Großteil ihrer Teamkollegen aus dem DTU-Nationalkader, darunter Peking-Olympiasieger Jan Frodeno und Steffen Justus, gemeinsam schwimmen, radfahren und laufen.
DTU: Anne Haug über ihren Wechsel an den OSP Saarbrücken
„Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich die Ausrichtung auf Olympia 2016“
Die aktuelle Weltranglistenerste und Führende in der Serienwertung um die Triathlon-Weltmeisterschaft, Anne Haug, trainiert ab sofort wieder in ihrer Heimat: am Olympiastützpunkt in Saarbrücken. Zuvor war die 30-Jährige Bayreutherin in einer internationalen Trainingsgruppe um den Trainer Darren Smith. Die Gründe für den Wechsel erklärt Haug in einem ausführlichen Gespräch.
Hallo Anne Haug, aus welchem Grund werden Sie demnächst in Saarbrücken trainieren?
Da gibt es eine Reihe von Gründen. Ich möchte gerne wieder in der Nähe meiner Heimat trainieren, den Triathlon-Stützpunkt am OSP Saarbrücken leitet mit Dan Lorang seit diesem Jahr mein erster Triathlontrainer und mit den seit Anfang 2013 neu entwickelten Strukturen im Leistungssport der DTU um Cheftrainer Ralf Ebli gibt es in Saarbrücken ein tolles Umfeld, in dem ich gerne weiter an der Verbesserung meiner Leistungen arbeiten möchte. Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich auch die Ausrichtung auf Olympia 2016. Hier hat die DTU mir eine Perspektive und eine Konzeption eröffnet, mich auf dieses Highlight im Sportlerleben ganz gezielt vorzubereiten.
Zudem kann ich mit dem Schritt nach Saarbrücken auch den Schritt in die Sportfördergruppe der Bundeswehr machen. Das bedeutet, dass ich mir um den Aspekt der monetären Absicherung meines Sportlerlebens erst einmal keine Gedanken mehr machen muss.
Ungewöhnlich ist der Zeitpunkt des Wechsels. Was sind die Hintergründe für den sofortigen Umzug?
Die Grundsatzentscheidung, die Trainingsgruppe nach 2013 zu verlassen, ist im Laufe des Jahres gereift. Ich habe in diesem Jahr auch schon ein paar Trainingsblöcke in Saarbrücken absolviert. Dass dies nun zu einem sofortigen Wechsel wurde, war ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die sich parallel und teilweise auch kurzfristig und zufällig ergeben haben. Dazu zählen neben der Perspektive in Saarbrücken mit dem neuen Trainerteam zum Beispiel die aktuell gute Stimmung in der Nationalmannschaft, die zum Großteil in Saarbrücken wohnt und trainiert, die schon jetzt relevante Konzeption auf Olympia 2016 und die Möglichkeit, schon in diesem Jahr in die Sportfördergruppe aufgenommen zu werden. Hinzu kommen private Gründe. Letztlich ergab sich einfach eine Situation, in der die Frage konkret wurde: Bis Ende 2013 warten, die neue Sport- und Lebensphase mit Olympia 2016 als Orientierungspunkt zu beginnen oder doch sofort wechseln? Und das Nachdenken über eine Antwort ergab dann zusammen mit Darren Smith die klare Antwort eines sofortigen Wechsels. Ich danke Darren für seine Arbeit und die für mich neuen Erfahrungen. Nun ist es an der Zeit, neue Wege zu gehen: als Mensch und als Sportler. Und darauf freue ich mich.
Ändert sich jetzt etwas im Training?
Sportlich wird sich kurzfristig nicht viel ändern. Das machte ja auch keinen großen Sinn, da ich gute Resultate erzielt habe und so den aktuellen Trainingsweg bis zum WM-Finale in London in Absprache mit Chef- und Bundestrainer so weitergehen werde. Mit Zielrichtung Olympia 2016 wird sich natürlich etwas ändern, da werden wir neue Reize setzen in den kommenden Jahren.