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Montag, 2. Dezember 2013

NRWTV: Verband mit Bilanzeinbruch durch Rechtsstreitigkeiten, Stephan Biermann folgt Sonja Oberem in Spitzenposition

Zwölf Tage vor dem Verbandstag in Duisburg ließ Präsidentin Sonja Oberem kurz und knapp verkünden, nicht mehr zur Wahl zu stehen. Während ihrer nur zweijährigen Amtszeit war der gesamte Vorstand des größten deutschen Landesverbandes extremen von Außen eingetragenen Belastungen ausgesetzt.

Oberem gilt oder galt als mögliche Nachfolgerin für das Amt der Präsidentin der Deutschen Triathlon Union (DTU). Sie könnte Dr. Martin Engelhardt bereits bei einer der kommenden Wahlen nachfolgen, sieht sich selbst derzeit nicht als mögliche Kandidatin. Kategorisch ausgeschlossen ist eine spätere Führungsrolle indessen auch nicht: "im Moment stehe ich aus familiären und beruflichen Gründen sicherlich nicht zur Verfügung. Ich halte Martin Engelhardt nach wie vor für die beste Wahl. Es gibt nur ganz wenige, die den Triathlonsport so gut kennen wie er." [1]

Rechtsstreit mit bundesweiter Signalwirkung

Das vergangene Jahr war geprägt von Belastungen, die vor allem auf die rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Kölner Veranstalter Jeschke & Friends zurückgeführt werden. Die damit verbundenen finanziellen Kosten von ca. 60.000 Euro führten beinah zum Kollaps und damit zur Insolvenz des NRWTV. Seine schiere Größe und strikte Sparmaßnahmen, die auf der anderen Seite aber auch zum de facto-Verlust des Essener Bundesnachwuchsstützpunktes führten, halfen ihm über die Runden. Gegen Ende des Rechtsstreites zog man auch die Gerichte auf seine Seite, denn sowohl das OLG Düsseldorf als auch das Bundeskartellamt entschieden im Sinne des NRWTV und stellten klar, dass auch kommerzielle Veranstalter sich an Regeln und Ordnungen der zuständigen Sportverbände binden müssen. Ein anderslautendes Urteil hätte weitreichende Konsequenzen über die Grenzen des Triathlonsportes hinaus gehabt. So einige privat wirtschaftende Veranstalter, auch die anderer Sportarten, standen in Lauerstellung und hätten die kostenlose Legitimation erhalten, ihre eigenen Regeln aufzustellen und monetäre Abgaben an ihre Verbände zu verweigern. [2-5]

Sport- und Abgabenordnungen allgemeiner Konsens

Dennoch riet die Justiz dem Landesverband, die Details mit kommerziellen Veranstaltern vertraglich zu regeln. Die Zeit drängte, denn der lange Schwebezustand des Verfahrens soll sogar einige Athleten dazu verleitet haben, sich bei Events von Jeschke & Friends unter falschem Namen anzumelden. Dies um möglichen Sanktionen wie die einer Wettkampfsperre auszuweichen, alle damit etwaig verbundenen versicherungsrechtlichen Konsequenzen ignorierend.
Um sich mit Uwe Jeschke zu einigen, kam das NRWTV-Präsidium diesem - für die nicht gezahlten Veranstaltungsabgaben aus den vergangenen Jahren - sehr weit entgegen. So kam man in letzter Minute überein, denn der Kompromiss wurde erst unmittelbar vor dem Cologne Triathlon Weekend Ende August bekanntgegeben.

Im Gegenzug ist der Veranstalter nun bereit, die Sport- und Abgabenordnungen während der Vertragslaufzeit zu befolgen und die sich daraus ergebenden Startgeldabgaben abzuführen. Der Vertrag gilt jeweils für ein Jahr und kann beiderseitig mit geregelten Fristen gekündigt werden. 

NRWTV bemängelt fehlende Solidarität und Unterstützung

Unterstützung durch den Dachverband erhielt man laut Vizepräsident Klemens Naber, der die Sitzung in Abwesenheit von Sonja Oberem leitete, dabei nur ungenügend. Die DTU habe sich während des gesamten Rechtsstreites allenfalls eingeschränkt nützlich gezeigt, und auch andere Landesverbände präsentierten sich nach Auffassung des NRWTV wenig solidarisch und zum Teil ohne das nötige Sachverständnis. Die aus dem Raum NRW angedrohten Sperren für Sportler, die sich bei nicht genehmigten Veranstaltungen anmelden, konnten in keiner Weise flächendeckend über die Landesgrenzen hinweg durchgesetzt werden, da die Startrechte nur vom lizenzvergebenden Landesverband eingezogen werden können.

Individuelles nicht konformes Regelwerk führt zu paradoxen Situationen

Insbesondere der für die Beobachtung und sportliche Genehmigung der NRW-Veranstaltungen zuständige Technische Leiter Hermann Claßen kritisierte die Auswüchse und Umstände des Konfliktes mit Jeschke & Friends in scharfer Form. Gegenstand waren auch die von Letzterem für seine unter dem Titel Willpower. Races zusammengefassten Ausdauersportveranstaltungen nach eigenem Belieben definierten Wettkampfbestimmungen und die eigens danach ausgebildeten Kampfrichter. Das führte bereits zu einigen Komplikationen, welche derzeit im Einspruch des Profi-Triathleten Till Schramm gegen seine Disqualifikation beim diesjährigen Köln-Triathlon gipfeln. Mit diesem muss sich paradoxerweise nun das Verbandsgericht des NRWTV beschäftigen, welcher gar keine Wettkampfrichter abgestellt hatte - Entscheidung offen. Schramm lässt sich juristisch von Dr. Sebastian John Maynard Longrée, Essen vertreten. [6, 7]

Stephan Biermann in Abwesenheit gewählt

Auch den neuen Ersten Vorsitzenden des NRWTV werden diese Angelegenheiten beschäftigen. Stephan Biermann (45) wurde aufgrund eines länger geplanten Südamerika-Urlaubs in Abwesenheit und mit nur fünf Gegenstimmen gewählt. Aktiver Triathlet ist er seit zehn  Jahren. Sportpolitisch trat er bislang nur bei seinem von ihm seit einiger Zeit geführten Heimatverein in Werne und als Kassenprüfer des NRWTV in Erscheinung. Die übrigen Präsidiumsmitglieder wurden mit teilweise einstimmigen Mehrheiten in ihren Ehrenämtern bestätigt. Udo Biege aus Düren löst Regina Klauke als neuer Schul- und Breitensportbeauftragter ab. Schatzmeister Horst-Dieter Völker präsentierte trotz der widrigen Begleitumstände einen kleinen Überschuss, der auch im laufenden und im kommenden Jahr 2014 ähnlich ausfallen soll. Nachwuchsförderung inklusive Wiederaufbau des Leistungsstützpunktes inbegriffen.

Gastbeitrag von Robert Stabrey, Pulheimer SC mit Ergänzungen von Kai Baumgartner

  1. Nrwtv.de/index.php/aktuelles/172-verbandstag-waehlt-neuen-nrwtv-praesidenten
  2. Dnf-is-no-option.com/2013/11/jeschke-friends-und-nrwtv-einigen-sich.html
  3. Nrwtv.de/index.php/aktuelles/83-mitgliederinformation-einstweilige-verfuegung-von-jeschke-friends-gegen-den-nrwtv-nunmehr-wirkungslos
  4. Nrwtv.de/index.php/aktuelles/92-mitgliederinformation-kartellbeschwerde-von-jeschke-friends-gegen-den-nrwtv-erfolglos
  5. J-and-f.de
  6. Tillschramm.com
  7. Kuemmerlein.de/anwaelte/dr-sebastian-longree.html


Donnerstag, 25. November 2010

Mundverbot und Repression, wenn Machterhalt in Verbänden seltsame und bedenkliche Blüten treibt


Die Deutsche Triathlon Union (DTU) ist immer für eine Überraschung gut. Vor dem letzten Verbandstag stellte das mittlerweile abgelöste und noch immer privat und beruflich verbundene Präsidentenduo Claudia Wisser und Ralf Eckert einen Antrag auf Abschaffung der Rede- und Pressefreiheit, um die kritischen Stimmen per Satzung mundtot zu machen.
Claudia Wisser (rechts) plante als Präsidentin der Deutschen Triathlon Union per Antrag die Presse- und Redefreiheit abzuschaffen. Ralf Eckert (links), Lebenspartner und Vizepräsident Finanzen gilt als der Kopf des geschäftstüchtigen Duos mit gemeinsamer Kanzlei kfup.com, Kooperation für Wirtschaftsrecht und Sport Business. Den kurzen gemeinsamen Weg der beiden Anwälte schmückt eine stattliche Anzahl von Opfern und Leichen. Im Sport hält Claudia Wisser noch immer einen Sitz im Board der European Triathlon Union (ETU). Ein Skandal für viele ehrenamtlich tätige Mitarbeiter der DTU. Photo: Thomas Zöller
So sind die Anträge offenbar nach gängiger Lesart der aufgebrachten Landespräsidenten zu lesen. Ob der Art der Amtsführung der über eine Anwaltskanzlei verbundenen Verbandsoberen Wisser und Eckert sind zahlreiche Landesvorsitzende insbesondere aus Hessen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und last but not least Nordrhein-Westfalen nicht einverstanden. Sie übten Kritik und wurden dafür ausgegrenzt und eingeschüchtert. Letztlich ebnete erst die Weigerung des Präsidiums des mit 8.000 gemeldeten Athleten mitgliederstärksten Landesverband aus NRW seinen langjährigen Präsidenten Dieter Hofmann zum Verbandstag zu entsenden den Weg für den Umbruch. Hofmann, bis zuletzt dafür eintretend Wisser und Eckert mit zum Teil fragwürdigen Mitteln den Rücken freizuhalten folgen bis zur nächsten Wahl in NRW Vizepräsident Klemens Naber und Schatzmeister Hubert Gilgenrainer als geschäftsführendes Präsidium nach.

Als Zeichen der Unzufriedenheit der Landespräsidenten hätten die Hallbergmoser Wisser und Eckert schon einen geplatzten außerordentlichen Verbandstag in Frankfurt werten müssen, bei dem sie sich mehr Kompetenzen und eine Monatspauschale für das Ehrenamt genehmigen lassen wollten. Die Opposition  einigte sich mit dem ehemaligen Triathleten und Bundestagsabgeordneten Reinhold Hemker auf einen Gegenkandidaten, der über viel Erfahrung verfügt und als ehemaliger Pfarrer für den nötigen Ausgleich und damit verbundenen Neuanfang sorgen kann.
Sofern er es schafft die verbliebenen Vasallen der Ära Wisser/Eckert einzubinden oder loszuwerden. Sonst droht ihm schon in den ersten Präsidiumssitzungen das böse Erwachen, wenn er ohne einen tüchtigen Geschäftsführer den Strippenziehern aus der zweiten Reihe ausgeliefert ist. Den Geschäftsführer hatten Eckert und Wisser quasi direkt zum Einstieg gefeuert und sich damit eine kostspielige Klage vor dem Arbeitsgericht eingehandelt.