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Montag, 30. November 2015

Statement von DTU-Präsident Prof. Dr. Martin Engelhardt zum Resultat des Referendums zur Olympiabewerbung Hamburgs

Hamburgs Bürger haben gegen eine Olympiabewerbung 2024 gestimmt. Nach dem ablehnenden Votum in der Hansestadt mit 48,4 Prozent Ja- zu 51,6 Prozent Nein-Stimmen (65,6 Prozent Ja-Stimmen in Kiel) zur Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 in Hamburg und Kiel wird die Bewerbungsgesellschaft ihre Aktivitäten einstellen.

In Hamburg feiert die Deutsche Triathlon Union jedes Jahr das größte Triathlon-Festival der Welt mit mehr als 250.000 Zuschauern in der Hamburger City, rund 10.000 Teilnehmern, einem Wettkampf der Triathlon-Weltmeisterschafts-Serie und der Team-WM. Daher findet es gerade die DTU schade, diesem tollen Hamburger Event keinen olympischen Glanz verleihen zu können.

Statement Prof. Dr. Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon Union

Es ist schade, dass das Referendum in Hamburg keine Mehrheit für eine Olympia-Bewerbung ergeben hat, aber dieses demokratisch zustande gekommen Resultat müssen wir – als Teil von Sportdeutschland – sportlich nehmen und akzeptieren. Gerade die Deutsche Triathlon Union weiß, wie sportbegeistert die Stadt und die Bewohner in und um Hamburg sein können, weil wir seit vielen Jahren mit der Triathlon-WM-Serie ein tolles Sportfest in der Hamburger City feiern können. Aber auch vorerst ohne heimische olympische Spiele werden wir daran mitarbeiten, den Sport in Deutschland weiterzuentwickeln und junge Menschen dazu zu animieren, sich sportlich zu betätigen.

Persönlich bin ich von dem Votum enttäuscht. Deutschland nimmt sich die Möglichkeit, für uns und die Welt „andere Spiele“ in einem demokratischen und weltoffenen Land zu organisieren. Der organisierte Sport muss aber selbstkritisch zur Kenntnis nehmen, dass das Vertrauen der Mehrheit der Bevölkerung in den Sport und die Verbände durch das weltweit betriebene Doping und die zahlreichen Korruptionen in den internationalen Verbänden und bei der Vergabe von Sportgroßereignissen verloren gegangen ist. Jetzt sind wir Sportler erst recht gefordert, nach der Niederlage wieder aufzustehen und der Bevölkerung die positiven Werte des Sports vorzuleben. Der Sport wird für die Gesundheitserhaltung unserer Bürger und für den Zusammenhalt der Gesellschaft - insbesondere auch vor dem Hintergrund der Integration der über eine Million Flüchtlinge - mehr denn je benötigt. (DTU)

  1. Deutsche Triathlon Union

Sonntag, 28. September 2008

Deutsche Triathlon Union: Daniel in der Löwengrube. Ein Kommentar zur Nachfolgefrage von DTU-Präsident Rainer Düro.


Es scheint geradezu surreal, was sich hinter den Kulissen der Deutschen Triathlon Union und den angeschlossenen Landesverbänden abspielt. Da wurde mit großem Getöse der alte international durchaus verdiente Präsident Dr. med. Klaus Müller-Ott, der die Weltmeisterschaft 2007 und einen erstklassigen Worldcup ins Land geholt hatte im Februar 2008 per Misstrauensvotum abgewählt – gefolgt von seinen drei Flügelmännern im Präsidium.
Dr. med. Klaus Müller-Ott konnte sich innerhalb der Deutschen Triathlon Union nicht dauerhaft halten. In der jungen Rechtsanwältin Claudia Wisser will er die Königsmörderin und Dolchstoßführerin ausgemacht haben. Der Verband versinkt zeitweilig im Chaos. Photo: Kiel Triathlon
Keine sieben Monate später schafft es der deutsche Spitzenverband im Triathlon nicht ohne öffentlichen Krach einen seriösen zweiten Wechsel an der Spitze durchzuführen und den für den November geplanten Nachfolger von Interrims-Präsident Rainer Düro zu bestimmen. Düro ließ sich unlängst zur öffentlichen Rüge eines Präsidiumsmitglieds hinreißen – in einer Phase, als der Machtkampf nach dem Machtkampf auf dem Höhepunkt angekommen war und die Nerven blank lagen.

Blick zurück: Krise um Ex-Präsident Müller-Ott
Auslöser für die Abwahl Müller-Otts war in der Außenkommunikation der von ihm eigenmächtig anvisierte Umzug der Geschäftsstelle von Frankfurt am Main nach Hamburg. In der Innendarstellung ging es aber immer auch um den Vorwurf der Verschwendung und schlimmer noch der Veruntreuung und eines Vertrauensverlust. Die Untersuchung einer Wirtschaftsprüfungsagentur brachte schließlich im Spätsommer 2008 den Verdacht erhärtende Indizien, die noch im September zu einer Strafanzeige des Nachfolgepräsidiums gegen Müller-Ott nach Paragraph 266a geführt haben.

Strukturen sollten geändert werden
Immanent mitschwingendes Thema war als Nebenaspekt immer die mit dem Umzug verbundene und angedachte Umstrukturierung des Verbands - durch die Hintertür - mit vielen personellen Änderungen. Die Kündigung des seit vielen Jahren in der Kritik stehenden aber langjährig beschäftigen Geschäftsführers Jörg Barion, den auch viele Landespräsidenten lieber heute als Morgen loswerden würden war ein zentrales Mosaiksteinchen des Masterplans von Müller-Ott. Konsequent umgesetzt hat dieses Vorhaben bisher noch immer kein Gremium.

Als Drahtzieher der Aufstands in der DTU, der zwischenzeitlich in Müller-Ott und den Trierer Rainer Düro gleich zwei Präsidenten mit ihrem jeweiligen Präsidium generierte, vermuteten seinerzeit viele Insider Geschäftsführer Barion. Wenngleich dieser immer seine Loyalität betonte und letztlich unangetastet aus der Abwahl Müller-Otts hervorging und vielmehr als gestärkt und weniger kontrollierbar gilt.

Dr. jur. Thomas Bach griff ein
Die drohende rechtliche Handlungsunfähigkeit im Olympiajahr mit den zwei konkurrierenden und mindestens einem unrechtmäßigen Präsidium musste ein schlichtendes Machtwort von DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach beenden. Doch schon Stunden danach wurden die ersten Verstöße gegen Punkt 8 des als Kompromiss geltenden Einigungskatalogs bekannt.

Vizepräsidentin Claudia Wisser brachte Stein ins Rollen
Ausgelöst hatte den Aufstand gegen Müller-Ott und den offenen Machtkampf im Winter 2007/ 2008 Vizepräsidentin Claudia Wisser gemeinsam mit weiteren Kräften aus den Landesverbänden und mit Unterstützung von Teilen des Präsidiums. Jene Teile, die sich selbst nicht als Bestandteil der sich möglicherweise ausweitenden Strafanzeige gegen Müller-Ott und Co. sehen und die Verantwortung für die Fehler und Verfehlungen von sich weisen.

Anwältin Wisser, von Müller-Ott als Königsmörderin und Brutus betrachtet, schaffte im Februar erneut den Sprung ins neue Präsidium und widmete danach viel Energie in die Neugestaltung der Satzung. Mindestens ebenso viel Energie brachte Wisser dafür auf, keine offenen Ambitionen auf ein noch höheres Amt zu bekunden. 

Den Sprung als Alt-Präsidialmitglieder in das neue Gremium vollzogen ebenfalls Dr. med. Michael Kraus, Gerd Lücker, Peter Kernbach und Sandra Weber. Ergänzt wurden sie von Neumitglied Bernd Rollar, der sich um das vakante Amt der Finanzen kümmern sollte und dies weiterhin erfolgreich tut. 

Öffentliche Denunzierung
Für die ausgeschiedenen Befürworter Müller-Otts, in persona Arnd Schomburg, Richter Reinhard Wilke und Martin Bentele war zu diesem Zeitpunkt schon länger Schluss. Nach einer Auseinandersetzung, die zum Teil offen in den Medien ausgetragen wurde warfen sie entnervt einer nach dem anderen das Handtuch. 

Die Höhepunkte der Schlammschlacht sind offensichtlich gefälschte und an Agenturen verschickte E-Mails und der Versuch gefälschte Ausdrucke von Forenbeiträgen abfälliger Natur über DTU-Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engehardt, sowie weitere Nettigkeiten aus dem Nähkästchen realpolitischer Umgangsweise publikumswirksam an den geneigten Triathleten zu bringen.

Sonnenkönige und ein Treffen der Karnickelzüchter
Dem Sonnenkönig Müller-Ott, der sich noch immer selbst als Opfer der Übernahme einer Vielzahl von Aufgaben eines inkompetenten Geschäftsführers sieht, folgte Pharmareferent Rainer Düro. Enthusiastisch und bildhaft nach der Wahl über „Korona“ redend – assoziierte zu diesem Zeitpunkt sicherlich weniger sich als Sonnenkönig im Zentrum der Macht, mit den Landespräsidenten als wohlfälligen Strahlenkranz, als Satelliten, die um ihn herumschwirrten.
Rainer Düro kann während seines Mandats viele entscheidende Impulse geben, kämpft mit Claudia Wisser im Präsidium aber von Beginn an mit "einer Natter an seiner Brust". Photo: RTV
In der Nachbetrachtung entbehrt dieser Ausdruck nicht einer gewissen Ironie und Komik – strahlend oder sonnig war an diesem Tag nicht viel. Für sprachliche Highlights sorgten allenfalls mit dem Wittener Richard Gutt und dem Maintaler Kurt Denk Außenstehende. Die beiden umtriebigen Interessensvertreter des kommerziellen Triathlons gingen nicht, ohne den 16. Februar 2008 als „Veranstaltung eines Karnickelzüchtervereins“ (Gutt) und „Putsch“ (Denk) abqualifiziert und damit überspitzt aber durchaus treffend den Nerv getroffen zu haben.

Stockende Reformen
Düro selbst brachte 2008 in der Nachfolgezeit mit seinem Präsidium einige Reformen auf den Weg. Allen voran die wichtige Konsolidierung der Finanzen und Reparatur des entstandenden wirtschaftlichen und Imageschadens. 

Allerdings schien Düros Mandatschaft oft auf halben Weg steckenzubleiben: Inkonsequenz beim eigenen Anti-Doping Programm, Inkonsequenz bei der Aufarbeitung des offiziell vom alten DTU-Präsidium unter Reinhard Wilke eingeleiteten Untersuchungsverfahren gegen den Ausnahme-Triathleten und mehrfachen Deutschen Meister der 90er Jahre Lothar Leder sind nur einige Ecken, in den der Staub im DTU-Büro gleich in Zentimeterhöhe anzutreffen ist. Die sich abzeichnenden Querelen um die Neuwahl im November 2008 kratzen weiterhin am Image des Verbands.

Strukturelle Schwäche
Düro schien sich mit fortschreitender Amtszeit zunehmend im Netz der Seilschaften und Lobbyisten zu verlieren und zeigte zugleich einmal mehr die strukturelle Schwäche der DTU-Satzung. Ein ehrenamtlicher Präsident kann die ihm auferlegten Aufgaben nicht mehr ausreichend ausfüllen. Eine Änderung in einen „geschäftsführende Präsidentschaft“, wie seinerzeit wohl von Müller-Ott angedacht, aber nicht ausreichend mit den Landesverbänden kommunziert oder rechtlich untermauert scheint unumgänglich.

Die Sonne wird zum schwarzen Loch
Das von Düro im Februar gezeichnete Bild nahm im weiteren Verlauf wieder stärkere Wesenszüge an, die den Begriff von Sonne und dem sie umgebenden Strahlenkranz neu definierten. Mit Dauer des auf kein ganzes Jahr beschränkten Mandats hatte sich Düro offensichtlich an den Status eines Präsidenten gewöhnt und wollte nicht ohne Widerstand weichen. 

Zuerst beharrte er nach einigen Monaten darauf, nicht als Interimspräsident gehandelt und benannt zu werden. Ein erstes Anzeichen, dass früh bei 3athlon.de für Skepsis sorgte. Dann - nach den erfolgreichen Spielen von Beijing - hatte der ehemalige Landespräsident von Rheinland-Pfalz offensichtlich endgültig Blut geleckt und versuchte sich aus der gegebenen Zusage des zeitlich klar beschränkten Mandats zu lavieren.

Zuerst stand die offene Kandidatur im Raume. Nach Widerstand der großen Landesverbände erfolgte der Vorschlag Dr. med. Klaus Steinbach als neuen DTU-Präsidenten zu wählen, das eigentliche Geschäft selbst wollte aber gleichwohl Düro als „operative Einheit“ für sich reklamieren – gewissermaßen wollte Düro das schwarze Loch hinter der Sonne spielen. Steinbach sollte lediglich repräsentieren – ein Deal der einen Mann dieses Formats allenfalls zu leisem Gelächter und abwinkender Geste genötigt haben dürfte.

Diagnose: DTU leidet an Doktoritis
Klaus Steinbach sollte sich sehr genau überlegen, ob er den Sprung in die Löwengrube wagen sollte. Vielleicht gelingt ihm wie Daniel das Wunder, vielleicht wird er aber schlicht aufgefressen oder - noch schlimmer - böswillig von den Schlangen bezirzt, verraten und anschließend öffentlich und den Verband schädigend verschlungen.

Nun soll es also wieder ein „Dr. med.“ richten. Die Nominierungskommission ist anscheinend noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass ein Mediziner vielleicht nicht „tough“ genug sein könnte, den Kuss mit den Bewohnern der Schlagengrube zu überleben und die Interessen der Altersklassensportler und sich aus dem Mandat ergebende Anforderungen erfolgreich durchzusetzen.

Wisser auf dem Sprung an die Macht?
Eine Nutznießerin der dümmlichen Lage könnte ein bestehendes Präsidiumsmitglied sein. Claudia Wisser, seinerzeit direkt an der damals vermuteten Offenlegung der Unregelmäßigkeiten und dem Sturz gegen Müller-Ott beteiligt, wurde auch von Düro als direkte Konkurrenz und Bedrohung betrachtet. 

Die Anwältin, mit mehreren zivilrechtlichen Mandaten im Triathlonsport, wie etwa der Langstrecke von Roth außerhalb ihrer Verbandstätigkeit betraut und dadurch in der Kritik, sah sich indessen als neue Top-Kandidatin von wenigen Landesverbänden gestützt, öffentlich von Düro in Zeitungsberichten regelrecht abgewatscht. Vielleicht auch, um durch die öffentliche Diskreditierung eine Nachfolge dauerhaft zu verhindern und das an anderer Stelle gezeigte unloyale Verhalten abzustrafen. 

Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art
Der Bildsprache Müller-Otts folgend und für ein Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art sorgend wird Wisser nach vorliegenden Informationen auch vom scheidenden Präsidenten mit Reptilienallegorien in Verbindung gebracht.

Wer sollte es nun richten?
Statt eines „Dr. med“ oder mit Altlasten behafteter Präsidiumsmitglieder, sind DTU-Kritiker mit Insiderwissen gefragt, die mit Haaren auf den Zähnen und einem guten nationalen und internationalen Netzwerk die geplante Umstrukturierung der Deutschen Triathlon Union zu einem effektiven und schlagkräftigen Dienstleistungsunternehmen schaffen.

Die Unterstützung Wissers durch manche Landesverbände hinterlässt ein ungutes und unbefriedigendes Gefühl. Düro, der formal und offiziell am 23. September seine Person aus der Diskussion um die Nachfolge genommen hatte, hat ein Loch hinterlassen. Der eigenmächtige Vorstoß Düros bei der Kontaktaufnahme mit Steinbach und der öffentliche Disput mit Wisser hat beide Kandidaten effektiv geschwächt oder gleich unmöglich gemacht.

Der Triathlonsport in Deutschland, der neben der phantastischen sportlichen Einstellung der DTU-Athleten Jan „Frodo“ Frodeno, Daniel „Ungerman“ Unger und Christian „Paule“ Prochnow 2008 erfolgreich wie nie war, verdient eine würdige und starke Führung.

Der Verband muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit sportliche Top-Leistungen der Olympia-Athleten und der Ironman-Triathleten um Normann Stadler, Faris Al-Sultan und Thomas Hellriegel und die großartige Veranstaltungslandschaft mit den Höhepunkten Frankfurt, Hamburg und Roth weiter erhalten bleiben. Der Olympiasieg Frodenos muss sich prosperiend und synergetisch auf alle Facetten der faszinierenden Sportart Triathlon auswirken.

Die sportliche Leistung der Olympioniken ist neben der sportlich richtigen Einstellung der Athleten ein Verdienst des scheidenden sportlichen Direktors Rolf Ebeling und des amtierenden Cheftrainers Wolfgang Thiel, der als Nachfolger Ebelings gehandelt wird. Eingeleitet hat den Wandel seinerzeit der nicht mit schwarzen und weißen Farben zu fassende Ex-Präsident Dr. med. Klaus Müller-Ott. Auch dessen sollte sich der Nachfolger Düros bewusst sein und die Wurzeln und Geschichte des Sports kennen und achten.

Vielleicht hilft ein gutes Abschneiden deutscher Triathleten bei der Mutter aller Schlachten, dem Ironman Hawaii am 12. Oktober die Konzentration der Entscheidungsträger neu zu beflügeln, weitreichende Reformen anzugehen und die richtige Wahl möglich zu machen.

Mittwoch, 27. Februar 2008

Wechsel in der DTU-Führung, eine kurze Betrachtung und Kommentar aus Sicht der Athleten und Vereine


Nun hat man sich also gütlich geeinigt. Der vor gut einer Woche neu gewählte DTU-Vorstand bleibt bis zum nächsten Außerordentlichen Verbandstag Anfang November im Amt.

Die alte DTU-Führungsspitze mit Sitz im Elfenbeinturm hat es über Jahre versäumt für Transparenz und Vertrauen innerhalb ihrer Organe und insbesondere zu den Mitgliedern zu sorgen. Angebliche Ungereimtheiten bei den Reiseabrechnungen ihres Präsidenten Klaus Müller-Ott, Interessenkonflikte derselben Person in Bezug auf die Mitgliedschaft in der Geschäftsführung einer privaten Veranstalteragentur, der bis Ende 2007 so gut wie abgebaute Kassenbestand und schlussendlich vor allem Alleingänge wie die Einführung der 2. Bundesliga im Jahr 2006 sowie der dicke Klops mit dem gewollten, jedoch nicht plausibel vermittelten Umzug nach Hamburg waren in der Summe zuviel für die Landesverbände.

Über den Zeitpunkt der Neuwahl kann man streiten, genauso wie über die Abwägung zwischen guten Leistungen des alten Vorstandes und dem undemokratischen Führungsstil. Es hätte jedoch nicht soweit kommen müssen, dass alles mit derart viel Kanonendonner vonstatten gegangen ist. Der Zeitpunkt für die saubere und geräuscharme Abwahl eines DTU-Vorstandes, ob mit oder ohne Kampfabstimmung, ist immer der alle vier Jahre stattfindende Ordentliche Verbandstag. Der letzte war im November 2006 in Leipzig. Dort wurden Klaus Müller-Ott sowie der engere und jetzt abgesetzte Führungskreis um die Vizepräsidenten Reinhard Wilke und Martin Bentele von den Landesverbänden wiedergewählt, wie auch Kernbach, Lücker, Krause und Co., die es erneut ins „aktuellste“ Interims-Präsidium geschafft haben. Und dies obwohl bereits einiges im Argen lag und die Vertrauensbasis stark angegriffen war. Nun konnte man angesichts der immer weiter strapazierten Beziehungen nicht mehr bis 2010 warten, dazu muss man die öffentlichen Aussagen einiger Landesverbände nicht mal zwischen den Zeilen lesen.

Bevor ein alter Vorstand übergangslos abgelöst werden kann, sollte ein neuer mit möglichst optimaler Besetzung bereitstehen. Deutschland ist Lobbyistenland, somit benötigt dieser Vorstand im besten Fall Personen mit den richtigen Kontakten zur (Sport-)Politik. Klaus Müller-Ott war dabei sich diese zu erarbeiten, sowohl national wie auch international als Mitglied im Executive Board des Weltverbandes. Dieser Posten sowie der Schmusekurs mit der zuletzt wütenden International Triathlon Union (ITU) pflasterten den Weg zu einer tollen WM in Hamburg. So betrachtet ist dieser straffe Schnitt nicht gerade ein Fortschritt, sondern geht eher in die andere Richtung. Auch wenn durch die informelle Einbeziehung des alten Präsidenten der Kontakt nach der Trennung beibehalten werden soll. Was hierbei herauskommt, wird man bald sehen.

Was sind nun die vordergründig anzustrebenden Ziele für den neuen Präsidenten Rainer Düro und sein Team? Zunächst muss Vertrauen und Reputation in Richtung Basis, den Vereinen und ihrer Mitglieder endlich mal hergestellt werden. 

Zugegebenermaßen interessiert die Verbandsarbeit kaum einen Triathleten in Deutschland wirklich. Und genau da liegt das Problem. Laut glaubhaften Schätzungen betreiben ca. 200.000 Leute in Deutschland aktiv den Triathlonsport. Die große Mehrheit davon ist nicht in Vereinen organisiert und noch weniger (~ 27.000) haben einen Startpass. Hier liegt ein sehr großes Potential um an mehr zahlende Mitglieder zu kommen, und die machen sich am Ende auch bezahlt, wenn es um die Verteilung öffentlicher Gelder geht. Deren Anwerbung haben die alte DTU-Führung und auch die Landesverbände nicht einmal halbherzig betrieben. Dabei war schon kurz nach dem Beginn des gewaltigen Booms bei den Laufveranstaltungen vor etwa 10 Jahren abzusehen, dass es eine ganze Menge Läufer am Ende nicht dabei belassen, sondern die weitaus gelenkschonenderen Sportarten Schwimmen und Radfahren hinzunehmen würden. Aus einer Laufbewegung ist der Triathlonsport Anfang der 1970er Jahre in den USA hervorgegangen. Dessen hätte man sich erinnern sollen.

Ein Beispiel mehr, dass die meisten Landesverbände und ihr Dachverband in den vergangenen Jahren die Basisarbeit vernachlässigt haben, sind die Veranstaltungen. Hier öffnet sich immer mehr die Kluft zwischen einer nach Verdienst und Ansehen strebenden Upperclass samt ihrer Kielwasserschwimmer und demgegenüber den vielen kleineren Veranstaltungen, die mit weit weniger Budget und Organisationsaufwand auskommen müssen. Die großen Veranstalter können teure Profis bezahlen, haben damit das Damoklesschwert Dopingvergehen über sich und verlangen folglich neue Bestimmungen gegen moderne Dopingmethoden. Den Kleinen fehlt immer mehr eine Fokussierung auf das Essentielle, den Hauptwettkampf, idealerweise in Form einer Kurzdistanz sowie geeignete Wettkampfstrecken. Diese Veranstaltungen verwässern sich selbst durch eine Vielzahl an Rennen und Wertungen, leiden unter mangelhaften Wettkampfstrecken und oftmals notgedrungenem Drafting. Frust macht sich breit, vom Teilnehmer bis zum Kampfrichter. Davon zeugten einige üble Vorkommnisse der letzten Saison in NRW und auch anderen Bundesländern. Neben einer nicht mundgerechten Verarbeitung für die Medien führt dies logischerweise zu einer Spaltung zwischen Vereinssportlern und unorganisierten Triathleten nach dem Motto: Vereinsathleten starten in der Provinz bei Liga- und Wald-und-Wiesen-Veranstaltungen. Wer was auf sich hält, startet auf den teuren Super-Events, weltweit. Hier liegt viel Arbeit für die Landesverbände, aber auch für die neue DTU-Führung. Die Bedingungen für die vielen kleinen Veranstalter, alte wie potentielle, müssen verbessert werden. Beispielsweise durch Unterstützung bei Genehmigungsproblemen mit den Behörden. Jedoch auch durch die kritische Begleitung bei der Abwägung von Konzepten und Auswahl von Wettkampfstrecken. Die Kurzdistanz gilt es hervorzuheben. Sie ist für die meisten Breitensportler immer noch das aufwandkompatible Ziel das es zu bewältigen gilt.

Indem man sich verstärkt in diese Richtung und hin zur sporttreibenden Basis bewegt, und dafür die große Politik zunächst mal sausen lässt, kann man am Ende, letztlich durch den Hebel Mitgliederzuwachs, viel mehr erreichen, als dies die alte DTU-Führung mit ihrer Hast nach vorn wohl vorhatte.


Gastbeitrag von Robert Stabrey

Sonntag, 17. Februar 2008

Außerordentlicher Verbandstag der DTU wählt neues Präsidium, Rainer Düro als Präsident auf Zeit bestimmt. Delegierte bedingen sich mehr Bedenkzeit für Standortfrage Hamburg aus


Der Außerordentliche Verbandstag der Deutschen Triathlon Union hat am 17. Februar 2008 gegen 15:00 Uhr in geheimer Einzelabstimmung ein neues Präsidium gewählt. Neuer Präsident auf Zeit des zweitgrößten Triathlon-Fachverbandes der Welt bis zur Neuwahl in diesem Jahr wird der ehemalige Pharmareferet Rainer Düro. Der 62-jährige Düro hatte als dienstältester Landespräsident über 13 Jahre lang die Geschicke des Rheinland-Pfälzer Triathlonverbands gelenkt. Er löst den 55-jährigen Dr. med. Klaus Müller-Ott ab, der die Führung der DTU innehatte und diese von seinem Mentor und Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engelhardt 2001 übernahm.

Rainer Düro wurde als Interims-Präsident von den Delegierten gewählt. Was er zum Zeitpunkt der Wahl noch nicht wissen konnte: Claudia Wisser sägte im Präsidium frühzeitig an seinem Stuhl.  Später sollte Düro nur noch von "einer Natter an seiner Brust" sprechen. Photo: RTV

Geheime Wahl des Präsidiums
Weitere Präsidiumsmitglieder sind Gerd Lücker (1. Vizepräsident Veranstaltungen), Claudia Wisser (2. Vizepräsidentin, derzeit ohne Amtsbereich), Bernd Rollar (Finanzen, Neunominierung), Bernd Kraus (Leistungssport), Peter Kernbach (Vereins- und Zielgruppensport,) und Sandra Weber (Jugendwartin, eingesetzt).

Der Posten der Frauenwartin wurde wie auch im vorherigen Präsidium nicht besetzt. Möglicherweise übernimmt Claudia Wisser erneut diese Aufgabe in einer Doppelrolle. Ebenfalls vakant ist der dritte Vizepräsident (Öffentlichkeitsarbeit). Die beiden von den Delegierten angesprochenen und anwesenden Journalisten Frank Wechsel und Kai Baumgartner lehnten wegen möglicher derzeitiger Interessenskonflikte dankend ab.

Nicht anwesend und abgewählt wurden Präsident Dr. Klaus Müller-Ott, Martin Bentele, Arnd Schomburg und Reinhard Wilke. Dr. Klaus Müller-Ott und Arnd Schomburg hatten das Treffen keine 48 Stunden zuvor wegen Formfehlern widerrufen und somit als irregulär eingestuft.

Vorläufiges „Nein“ zum Umzug nach Hamburg, weitere Prüfung steht aus
„Nein zu Hamburg“ lautet das Votum mit deutlicher Mehrheit der anwesenden 14 Landesverbände, inklusive der vier größten Vertretungen aus Bayern, NRW, Hessen und Baden-Württemberg. Jedoch ist dieses „Nein“ mit einem großen „Aber“ versehen.
Die Verlegung des Sitzes der DTU inklusive einer sich daraus ergebenden Satzungsänderung kann nach Auffassung der Mehrheit des Verbandstages auf Basis der aktuellen Faktenlage nicht „zum jetzigen Zeitpunkt“ ausgesprochen werden. Über den Umzug der Geschäftsstelle muss in Abstimmung der Landesverbände das neue Präsidium später entscheiden. Auch dann soll die Änderung des Sitzes im Rahmen eines weiteren Verbandstages in Wiedervorlage gehen.

Der Senat in Hamburg soll sich indessen erneut für den Umzug von Sitz und Geschäftsstelle ausgesprochen haben und bekräftigte diese Position anscheinend informell im Vorfeld der Sitzung. Jedoch argumentierte der Verbandstag, kann „auf Basis der derzeitigen unklaren Faktenlage“ mit ungenauen und fehlerhaften Berechnungen der Kosten in Hamburg und weiteren handwerklichen Fehlern in entsprechenden Aufstellungen keine seriöse Stellungnahme erfolgen. Unter anderen sind im zugrundeliegenden Konzept Rechenfehler und die Ausweisung von 16% statt 19% Mehrwertsteuer zu bemängeln.
Bemängelt wurde ebenfalls, dass die damaligen Präsidiumssitzungen „nicht ordnungsgemäß stattgefunden“ hätten und dass „keine Verträge“ oder Unterlagen vom DTU-Präsidenten Müller-Ott vorgelegt worden seien. Das damalige Votum des Präsidiums hätte somit nur „auf Basis von Vertragsentwürfen und vorgelesenen Passagen eines Briefs des Senats bestanden.“

Genaue Zahlen fehlen
Das neue Präsidium wird gemeinsam mit 1-2 Delegierten der Landesverbände zeitnah – vielleicht schon in der nächsten Woche - mit konkretem Auftrag nach Hamburg entsendet. In Gesprächen sollen valide Zahlen und alle nötigen Details eingeholt werden. Erst auf deren Basis kann zukunftssicher und in gebotener Gründlichkeit das Angebot geprüft werden. 

Angebot des Deutschen Turnerbunds liegt vor
Doch auch ein weiteres attraktives Angebot des Deutschen Turnerbundes liegt vor, das einen Umzug innerhalb der Otto-Fleck Schneise in Frankfurt am Main vorsehen würde. Die DTU hat in ihrer kurzen Geschichte bereits 3 Mal die Geschäftsstelle innerhalb Hessens gewechselt.
„Wir wollen und werden keinen […] Verhandlungsbasar eröffnen und sind weit davon entfernt die Standorte Hamburg und Frankfurt gegeneinander auszuspielen“ ist der allgemeine Tenor der Delegierten. Jedoch muss auch im Blick auf die knappen Kassen die momentane Wirtschaftlichkeit beider Optionen geprüft und „das Machbare realisiert werden.“

Kritik am Präsidenten
Die sachlich vorgetragene Kritik am ehemaligen DTU-Präsidenten Dr. Klaus Müller-Ott und weiteren Präsidiumsmitgliedern richtete sich u. A. gegen Alleingänge bei Entscheidungen wie etwa den Umzug nach Hamburg und einen undemokratischen Führungsstil. Ebenfalls bemängelt wurde die Kündigung des gesamten Mitarbeiterstabes wenige Tage vor Weihnachten ohne Blick auf die „soziale Verantwortung.“ In der Summe gibt diese um weitere Details versehene Kritik eher eine diffuse Mischung aus Fakten und allgemeiner Stimmung wider, die zum flächendeckenden Vertrauensverlust geführt haben mag.

Selbstkritische Töne
Selbstkritische Töne aus Teilen des jetzigen und ehemaligen Präsidiums sollen im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung ebenfalls zu hören gewesen sein. Schließlich hat das Controlling des Gremiums an manchen Punkten über Jahre hinweg völlig versagt. Es hat auch erhebliche Mitverantwortung an Fehlentscheidungen und Fehlentwicklungen der letzten zwei Jahre zu tragen oder zeichnet dafür sogar via Unterschrift verantwortlich. Eine juristische Auseinandersetzung zur Klärung von Details der Schuldfrage und Haftung ist in diesen Punkten zu erwarten.

Finanzpolster fast aufgebraucht, Mitgliederzahlen steigen zaghaft
Das Finanzpolster des Verbands ist laut vorläufigem Kassenbericht von einem soliden sechstelligen Betrag im Jahr 2001 auf fast 20.000 Euro zum 31.12.2007 zusammengeschrumpft. Von der einen Fraktion wird der schrumpfende Barbestand als Investition in den Sport angesehen, während die Gegenseite schlicht Verschwendung und Misswirtschaft sieht.

Die Mitgliederzahlen der in der DTU organisierten Athleten stagnieren zudem mehr oder minder, Zuwächse sind lediglich im Bereich von rund 10 Prozent für den genannten Zeitraum über sechs Jahre zu verzeichnen. Daher wurde ein klarer Handlungsauftrag an die neuen Kräfte im Präsidium wurde von DTU-Präsident Düro selbst postuliert, um auch die bisher nicht organisierten rund 200.000 Sportler zu gewinnen und dauerhaft an den Verband zu binden.

Konsolidierung soll Weichen für Nachfolger noch in diesem Jahr stellen
Düro, der selbst 1991 und 1996 beim Ironman auf Hawaii am Start stand, möchte zunächst die „zeitnahe Konsolidierung erreichen, um Mitte [oder Ende] des Jahres die Weichen für einen starken Nachfolger und vielleicht einem neuen [...] Team aufzustellen. Dazu benötigen wir[, die DTU] die Unterstützung der Landesverbände, Medien und Veranstalter.

Wir haben bisher einen starken Präsidenten gehabt, den ich in hohem Maß schätze. Er hat eine verlässliche Therapie unserer internationalen Beziehungen an den Tag gelegt und mit der Weltmeisterschaft den größten Erfolg erlebt, den man haben kann. Der Gewinn der Goldmedaille war natürlich auch mit ein bisschen Glück verbunden. Wir sind ihm großen Respekt schuldig. Meine allergrößte Bitte ist es, den von den Landesverbänden eingeschlagenen Kurs beizubehalten. Ihr alle wisst, dass wir an keiner Stelle bis zum heutigen Tag einen persönlichen Vorwurf in der Öffentlichkeit abgegeben haben. Wir haben lediglich den Auftrag um Aufklärung eingefordert. Mich persönlich würde es tief bedrücken, wenn an der Person oder der Familie von Klaus Müller-Ott ein negativer Touch hängenbleiben würde.“

Verurteilung von öffentlichen Angriffen
Ehrenpräsident und Wahlleiter Dr. Martin Engelhardt, der sich in den letzten Wochen nach Distanzierung von Dr. Müller-Ott selbst massivsten und beleidigenden Angriffen in den Medien und im Internet ausgesetzt sah, appellierte vor dem Plenum an „eine Rückbesinnung auf die Werte“ und den „fairen Umgang miteinander.“ Er ist nicht das einzige Mitglied der DTU, dass sich zum Teil erheblichen Angriffen in der Presse ausgesetzt sah.

Sicherung des Status Quo
Die Sicherung des Status Quo wurde auch im emotionalen und enthusiastischen Abschlussplädoyer von Düro deutlich, rund sechs Monate vor den Olympischen Spielen am 18. und 19. August 2008 und wenige Wochen vor den ersten Veranstaltungen in Deutschland: „Die positiven Leistungen meines Vorgängers Dr. Klaus Müller-Ott möchte ich versuchen aufzunehmen, mit den am heutigen Tag vereinbarten Attributen Transparenz und Fairness.“ 

Antidoping in Personalnotstand
Dringender Handlungsbedarf besteht um den Status zu halten und weitere Erosion zu vermeiden. Derzeit hat mit Reinhard Wilke der Kopf und ein weiteres Mitglied der Antidoping Kommission (ADK) ihr Mandat niedergelegt, obwohl noch mit der Causa Lother Leder eine prominente Untersuchung anhängig ist. Arnd Schomburg wartet derzeit ab, ob er weiter zur Verfügung steht.

Diesen Verdacht müsste die derzeitige Kommission aber gemäss Antidoping Ordnung zum Teil selbst beenden. Für den tief in die Materie eingearbeiteten Reinhard Wilke könnte laut Satzung Claudia Wisser den juristischen Teil übernehmen. Arnd Schomburg wäre aber noch immer und grundsätzlich zur Mitarbeit in dieser bereits eröffneten Untersuchung verpflichtet, wie auch PD Dr. med. Martin Huonker der nicht zurückgetreten ist.

Mit welchem persönlichen Einsatz und Ehrgeiz dieses mit satten Gutachten und einem blassen Gegengutachten gestützte Verfahren zum Abschluss gebracht wird ist eine der weiteren spannenden Fragen, die sich aus dem „Machtwechsel“ ergeben. Der zeitnahe Abschluß der „Causa Leder“ ist als erste Bewährungsprobe der ADK abseits der grundsätzlichen Anerkennung des neuen Präsidiums zu sehen.

Veranstalter mahnen zur Besonnenheit
Der als Gast ebenso wie Richard Gutt und Detlef Kühnel (Spalt, Roth) anwesende Kurt Denk (Ironman Frankfurt) richtete kurz einen Appell an das Plenum: „Ich bitte sie dringend 14 Tage lang keine Pressekonferenz oder Veröffentlichung auszugeben und die Wahl und die Folgen sacken zu lassen, um nicht mit der hiesigen Landeswahl vergleichbare ‚hessische Verhältnisse‘ zu erhalten!“

Rechtsunsicherheit bleibt für mindestens 14 Tage bestehen
Erschwert wird das Mandat mit dem zu erwartenden juristischen Nachgang, der sich um die Rechtsmäßigkeit des „Außerordentlichen Verbandstags“ und den gefassten Beschlüssen auseinanderzusetzen hat. Im ungünstigsten Fall droht eine erfolgreiche Anfechtung und Wiederholung des Urnengangs in rund zwei Wochen. Gepaart wäre die Übergangsphase mit dem temporären Luxus von gewissermaßen zwei DTU-Präsidenten, wie es ein Kollege der F.A.Z. wenige Minuten nach Sitzungsende treffend formulierte - mindestens einer könnte für diese Zeit keine juristische Legitimation besitzen.

Internationale Notizen vor dem Treffen
Les McDonald, kanadischer Präsident der International Triathlon Union (ITU) droht mit dem Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS (Lausanne), wenn sich herausstellen sollte, dass demokratische Regularien verletzt worden seien. Zudem könnte für diesen Fall eine Ausschluss der deutschen Mannschaft von den Olympischen Spielen in Peking im Sommer 2008 in Erwägung gezogen werden. Bei einer aktuellen Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne wurden nach Informationen McDonalds Uneinigkeit und Korruption in Sportverbänden als die wichtigsten Angelegenheiten problematisiert.

Prof. Dr. Sarah Springman, Präsidentin British Triathlon Federation stützte Müller-Ott noch am Morgen mit einer Liste der von Klaus Müller-Ott erzielten internationalen Erfolge, während jener via Martin Bentele (abgewählter Vizepräsident Öffentlichkeitsarbeit) erneut in einer Presseaussendung auf die Unrechtmäßigkeit von Verbandstag und dort getroffenen Beschlüssen hinwies. 
Eine vorbereitete Erklärung Müller-Otts, die ein vetretungsberechtigter Anwalt am späten Vormittag verlesen wollte, konnte wegen der Satzung nicht entsprechenden formalen Gründen nicht vorgetregen werden. Das mit den Hintergründen zum Widerruf der Verbandtags-Einberufung versehene Schriftstück trug stattdessen Neu-Präsident Düro in Auszügen vor, bevor zur Tagesordnung übergegangen wurde.

Dienstag, 24. Oktober 2006

Kommentar: Seichtes desinteressiertes und unglaubwuerdiges Geblubber aus dem Verband

Der Erfolg ist erneut da. Der Ironman Hawaii, der wichtigste Triathlon der Welt hat einmal mehr einen herausragenden Sieger aus Deutschland und einen wunderbaren dritten Platz gesehen. Normann Stadler und Faris Al-Sultan sind Gallionsfiguren, Förderer und Botschafter des Triathlons. Ihre Reichweite bekommt der gesamte nationale Verband (DTU) mit seiner Ressourcen verschlingenden Struktur in seiner gesamten Geschichte nicht zusammen.

Dachte ich wenige Tage zuvor noch, daß in der Zeit nach dem Erdbeben nicht viel vom DTU-Gremium an Verlautbarungen zu erwarten sei mußte ich erkennen, daß dies wohl anders sein würde. Als Präsidiumsmitglied Rolf Ebeling der Presse mitzuteilen hatte, daß er anscheinend verzweifelt versucht hat, die Athleten und Familien auf Big Island stunden-, nein tagelang telefonisch zu erreichen wurde man tatsächlich eines Besseren belehrt: Es gibt immer noch Aussagen, die zu toppen sind.
Zwar ging wenige Stunden nach dem Beben bereits wieder das Telefon und das Internet war in Big Island nur für Minuten gestört. Aber vielleicht hat er auch nur mitten in der Nacht angerufen, sofern er überhaupt die Telefonnnummern der Athleten haben sollte. Dies würde mich wirklich wundern.

Die Gründung der Deutsche Triathlon Stiftung empfand der naive Triathlet endlich einmal als Signal der DTU mit ins Horn der Befürworter des Sports auf der Langstrecke zu stoßen und zu den aufrichtigen Gratulanten anzugehören. Doch dann liest man in der Presse den wohl durch den offiziellen Presseverteiler versendeten O-Ton von Präsidiumsmitglied Herrn Bentele:
Die Deutsche Triathlon Union (DTU) erhöhte in der Stunde des Triumphes unterdessen im Anti-Doping-Kampf den Druck auf die World Triathlon Corporation (WTC): "Normann und Faris haben gezeigt, dass man auch Spitzenleistungen erbringen kann, wenn man in einem Anti-Doping-Kontroll-System integriert ist wie dies in Deutschland seit 2005 auch für die Elite-Athleten auf der Langstrecke der Fall ist", erklärte DTU-Vizepräsident Martin Bentele: "Wir würden uns wünschen, dass die WTC dieses Vorgehen als Standard übernimmt und als Startvoraussetzung vorschreibt."

Mit diesem Geblubber wird also der Druck erhöht? Ein verbales Geplätscher, daß noch nicht einmal als formale Anfrage in der Chefetage angekommen ist. Da bleibt mir als Triathleten aus Leib und Seele doch glatt der Brownie im Hals stecken. Das ist also Alles, was man an Kommentaren und Glückwünschen als Deutscher Athlet nach seinem Sieg in Kona zu erwarten hat? Thomas Hellriegel erging es unter Dr. Martin Engelhard so, Normann Stadler hatte ein bißchen mehr Glück und Faris bekam auch einen positiven Nebensatz.
Letztlich wird aber sofort eingleisige Politik gemacht ohne darauf zu verweisen, daß das Finanzierungsmodell des sogenannten Elitepasses in Deutschland nicht die Kassen des eigenen Verbands einbeziehen möchte. Die Veranstalterabgaben und Gebühren aus den Mitgliedschaften werden beim Geschäftsführer indessen sicher freudig registriert. Insbeondere, da ein Sieg in Kona signifikant und spürbar in den Mitgliedszahlen des Verbands niederschlägt.
Michellie Jones, Siegerin des Ironman Hawaii aus Australien hat in ihrer Karriere zwei Weltmeistertitel auf der Kurzstrecke, einen Vizetitel bei den Olympischen Spielen und nun den Ironman Hawaii gewonnen. Ihr hat erstmalig ihr Premierminister per Fax gratuliert... Die Deutschen rocken also im dritten Jahr in Folge Kona. Statt aufrichtiger Gratulation wird ein Statement abgeliefert, daß den Hauch, einen ganz kleinen Hauch von Schmutz auf den Sieg legt. In der Gratulation wird ganz unschuldig der Trojaner "Doping" platziert. Was soll der Lobbyistenquatsch?
Nicht daß ich nicht offen über Doping reden würde. Ich bin sicher ein Hardliner, der zwar künstliche Höhensimulationen mit Hilfe von O2-Zelten akzeptieren würde, dem aber schon der Schmerzmitteleinsatz im Sport auf den Zeiger geht. Aber warum dann explizit nur beim Langstrecken-Triathlon? Ist die Kurzstrecke der Saubermann der Nation?

Schon beim Ironman in Frankfurt wurde die Bombe in Echtzeit zum Platzen gebracht, als der "Fall Zäck" in einem "völlig überraschenden" TV-Interview publik wurde. Natürlich hat sich damals der vom Moderator überumpelte Präsident in allen Ehren aus der Affäre gezogen und standhaft das Banner des sauberen Sports vorangetragen und mit seiner Redegewandheit überzeugt - mich aber nicht...

Manchmal wünschte ich mir nur, daß die Präsidiumsmitglieder sich einen Rat in der Signatur der Forenmitglieder von 3athlon.info zu Herzen nehmen würden: "Einfach mal die F***** halten, wenn man keine Ahnung hat!" Und wenn das nicht gehen sollte vielleicht einfach die Wahrheit sagen und aufhören mit der Charadenspielerei und den tumben Lippenbekenntnissen...

Aloha
Kai

Foto: Walter J.Pilsak, german wikipedia, original upload 29. Feb 2004