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Freitag, 14. Oktober 2016

Ist das Erbe von Ironman-Championesse Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous?

"Ist das Erbe von Ironman-Championesse Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous?" lautet die Überschrift. Nein, aber dennoch ist der Titel des Artikels bereits jetzt gerechtfertigt, weil sich die nun zweifache Titelträgerin im Ironman Hawaii Triathlon aus den Jahren 2015 und 2016 schlichtweg neu erfunden hat. Doch zuvor ein kurzer Abriss der großen und erfolgreichen Namen mit mehreren Siegen in Kailua-Kona, Hawaii.
Daniela Ryf hat das Kunststück fertiggebracht, neben einer erfolgreichen Titelverteidigung beim Ironman Hawaii Triathlon auch den Streckenrekord von Mirinda Carfrae um satte 5 Minuten auf 8:46:46 Stunden zu drücken. Photo: WTC/Ironman

Eine Paula Newby-Fraser hat mit ihren sechs Titeln die Grenzen nach dem Double durch Sylvain Puntous 1983 und 1984 in der noch sehr jungen Sportart Triathlon verschoben. Ausreichend im Wasser, spielte die Wahl-Kalifornierin ihre Stärke auf dem Rad gnadenlos aus und schickte sich an auch für die Profimänner zu dieser Zeit respektable Zeiten in den heißen Asphalt des Queen Kaahumanu zu brennen: 8 Siege aus den Jahren 1986, 1987, 1988, 1989, 1991-1994 und 1996 zementieren den Anspruch auf den Thron der „Queen of Kona“ wohl für alle Zeiten.

Natascha Badmann, Eidgenössin von Ryf, verschob neben ihren 6 Titeln aus den Jahren 1998, 2000-2002, 2004 und 2005 die Wahrnehmung der inneren Einstellung des Spektakels auf Big Island. Die Verknüpfung von eigener sportlicher Leistungs- und Leidensfähigkeit mit einer positiven Einstellung zum „Hier und Jetzt“ im Renngeschehen zeigte das Leichtgewicht mit starken Auftritten auf dem Rad und vor allem im Marathon.

Die Britin Chrissie Wellington schockte indessen den Wettbewerb als Quereinsteigerin mit einem Rookie-Sieg, wie ihn nur Luc van Lierde 1996 zeigte, um mit unglaublicher Kraft-Ausdauerleistungsfähigkeit auf dem Rad und starkem Lauf ganze 4 Titel von 2007-2009 und 2011 einzufahren. Ein Infekt im Jahr 2010 und Unfälle wie 2011 der technisch schwachen Radfahrerin verhinderten wohl nicht nur eine neue Siegesserie, sondern führten dann doch zum beherzten Zug an der Reißleine nach dem mental extrem fordernden Sieg im Jahr 2011.

Wellingtons Dauerrivalin und dreifache Titelträgerin Mirinda Carfrae zeigte mit einem neuen Streckenrekord (8:57:28, 2013), dass sie mehr als einen Streckenrekord im Marathon (2:53:32, 2010;  2:52:09, 2011) zeigen kann. [1]


Daniela Ryf wird auf dem Weg zur Titelverteidigung begleitet und gibt Einblicke in das Leben und Training einer Top-Triathletin aus der Schweiz. Video: Montana AG [2]

Daniela Ryf befand sich als Kaderathletin im olympischen Programm auf einem guten Weg. Ein 7. Platz bei den Olympischen Spielen, je ein Weltmeister-Titel in der U23 und der Staffel standen seit 2008 rund 19 Platzierungen in den Top 10 der beiden wichtigsten Serien auf der Kurzstrecke (World Series, World Cup) gegenüber, bevor 2012 ein Krisenjahr das Selbstvertrauen der starken Radfahrerin zerstörte. Ein Trainerwechsel zu Brett Sutton, der auch Nicola Spirig und Caroline Steffen zu ihren größten Erfolgen verhelfen sollte, musste Abhilfe schaffen. Im Rahmen der Diagnose durch Sutton und Ryf selbst, konnte ein Problemkreis für die gesundheitlichen Herausforderungen und daraus ableitend auch das angeknackste Selbstbewusstein benannt werden. Ein bei Top-Sportlerinnnen nicht zu Unrecht stark entwickelter Ehrgeiz und der Zwang zu sehr auf ein möglichst niedriges Körpergewicht zu achten hatten eine Abwärtsspirale rund um verringerte Leistungsfähigkeit, Übertraining und falsche Therapieansätze eingeleitet.


Daniela Ryf wird auf dem Weg zur Titelverteidigung begleitet und scheut auch nicht zurück das schmerzhafte DNF beim Ironman in Frankfurt am Main durch Unterkühlung zu thematisieren. Video: Montana AG [3]

Sutton, ein Meister im Lesen von Köpersprache durch jahrelange Erfahrung aus Leistungssport bei Menschen und Tieren verordnete Extraportionen Schweizer Käse und half Ryf neue Freude und Motivation am Sport Triathlon zu entwickeln. Im gleichen Zug verschob sich der Wettkampfschwerpunkt auf die längeren Distanzen, die ihrem Körpertyp durch den extrem hohen zeitlichen Anteil der Kraftausdauerlast im Wettkampfverlauf deutlich mehr entsprach, als die Hochgeschwindigkeitsläuferinnen im olympischen Circuit. Titel als Weltmeister 2014 und 2015 im Ironman 70.3 Triathlon und 2015 und 2016 im Ironman Hawaii Triathlon zeugten neben erstklassigen Leistungen etwa 2016 beim Challenge Roth vom erfolgreichen Transfer. Doch was rechtfertigt nun den Artikel?

Daniela Ryf hat, wenn keine widrigen Umstände eintreten, das Potential den Ironman Hawaii noch einige Male zu gewinnen. Mit zwei bestehenden Titeln und einer erfolgreichen Verteidigung befindet Sie sich bereits in einem exklusiven Club. Bleibt Ryf gesund, gehören ihr auch die Jahre 2017-2020. Anders als Paula Newby-Fraser, Chrissie Wellington oder Natascha Badmann, die alle zu ihrer Zeit echte Meilensteine gesetzt und die Meßlatten verschoben haben, besitzt Ryf keinerlei Schwächen mehr. Sehr gut im Wasser, exzellent und konkurrenzlos auf dem Rad wurde beim Ironman Hawaii 2016 erstmalig ein Ironman ohne Makel abgeliefert, der als Gesamtkomposition ohne Schwächen in den Einzeldisziplinen wahrgenommen werden muss. Im Ergebnis standen die Uhren nach 8:46:46 Stunden still, Streckenrekord, die alte Marke von Mirinda Carfrae um satte 5 Minuten pulverisiert. 

Ryf gehört, wie auch der amtierende männliche Champion Jan Frodeno zu einer Generation von Triathleten, die keine Schwächen mehr besitzen und dazu intelligent und eloquent sind. [4] Allenfalls eine Nicola Spirig oder eine Flora Duffy könnten nach derzeitiger Einschätzung bei einem Wechsel zum Ironman Triathlon eine mittelfristige Gefahr für Ryf darstellen. Ryf hat sich durch die Hilfe von Sutton neu erfunden und das vorzeitige Aus der sportlichen Karriere verhindert - eine einmalige Leistung.

Ist das Erbe von Ironman-Triathletin Daniela Ryf schon jetzt größer als das einer Newby-Fraser, Badmann, Wellington, Carfrae, Bowden oder Puntous? Nein, aber es könnte schon sehr, sehr bald so weit sein…

Montag, 10. Oktober 2016

Vorsicht Nichtschwimmer! Die Deutsche Triathlon Union und Olympia

Weniger Edelmetall als beim Ironman Hawaii 2016, sondern mehr Blech gibt es für die Elite-Triathleten auf der olympischen Kurzstrecke. Olympiasieger Jan Frodeno bemängelt den fehlenden Glauben und fehlendes Vertrauen des Verbandes in den aktuellen Kader, kratzt mit seiner Kritik aber nur an der Oberfläche. Natürlich ist Deutschland alleine wegen der klimatischen Gegebenheiten keine Schwimmnation wie die USA oder Australien. Eine sich ausdünnende Infrastruktur, mit sich manifestierenden Bäderschließungen, schlechten Öffnungszeiten und sinkender Wassersicherheit bei Schulkindern und Jugendlichen als Folge sinkender Unterrichtseinheiten im Schwimmen sollten aber nicht alleinige Entschuldigung herhalten. [1, 2]
Die Triathletinnen und Triathleten der Deutschen Triathlon Union haben im Elite-Bereich seit mehreren Jahren im Schwimmen und damit der vorentscheidenden ersten Disziplin den Anschluss an die Weltspitze verpasst. Photo: 3athlon.org e. V.

Die Artikelüberschrift wird den Athletinnen und Athleten dennoch nicht gerecht, ist überspitzt formuliert aber notwendig. Die olympische Kurzstrecke läuft derzeit den Erfolgen aus eher strukturellen Gründen hinterher. Wichtige Weichenstellungen zum Beseitigen der deutlichen Schwimmschwäche im olympischen Triathlon wurden über Jahre nicht behoben und müssen auch zeitlich viel früher ansetzen, als bei den U23- oder Elite-Kadern. Wichtige Akzente setzen im Nachwuchs auf Landesebene dabei auch Trainer wie Ron Schmidt und Christian Weimer um nur zwei zu benennen.

Schon bei der Sichtung von Quereinsteigern zeigen die US-Amerikaner mit Olympiasiegerin Gwen Jorgensen, wie man erfolgreich ehemalige Schwimmerinnen und Läuferinnen an den Triathlon heranführt. Das in 2015/2016 neu aufgelegte Stipendiats-System für us-amerikanische Universitäten wird auch internationale und deutsche Talente anziehen. Sind es im Jahr 2016 gerade einmal 14 teilnehmende Universitäten, sollen es in 3-5 Jahren bereits 40 sein - Schwergewichte aus aus der Ivy League (Yale University, Princeton University, Columbia University, Harvard University, Brown University, Cornell University, Dartmouth College, University Of Pennsylvania) eingeschlossen.

Mit Blick auf die Ergebnisse des Deutschen Schwimmverbands (DSV) bei den Spielen der letzten Dekade mag man von einem erfolgreichen Austausch von Talenten wie in den USA nur träumen. Doch muss gesagt werden, dass der Talentpool statistisch gesehen natürlich durch seriöse Nachwuchsarbeit wachsen muss aber ausreichend Möglichkeiten zur kurzfristigen Auffrischung mit älteren Talenten vorhanden wären. Hier muss der kleingeistige und oft eifersüchtige Dialog zwischen den Verbänden auf Bundes- und Landesebene geändert werden. Auch ein Alistair Brownlee und sein Bruder Jonathan Brownlee haben nach einer Grundausbildung im Schwimmen und Crosslauf vergleichsweise spät zum Triathlon gefunden. Man muss nur die Voraussetzungen schaffen (wollen). Wo sind die Strategien und Scouts, die freundschaftlich mit dem Deutschen Leichtathletik Verband und dem DSV kooperieren, um Talente breiter und umfassender auszubilden und ggf. auch mehrfach untereinander auszutauschen? 

Noch kann die DTU aktuell von den früheren Investitionen in Kaderathleten der 1. und 2. Generation und sich daraus ergebenden Abstrahleffekten in der Außenwirkung zehren. So kann die DTU vielleicht den Zeitraum überbrücken, bis neue Talente ohne Schwächen in der ersten Disziplin 2024 oder vielleicht auch schon früher das Erbe der Frodenos bei Olympia antreten könnten. Im Bestandskader muss für Olympia 2020 endlich die Schwimmschwäche in den Griff bekommen werden. Alles was nach der 1. Disziplin kommt, ist dann ebenfalls der hohen Leistungsdichte in der ITU World Triathlon Series geschuldet, aber das Rennen darf doch nicht nach 18 oder 19 Minuten vorzeitig beendet sein! Die Deutsche Triathlon Union versucht als Dachverband derzeit gegenzusteuern, sieht sich aber auch mit diesen Maßnahmen in der Art und Weise der Umsetzung in der Kritik. [3, 4]

Hier stellt sich die ketzerische Frage, warum die DTU nicht mit z.B. der Schweiz und Österreich ein Joint Venture bei der Athletenentwicklung startet?! Man könnte in die aktuellen Strukturen um Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, dem Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer mit dem Australier Brett Sutton, trotz aller Kontroversen, den erfolgreichsten Triathlontrainer der Welt in eine Kooperation einbinden. Die Schweizer zeigen, dass eine komplexe Persönlichkeit wie Sutton eingebunden werden kann, wenn man es wirklich möchte. Mit Daniela Ryf und Nicola Spirig hat er in den letzten zwei Jahren zwei Weltmeisterschaften im Ironman und eine Silbermedaille in Rio erzielt. Die komplette Umstellung der Schwimmtechnik bei Spirig nach der Goldmedaille von London 2012, einer Babypause und dem mehrfachem Handbruch direkt im Olympiajahr 2016 muss in die Erfolgsbilanz mit eingepreist werden.
  1. Bob der Baumeister: Ironman Hawaii und die Deutschen, ein Erklärungsversuch
  2. Frodeno kritisiert deutsche Triathlon-Funktionäre
  3. Chance zur Neuausrichtung: Ralf Ebli und Dan Lorang verlassen Trainerstab der Deutschen Triathlon Union (DTU) nach Verfehlen der Zielvereinbarungen
  4. Deutsche Triathlon Union reagiert mit neuem Sportdirektor Dr. Jörg Bügner, Trainer-Duo Ron Schmidt und Christian Weimer
  5. Deutsche Triathlon Union e. V.

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Laufschuhtest: On Cloudsurfer und On Cloudracer überzeugen durch Innovation und neues Lauferlebnis.

On, ein innovativer eidgenössischer Schuhhersteller aus Zürich hat 3athlon zwei Paar Schuhe aus der aktuellen Cloud-Serie zum Testen überlassen. On wird vom ehemaligen Weltklasse Tri- & Duathleten Olivier Bernhard mit seinen Kollegen David Allemann und Caspar Coppetti betrieben. Die Schuhe sind im offiziellen On-Webshop oder gut sortierten Fachhandel der Laufsport Spezialisten verfügbar.
On Running bietet mit den Modellen Cloudrunner, Cloudsurfer und Cloudracer (von unten) drei Modelle für dem ambitionierten Läufer an. Getestet wurden die beiden schnelleren Versionen Cloudracer und Cloudrunner. Ebenfalls im Portfolio enthalten ist aktuell der Cloudster. Photo: On Running
Die Schuhe findet man zunehmend unter den Fußsohlen von Lang- und Kurzdistanztriathleten und Läufern. Zu den prominentesten Kunden zählen die Goldmedaillengewinnerin des London Triathlons Nicola Spirig, IRONMAN Weltmeister Frederik Van Lierde oder IRONMAN Europameisterin Caroline Steffen.

IRONMAN Weltmeister Frederik Van Lierde vertraute bei seinem ersten Titelgewinn auf Laufschuhe von On aus der Schweiz. Quelle: On Running
In einem „Langzeittest“ über rund 3 Monate wurden beide Schuhe auf die Alltagstauglichkeit auf verschiedenen Untergründen und – dem ersten Schnee im Bayern sei Dank - in quasi drei Jahreszeiten getestet.

Konzept: On verlegt die offen gestaltete Dämpfungseinheit unter die Sohle. Je nach Modell sorgen 13 bis 18 elastische röhrenförmige Hohlelemete beim Aufprall des Fußes auf den Boden für die Dämpfung. Kleine Verzahnungsrippen in den Röhren sorgen beim Aufprall für einen festen Schluss der Röhrenober- und unterseite. Diese adaptiv-responsiv funktionierende Sohle balanciert jeden Schritt und trainiert direkt die Lauf- und Haltemuskulatur. Ein seitliches „Walken“ und Arbeiten der weltweit patentieren Lösung CloudTec® wird damit wirksam unterbunden. Zudem erscheint die Dämpfungseinheit weit weniger den üblichen Alterungsprozessen anderer Dämpfungssystem zu unterliegen.


On Running verbindet smarte Dämpfungselemente mit einem sehr direkten Laufgefühl. Quelle: On 

Links
Disclaimer: On Running occasionally provides 3athlon with equipment for testing without any conditions. Just search for On in the tag cloud.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Olympiasiegerin Nicola Spirig und Reto Hug erwarten Nachwuchs

Olympiasiegerin Nicola Spirig aus der Schweiz und Triathlet Reto Hug erwarten Nachwuchs und werden heiraten. Das Geschlecht des Kindes ist den Eltern selbst noch nicht bekannt. Dies gaben beide Triathleten im Rahmen einer Pressekonferenz am 30. Oktober gegen 10:30 Uhr bekannt.
Nicola Spirig (SUI) im Hintergrund gewann mit wenigen Milimetern Vorsprung die Goldmedaille im olympischen Triathlon. Lisa Nordén (SWE)  wurde Zweite. Photo: IOC - LOCOG - Omega Timing
Für die 30-jährige Goldmedaillengewinnerin von London, die sich im Photofinish knapp gegen die Schwedin Lisa Nordén durchsetzen konnte, bedeuteten Heirat mit ihrem 37-jährigem Lebenspartner Reto Hug und Schwangerschaft nicht das sportliche Aus. In den kommenden zwei Jahren will die Juristin den Fokus auf das Lauftraining für die Langstrecke, etwa die Marathon Europameisterschaften 2014 in Zürich legen, um dann die olympischen Spiele von Rio in Angriff zu nehmen. Ob im ITU-Triathlon oder im Marathon steht noch ein wenig in den Sternen:

"Ich werde meine sportliche Karriere –mit Fernziel Olympische Spiele Rio 2016 - definitiv fortsetzen. In den nächsten zwei Jahren möchte ich nicht wie bisher an den internationalen Rennen der WM-Serie auf der Olympischen Distanz starten, sondern den Fokus mehr auf die nationalen Triathlon Rennen richten und einen Schwerpunkt im Laufen setzen. Die Leichtathletik EM 2014 in Zürich stellt dafür eine ideales Zwischenziel auf dem Weg nach Rio 2016 dar. Es reizt mich zu sehen, wie weit ich im Laufen kommen kann und ich bin überzeugt, dass mir diese zwischenzeitliche Fokussierung aufs Laufen später auch im Triathlon helfen wird. Ob ich mich auf 5000m oder auf den Marathon konzentrieren will, wird sich im Verlaufe des Trainings zeigen. Rennen auf der Langdistanz sind möglich, jedoch nicht in der ersten Hälfte der nächsten Saison."

Physiotherapeut Hug hingegen, dessen Karrierehöhepunkte der Gewinn der Europameisterschaft im Triathlon von Funchal (1999) und der Sieg des ITU World Cups von Lausanne (2001) waren, beendet seine sportliche Karriere zum Saisonende. Er wurde, wie auch Spirig von Trainer Brett Sutton betreut und soll beim Fachverband Swiss Triathlon Aufgaben übernehmen:

"Im Training werde ich weiterhin mit Brett Sutton zusammen arbeiten, der bereits mehrere Athletinnen mit Kindern in seiner Gruppe trainiert. So werde ich auch in Zukunft von einem optimalen Umfeld profitieren können und freue mich auf die neuen Herausforderungen und die Fortführung meiner Karriere" führt Spirig abschließend aus.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Großes Finale der ITU WCS Triathlon Serie in Auckland mit Anne Haug: "Ich habe mich auf Schmerzen eingestellt"

Die internationale Triathlonsaison der International Triathlon Union (ITU) endet für die Kurzdistanz-Spezialisten mit dem WM-Finale der World Triathlon Championship Series (WCS) in Auckland (Neuseeland). Sechs deutsche Frauen stehen am Start, wobei der Fokus eindeutig auf Anne Haug aus München gerichtet ist. Die 28-Jährige kann die erste WM-Medaille für eine deutsche Triathletin erringen.
Die Münchenerin Anne Haug kann als erste deutsche Triathletin eine WM-Medaille im Feld der Elite-Damen gewinnen. Photo: Petko Beier / Deutsche Triathlon Union

DTU: Anne Haug im Kampf um die erste WM-Medaille für DTU-Damen, „Ich habe mich auf Schmerzen eingestellt“

Wenn am Samstag um 01:16 Uhr deutscher Zeit 48 Damen in Auckland zum letzten Rennen der Triathlon-WM-Saison 2012 starten werden, bietet sich der Münchenerin Anne Haug eine historische Chance. Sie kann als erste deutsche Triathletin eine WM-Medaille gewinnen. Als aktuell Fünfte der Gesamtwertung ist dafür aber ein Top-Resultat vonnöten. Auf ein solches hoffen natürlich auch die weiteren Starterinnen der Deutschen Triathlon Union. Svenja Bazlen (Freiburg), Anja Dittmer (Neubrandenburg), Anja Knapp (Dettingen), Ricarda Lisk (Waiblingen) und Rebecca Robisch (Saarbrücken) setzen auf eine gute Leistung für einen zufrieden stellenden Jahresabschluss.

„Ich habe mich auf Schmerzen eingestellt“, blickt Anne Haug auf ihr bisher wichtigstes Rennen voraus, in das sie als Gesamtfünfte gehen wird. 3140 Punkte weist ihr Konto auf, einen weniger als das der Neuseeländerin Andrea Hewitt. Da Olympiasiegerin Nicola Spirig (SUI), momentan noch Dritte, nicht antreten wird, läuft es auf ein Duell zwischen Haug und Hewitt, die bereits 2009 und 2011 WM-Edelmetall gewinnen konnte, hinaus. „Natürlich ist die Medaille mein Ziel, aber das wird sehr schwer werden, da Andrea gerade vor heimischen Publikum auch auf das Gesamtpodium will und mit Kate McIlroy und Nicky Samuels sehr starke Teamkolleginnen hat, die ihr helfen werden.“ Um den WM-Sieg kämpfen bei normalem Verlauf Erin Densham (AUS) und die Schwedin Lisa Nordén.

Entgegen kommen könnte Haug der schwere Radkurs zum Saisonfinale, auf dem auch das weitere DTU-Quintett seine Stärken ausspielen und Haug bei der Mission WM-Medaille unterstützen möchte. „Bei den Damen werden wir versuchen, als Team Anne zum Erfolg zu verhelfen, und damit natürlich auch der DTU“, sagt Sportdirektor Wolfgang Thiel.

Anja Knapp und Rebecca Robisch bestreiten dabei ihr erstes WM-Finale im Elitebereich. Knapp hat sich in diesem Jahr auf internationalem Level kontinuierlich gesteigert und Robisch hat ihre Stärken auf dem Rad und beim Laufen. Die Saarbrückerin hat für sich zudem eine ziemlich einfache Renntaktik zurechtgelegt. „Für mich heißt es einfach nur: alles geben und dann schauen, welches Resultat am Ende herauskommt. Aber die Strecke ist hart und wird alles abverlangen.“ Auch Svenja Bazlen hat schon mehrmals bewiesen, dass ihr eine Streckenführung wie die in Neuseeland liegt. Ein gutes Einzelresultat zum Finale 2012 wünschen sich Anja Dittmer und Ricarda Lisk.

Einig sind sich auch alle Athletinnen beim eigentlichen Allerweltsthema „Wetter“, zu dem Robisch die Einschätzung auf den Punkt bringt: „Es wäre wünschenswert dass das Wetter mitspielt. Das würde helfen, da es letzte Woche doch öfter zehn Grad, Regen und Sturm hatte, und auch die Wassertemperatur bei 15 Grad liegt.“

Kurzinterview Anne Haug

Frage: Hallo Anne Haug, das WM-Finale steht an. Wie sind die Laune und die Fitness?
Anne Haug: Die Laune ist gut und meine Fitness ist ebenfalls gut. Das Wetter könnte allerdings etwas besser sein.

Frage: Ihre Vorbereitung haben Sie mit Ihrer Trainingsgruppe auf Hawaii absolviert. Wie liefen die Einheiten?
Anne Haug: Im Großen und Ganzen konnte ich gut trainieren, wenngleich die Bedingungen auf Hawaii rund um den Ironman jetzt nicht ideal sind, da es auf Kona den Alii Drive fürs Laufen und den Highway zum Radfahren gibt, und auf beiden Straßen wimmelt es natürlich von den Hawaii-Startern aller Altersklassen.

Frage: Sie können am Samstag eine Medaille erringen…
Anne Haug: Ja, und natürlich ist die Medaille mein Ziel. Aber das wird sehr schwer werden, da Andrea Hewitt gerade vor heimischen Publikum auch auf das Gesamtpodium will und mit Kate McIlroy und Nicky Samuels sehr starke Teamkolleginnen hat, die sie unterstützen werden.

Frage: Wie werden Sie den Wettkampf angehen und worauf stellen Sie sich ein?
Anne Haug: Ich habe mich auf Schmerzen eingestellt und werde top motiviert an der Startlinie stehen. Ich hoffe auch, es gibt keinen Regen, da dies das Rennen unnötig gefährlich und extrem kalt macht. Aber ich nehme es, wie es kommt, und versuche mir auch vom Wetter keinen Strich durch die Rechnung machen zu lassen.

Frage: Der Radkurs ist sehr schwer. Sehen Sie das als einen Vorteil für Sie an?
Anne Haug: Ja, definitiv. Die Strecke ist sehr technisch und hügelig. Das ist aus meiner Sicht immer gut und jede meiner Konkurrentinnen wird hier ebenfalls ein bisschen leiden müssen.

TV-Tipp

Da lässt es sich im deutschen Spätherbst mit warmem Wochenendwetter doch bestens auf die spannende WM-Entscheidung der Damen vorbereiten, die in der Nacht auf Samstag um 01:16 Uhr beginnt. Livebilder gibt es unter www.triathlonlive.tv. Zudem wird die ARD am Sonntag ab 15:45 Uhr in einer Zusammenfassung von den Elite-Wettkämpfen berichten.

Samstag, 11. August 2012

Kein olympisches Triathlon-Gold für Lisa Nordén, Fehlentscheidung des Schiedsrichters bei Auswertung des Zielphotos

Der gemeinsame Antrag des NOK Schwedens und des Svenska Triathlonforbundet auf Vergabe zweier Goldmedaillen im Olympischen Triathlonfinale der Frauen von London ist von der ad-hoc Division des Court of Arbitration for Sport (CAS) abgelehnt worden. Damit bleiben Medaillenverteilung und Podium weiterhin wie folgt bestehen: Gold für die Schweizer Fahnenträgerin Nicola Spirig, Silber für Lisa Nordén (SWE) und Bronze für Erin Densham (AUS).
Der CAS hat den minimalen Zeitunterschied, der sich aus der Auswertung des Zielphotos ergab in seiner entscheidung letztlich bestätigt. Die Medaillen für Nicola Spirig (SUI) und Lisa Nordén (SWE) bleiben Gold und Silber. Photo: IOC - LOCOG - Omega Timing
Schiedrichterfehler bei Tatsachenentscheidung
Schweden bemängelte im Sprintfinale zwischen Spirig und Nordén eine ungenaue und nicht den Regularien entsprechende Auswertung des Zielphotos. Die Auswertung des Bildes war nötig, da beide Triathletinnen nach 1,5km Schwimmen, 43km Radfahren und 10km Laufen zeitgleich gewertet wurden.

Das Urteil des CAS wird nicht alle Beteiligten zufriedenstellen, letztlich fühlten sie sich aber fair behandelt und akzeptieren es. Grund für die Unzufriedenheit ist eine unbeabsichtigte Abweichung vom ITU-Regelwerk bei der Tatsachenentscheidung des Schiedrichters auf dem Spielfeld während der Auswertung des Zielphotos. Kombiniert mit dem Ausfall der zweiten Kamera auf der anderen - für eine bestmögliche Auswertung entscheidenden linken - Seite des Zielkanals kam die Fehlentscheidung des Schiedsrichters zustande.

Das ITU-Regelwerk definiert als Torso den Bereich des Halsansatzes bis zum Sternum (Brustbein). Der Schiedrichter hatte bei der sich in Rücklage einlaufenden Spirig den Bauchnabel als vordersten Referenzpunkt genommen und damit das Regelwerk falsch ausgelegt. Der eigentliche Torso von Spirig wurde durch Nordén verdeckt.

Field-of-play decision in absence of arbitrariness or bad faith
Der CAS hat die Problematik in seinem Urteil erkannt und im Detail (siehe PDF unten) in der lesenswerten Urteilsbegründung dargestellt. Der Standpunkt aus der Praxis der bisherigen CAS-Rechtssprechung wurde ausführlich dargelegt, warum fehlerhafte aber unbeabsichtigte ("in absence of arbitrariness or bad faith") Tatsachenentscheidungen auf dem Spielfeld ("field-of-play decision") durch Schiedsrichter oder Wettkampfgericht vom CAS nicht revidiert werden.

Entscheidende Passagen aus den Anträgen der Beteiligten und der Begründung

"2.4 It was then discovered that there had been a technical problem with the secondary camera, positioned to the left of the athletes as they crossed the line. This camera is ordinarily used as a backup for photo-finishes[...]"

"2.6 Before the medal ceremony took place, after the Event, a delegation from STF [Svenska Triathlonforbundet] visited the referee and asked to view the photo-finish image. He tool them to the Technicak Delegates' room and allowed them to view it on the monitor. Having had the opportunity to consider it they said they accepted his decision."

"2.7 By letter [...], SNOC [Swedish NOC] filed a protest against the Decision [...] pursuant to Article 12.6 a) of the ITU Competition Rules [...]"

"2.9 NOtwithstanding the failure on the part of the Swedish Athlete and/or STF to appeal the Referee's Decision pursuant to Article 13.2 a)(i), the ITU Executive Board [...] agreed to hear the Applicants' appeal [...]"

"4.2 Rule 6.2 a) provides that, 'an athelte will be juded as 'finsihed', the moment any part of the troso, reaches the perpendicular line extending from the leading edge of the finish line'. A toros is defined in Appendix D to the ITU Competition Rules as the 'section of the body extending frm the base neck to the base of the sternum"

"4.3 [...] Instead of applying the rules it is clear that the referee assessed the finish by refernce to the whole of the upper body and, in particular, the athlete's belly, rather than by refernce to the foremost part of the torso crossing the line."

"4.6 Firstly, there is a long-established line of CAS jurisprudence that the CAS will not review decisions taken on the field-of-play. [...]"

"8.1. having reviewed the photo-finish images, the referee decided that the Swiss Athlete's torso crossed the line first. Because this a field-of-play decision, the CAS will not review it in absence of arbitrariness or bad faith and accordingly, the [CAS] Panel will not seek to review his decision."


"CAS AD HOC DIVISION - DECISION IN THE TRIATHLON CASE

The CAS has denied the application of the Swedish NOC and of the Swedish Triathlon Federation: the medal positions in women’s triathlon are confirmed.

London, 11 August 2012 – The ad hoc Division of the Court of Arbitration for Sport (CAS) has denied the appeal filed by the Swedish NOC and the Swedish Triathlon Federation (STF) against the decision of the International Triathlon Union (ITU) issued on 8 August 2012. The applicants sought to have Lisa Norden ranked in the first place of the women’s triathlon event, ex-aequo with Nicola Spirig (Switzerland). 

The Swedish NOC and the STF considered that the ITU did not comply with its rules because it would not have taken into account the position of the athletes’ torso to establish the ranking. For that reason, the Swedish NOC and STF requested that both athletes be ranked ex-aequo at the first place and that a second gold medal for this event be awarded to Lisa Norden. 

A CAS Panel composed of Mr Stuart McInnes (UK), President, Mr Alan Sullivan (Australia) and Mr Sharad Rao (Kenya) held a hearing yesterday evening from 6pm to 9:30pm. The Swedish NOC, the STF, the ITU and Swiss Olympic were represented. 

The Panel rendered its decision this morning: it denied the application in view of the fact that there was no violation of any ITU rule and that the matter concerned a “field-of-play decision” which, according to long standing CAS jurisprudence, is unable to be reviewed by CAS panels except in the event that there has been arbitrariness or bad faith in arriving at such decision.
Quelle: TAS-CAS.ORG"


Links
PDF: Full decision with the grounds (vollständige Entscheidung mit Begründung)

Freitag, 10. August 2012

Doch Triathlon-Goldmedaille für Schwedin Nordén? Schwedischer Verband zieht vor den Court of Arbitration for Sport.

Im dramatischen Sprint-Finale des Olympischen Triathlons zwischen Nicola Spirig aus der Schweiz und der Schwedin Lisa Nordén mit der offiziellen Zeit von 1:59:48 Stunden bahnt sich ein juristisches Nachspiel an. Der Triathlonverband Schwedens (Svenska Triathlonforbundet) hatte bereits am Wettkampftag das Schiedsgericht der International Triathlon Union (ITU) angerufen. Grund des Einspruchs gegen die erhaltene Silbermedaille seien nicht korrekt vorgenommene Auswertungen des Zielfotos, bei dem Spirig mit rund 2/1000 Vorsprung auf Platz 1 gewertet wurde.
Nicola Spirig (SUI) im Hintergrund hatte 2 Tausendstel einer Sekunde entscheidende Körperteile vor Lisa Nordén (SWE) im Ziel. So zumindest die erste Auswertung am Renntag des Olympischen Triathlons. Möglicherweise sieht dies der CAS noch vor dem Wochenende etwas anders. Photo: IOC - LOCOG - Omega Timing
Am Donnerstag, den 9. August hat Schweden den Court of Arbitration for Sport (CAS) in der Schweiz angerufen, um eine Revision des Ergebnisses des Olympischen Triathlons 2012 von London zu erwirken. Noch an diesem Freitagabend soll der CAS die Argumente der Schweden anhören, die bei der ITU Fehler bei der Auswertung des Zielfotos vermuten. Die Auswertung zog sich am Wettkampftag über rund 10 Minuten ungewöhnlich lang hin und schon kurz nach Zieleinlauf wurden in den Sozialen Netzwerken und Medien Rufe nach zwei Goldmedaillen laut. Die Vergabe zweier Goldmedaillen scheint das Ziel des Einspruchs der Schweden zu sein. Sportlich ist ein entsprechendes Urteil sicherlich zu rechtfertigen, doch das Regelwerk der ITU sieht grundsätzlich nur eine Goldmedaille bei vergleichbaren Ehrungen vor. Wie auch in der Leichtathletik üblich waren im Triathlon auf beiden Seiten der Ziellinie Photo-Finish Kameras aufgebaut, um strittige Zieleinläufe aus verschiedenen Winkeln betrachten zu können. Technische Probleme mit der linksseitigen Kamera reduzierten die verwertbaren Bilder auf das Modell der rechten Seite des Zielkanals.

In einer Ad-hoc Meldung des CAS vom 10. August heißt es sinngemäss "das Schwedische NOC und STF vertreten die Position, dass die ITU [beim Photobeweis] nicht mit dem eigenen Regelwerk konform ist. Möglicherweise ist die Position der Torso der Athleten bei Berücksichtigung der Medaillenränge nicht berücksichtigt worden. Sie ergänzen, dass die Position von Spirigs Torso nicht präzise auszumachen sei, weil sich dieser [horizontal] leicht hinter ihrem Nabel befände und [zusätzlich] vom Torso der Schwedin verdeckt würde. Aus diesem Grund haben das Schwedische NOC und STF beantragt, beide Athletinnen auf Platz 1 zu werten [ex-aequo]  und Lisa Norden eine zweite Goldmedaille zu verleihen."

"CAS AD HOC DIVISION: THE SWEDISH NOC AND THE SWEDISH TRIATHLON FEDERATION REQUESTS THE CAS TO ATTRIBUTE A GOLD MEDAL TO LISA NORDEN

London, 10 August 2012 – The ad hoc Division of the Court of Arbitration for Sport (CAS) has registered an application filed by the Swedish NOC and the Swedish Triathlon Federation (STF) against the decision of the International Triathlon Union (ITU) issued on 8 August 2012 rejecting an appeal from the Swedish NOC requesting that Lisa Norden be ranked in the first place of the women’s triathlon event, ex-aequo with Nicola Spirig (Switzerland).

By rejecting the appeal of the Swedish NOC, the ITU confirmed the ranking of this event, namely first place and gold medal for Nicola Spirig and second place and silver medal for Lisa Norden. Both athletes appear in the ranking with the same time (same second) but the medal positions were decided by the photo-finish.

The Swedish NOC and the STF consider that the ITU did not comply with its own rules because it may not have taken into account the position of the athletes’ torsos when establishing the medal positions. They add that it is not possible to distinguish precisely on the photo-finish the position of Spirig’s torso, which is slightly back from her belly and which is hidden by the torso of the Swedish athlete. For that reason, the Swedish NOC and STF request that both athletes be ranked ex-aequo in first place and that a second gold medal for this event be awarded to Lisa Norden.

A hearing will take place this evening in the offices of the CAS ad hoc Division in London. In addition to the Swedish NOC, the STF and the ITU, Swiss Olympic, the IOC, LOCOG and the two athletes concerned have been invited to attend the hearing. A final decision will be rendered by the CAS on 11 August 2012 before 12 noon, London time."
Quelle: TAS-CAS.ORG

Dienstag, 7. August 2012

REPLAY: Doppelpodium der Brownlee Brüder bei Olympia erneut ansehen

Das imposante Doppelpodium von Jonathan und Alistair Brownlee mit Javier Gomez Noya als Sandwichmittelteil kann via Eurovisionsports.tv ohne lästigen Kommentar nachverfolgt werden. Wer den starken 6. Platz von Jan Frodeno und die harte Arbeit auf dem Rad von Steffen Justus und Maik Petzold verpasst hat findet unter dem unten stehenden Link das Triathlonfinale der Herren, bei Olympia London 2012 zum Nachfiebern. Das Damenfinale mit dem Photofinish zwischen Nicola Spirig und Lisa Nordén steht ebenfalls im Archiv zur Auswahl.
Die ganze Dramatik der Entscheidungen im Olympischen Triathlon können im Internet in vielfältiger Weise angesehen werden. Screenshot: Eurovisionsports

Triathlon im TV: Die besten Internet-Streams zum Olympischen Triathlon von London

Es gibt zahlreiche Anbieter im Internet, die eine 24/7 Olympiaberichterstattung bieten. Anbei eine kleine Auswahl von Links, die für jeden Geschmack etwas dabei haben sollten. Zusätzlich wird es einige Zwischenzeiten auf der Website London2012.com geben.
Jan Frodeno und Steffen Justus im Portrait des ZDF. Teamkollege Maik Petzold hat derweil hoffentlich auf der Laufbahn trainiert, um für Überraschungen zu sorgen. Screenshot: ZDF Mediathek
1. Eurovisionsports (kein Kommentar, Bildqualität etwas reduziert)
Für Triathleten, die lieber ganz in der Kulisse der Hintergrundgeräusche untergehen oder selbst auf der Couch moderieren wollen, bietet sich Eurovisionsports.tv an. Hier gibt es nur brummende Motorräder, kreischende Zuschauer und surrende Laufräder des EBU-Weltsignals zu hören. Wahlweise kann hier auch viele Streams der EBU-Mitglieder inkl. BBC zugegriffen werden.
Eurovisionsports.tv

2. BBC (Englisch)
Die BBC glänzt durch fundierten Kommentar und mit fachkundigen Co-Kommentatoren wie Ironman-Legende Chrissie Wellington. Allerdings muss wegen durch die teuer erkauften Senderechte das Geo-Blocking umgangen werden, wenn man nicht in England weilt. Die Einwahl kann z.B. über einen englischen Proxyserver erfolgen.
Bbc.co.uk oder via Eurovisionsports.tv/ (ohne Proxy-Pflicht)

3. ARD (Deutsch)
Stimmt die Leitung, stimmt die adaptive Streamingqualität des LIVE-Weltsignals bis zu voller HD-Qualität, das sich mit dem in der ARD ausgestrahleten TV-Programm deckt. Leider überzeugte beim Finale der Frauen um Nicola Spirig weder der Kommentar von Dirk Froberg noch der von "Expertin" Franziska von Almsick so richtig. Hoffentlich sehen wir beim Männerrennen eine deutliche Steigerung, wie auch bei einer möglichen Variabilität der DTU-Männer um Jan Frodeno, Steffen Justus und Maik Petzold im Blick auf Teamtaktiken. Achtung: Beim Frauenrennen wurde auf Beachvolleyball und Co. umgeschaltet. Alternative für dauernden Bild- und Tongenuss: siehe 4.
Olympia.ard.de

P.S.: Deutlich besserer Kommentar beim Männerrennen.

4. ZDF (Deutsch)
In vergleichbarer technischer Qualität wie die ARD präsentierte Wolf-Dieter Poschmann recht fundiert den kompletten Triathlon der Frauen. Eine echte Alternative zu 3.
Zdf.de

P.S.: ZDF-Feature zu Jan Frodeno und Steffen Justus zum Warmlaufen auf der Couch!

Samstag, 4. August 2012

Olympia Triathlon London: Haug, Dittmer, Bazlen "verschenken" Podium durch fehlende Teamtaktik

Nicola Spirig aus der Schweiz und die Schwedin Lisa Nordén haben den von zahlreichen Stürzen geprägten olympischen Triathlon von London mit einem beherzten Sprint zeitgleich beendet. Die Auswertung des Fotofinishs bestätigte kurz nach Zieleinlauf die Schweizerin aus dem Hause des Erfolgstrainers Brett Sutton als Goldmedaillengewinnerin, die sprintstarke Nordén kann sich über Silber freuen.
Nicola Spirig (SUI) im Hintergrund hatte wenige Tausendstel einer Sekunde entscheidende Körperteile vor Lisa Nordén (SWE) im Ziel. Photo: IOC - LOCOG - Omega Timing
Von den hoch gehandelten Top-Favoritinnen erfüllte die Australierin Erin Densham mit Bronze gerade so noch die exorbitant hohen Erwartungen. Lokalmatadorin Helen Jenkins fiel auf den letzten Metern des Rennens aus den Medaillenrängen heraus. Sie hielt dem riesigem Druck nicht Stand und bestätigte einmal mehr, dass Favoritensiege beim Triathlon von Olympia selten vorkommen. Jenkins konnte trotz zweier abgestellter Helferinnen nicht die erhoffte Goldmedaille am Hyde Park holen.
Anne Haug (GER) kam bei ihrem ersten Einsatz bei den Olympischen Spielen im Triathlon dank einer herausragenden Laufleistung auf den 11. Gesamtplatz und wurde beste Deutsche. Photo: DTU - Petko Beier
Bemerkenswert waren an diesem Tag der zahlreichen Stürze auf den vom nächtlichen Regen rutschigen Abschnitten roten Asphalts aber Details der Renntaktiken einzelner Nationen. Während zahlreiche Athletinnen wie Andrea Hewitt oder auch Jenkins dem hohen Lauftempo von knapp unter 34 Minuten auf den letzten 2 Laufkilomtern Tribut zollen mussten, glänzte die US-Amerikanerin Sarah Groff durch einen progressiven Lauf, der sie wieder zurück in die Spitzengruppe und auf Rang 4 brachte.

Ebenfalls bemerkenswert der Laufsplit der Deutschen Anne Haug, der exakt die Splits der beiden Erstplatzierten spiegelt. Was wäre also möglich gewesen, wenn die Triathletinnen der Deutschen Triathlon Union einer Teamtaktik gefolgt wären? Was wäre gewesen, wenn Svenja Bazlen nicht beständig Führungsarbeit in der ersten Gruppe geleistet hätte, keine Energie in einem halben Dutzend sinnloser "Antritte" vergeudete ohne sich selbst in der Position entscheidend verbessern zu können? Eine oder zwei beherzte Attacken wären an dieser Stelle erfolgversprechender gewesen.
Anja Dittmer (GER) bestätigte mit dem 12. Platz bei ihrem vierten Start im Olympischen Triathlon ihre Zugehörigkeit in der Weltspitze bei wichtigen Rennentscheidungen. Eine Muskelverhärtung im Vorfeld und Krämpfe im Rennen selbst verhinderten möglicherweise das beste Ergebnis ihrer langen Karriere. Photo: DTU - Petko Beier
Was wäre also gewesen, wenn sich eine mit einer Muskelverhärtung im Vorfeld und Krämpfen im abschließenden Laufen herumplagende Anja Dittmer in den Dienst von Haug gestellt hätte? Was hätte Anne Haug, seit den Zeiten einer Sonja Krolik schnellste Läuferin der DTU, am Tag X erreichen können? Sie hat an ihrer Schwimmschwäche gearbeitet, kam mit übersichtlichem Abstand aus dem Serpentine Lake und hatte doch keine Chance an diesem 4. August. Auf dem Rad wurde - wenig überraschend - in der Spitze nicht wie bei so vielen Welt Cup Events gebummelt. Haugs eigene Gruppe harmonierte nicht, nur wenige Triathletinnen waren zu einer Mitarbeit bereit oder fähig. Alles kaum überraschende Umstände, Faktoren mit Ansage: Die DTU war einer Medaille bei Olympia im Triathlon der Frauen noch niemals so nah'.

Die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro 2016 erscheinen Lichtjahre entfernt, neue Talente kommen und gehen wie Verletzungen. Ein Wechsel von Haug, die sich ausserhalb der Förderstrukturen der Deutschen Triathlon Union für London qualifizieren konnte, auf ein Non-Drafting Format erscheint möglich.
Svenja Bazlen (GER) leistet sehr viel etwas ungestüm wirkende Führungsarbeit in der ersten Radgruppe ohne sich dabei absetzen zu können. Zeitgleich verhinderte sie den Anschluss der zweiten Gruppe mit Anne Haug. Photo: DTU - Petko Beier
Muss man die Athletinnen und die Verantwortlichen der DTU kritisieren? Ein klares "Jein". Es ist gut und richtig, dass die DTU keine reinen Wasserträgerinnen nominiert, sondern klare und transparente Kriterien formuliert und diese einhält. Gratulation dafür. Die Schweiz hatte mit Daniela Ryf extra eine Helferin für Spirig abgestellt, die aber zu keinem Zeitpunkt auf dem Rad für ihre Teamkollegin in Erscheinung treten konnte. Bereits nach dem Schwimmen lag sie hoffungslos abgeschlagen zurück. Für diese Edelhelferin wurde die individuell stärker einzuschätzende Eidgenössin Melanie Anaheim nicht nominiert. Anaheim, die über die Qualifikationsperiode die wichtigen Punkte zur Entsendung der zweiten Schweizer Athletin gesammelt hat. Ein Umstand der Athleten traurig und wütend machen kann, vielleicht auch destruktiv werden lässt.

Noch desaströser die Bilanz der Gastgeber aus Großbritannien: keine Medaille für Jenkins und zwei Helferinnen, die selbst Platz 26 und 33 erreichten, aber individuell stärkeren Athletinnen vorgezogen wurden. Triathletinnen, die auch hier die Kohlen der maximal verfügbaren drei Startplätze aus der mühseligen Qualifikationsphase für den Gastgeber aus dem Feuer geholt haben und dafür vom Verband abgestraft wurden.

Selbst Australien, wegen ihrer Nicht-Nominierung der Goldmedaillengewinnerin von Beijing Emma Snowsill heftig kritisiert, ist durch Denshams Bronze-Medaille mit einem dicken blauen Auge gerade so davongekommen. Dem eigenen Anspruch wird der 3. Platz nicht gerecht werden.

Es ist aber nicht richtig gewesen, dass die DTU den nominierten Triathletinnen keine Teamtaktik ans Herz gelegt hat oder diese nicht umgesetzt wurde. Ja, Triathlon ist eine Individualsportart. Im Sinne der Chancengleichheit muss sich aber auch der Triathlon in Deutschland der Wirklichkeit stellen. Diese hat erstmalig den Einsatz von Edelhelfern im Olympischen Triathlon gesehen - mit Ankündigung. Das Herrenrennen von London wird noch deutlichere Bemühungen, etwa der Briten um Jonathan und Alistair Brownlee sehen, die bereits im Vorfeld, in den langen Trainingswochen vor London, eine funktionierende Schwimm-Radruppe sondieren. Rio 2016 wird wegen der vielleicht schon dann kürzeren Distanzen und Modi völlig neue Perspektiven für solche Teams eröffnen.

Hat Deutschland wegen eines taktischen Fehlers im Team eine Medaille verloren oder ist die individuelle Verwirklichung der sportlichen Einzelinteressen im Triathlon höher zu bewerten? Eine durchaus knifflige Frage, die verschiedene Interessensgruppen gegenseitig abwägend sehr unterschiedlich beantwortet werden kann...

Eine Antwort kann für alle Triathletinnen, die von Verbänden nicht nominiert wurden, ein schöner olympischer Moment geben. Paula Findlay, kanadischer Senkrechtstarter der Saison 2010, lag nach desaströsem Schwimmen und Radfahren kurz nach Beginn des Laufens weinend an der Seitenbande in den Armen eines Betreuers. Lange an einer Hüftverletzung laborierend kam das große kandadische Lauftalent nicht mehr rechtzeitig für London in Schwung. Das vorzeitige DNF war wenige Herzschläge entfernt. Es ist nicht im Detail bekannt, was der kanadische Betreuer ihr gesagt hat. Findlay trug schließlich den olympischen Gedanken weiter über die Laufstrecke, auf der sie kurze Zeit später von den besten Triathletinnen des Tages überrundet werden sollte, um als 52. und letzte aller 55 Starterinnen unter tosendem Applaus ins Ziel zu kommen. Findlay hat man die Chance auf eine Teilnahme aus Gründen der Teamtaktik nicht genommen. Das Erlebnis und wertvolle Erfahrungen kann ihr kein Mensch streitig machen.

Danke Kanada für den Mut und exakt diesen olympischen Moment, der dem Zielsprint von Spirig, Nordén und Densham nicht nachsteht. Glückwunsch an alle Finisher und Teilnehmerinnen und natürlich an Anne Haug, Anja Dittmer und Svenja Bazlen für die Plätze 11, 12 und 32 für die DTU.