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Samstag, 5. November 2011

Martin Engelhardt neuer Präsident der Deutschen Triathlon Union, Reform der Gebührenordnung verabschiedet

Martin Engelhardt, amtierender Präsident des Hessischen Triathlon Verbandes (HTV) ist am 5. November im Rahmen des außerordentlichen Verbandstages der Deutschen Triathlon Union (DTU) zum Präsidenten gewählt worden. Der Orthopäde tritt mit seiner Wahl bereits zum zweiten Mal (nach 1987 bis 2001) an die Spitze des Dachverbands. Der mehrmalige orthopädische Delegationsleiter der deutschen Olympismannschaft folgt den nach wenigen Monaten zurückgetretenen Reinhold Hemker und einer Interimslösung der geschäftsführenden Vizepräsidenten Reinhold Häußlein und Bernd Rollar nach. Zuvor verlor sich der Verband in öffentlichen Querelen um das Duo Claudia Wisser und Ralf Eckert, sowie Klaus Müller-Ott.
Das neue Präsidium der Deutschen Triathlon Union  (DTU): Björn Steinmetz (als Sprecher der Landesverbände Präsidumsmitglied ohne Stimmrecht), Sandra Weber, Bernd Rennies, Martin Engelhardt, Reinhold Häußlein, Matthias Zöll (Geschäftsführer), Bernd Rollar (v.l.). Die DTU baut auf etablierte Kräfte, verjüngt sich jedoch mit Steinmetz und Zöll. Photo: DTU/Oliver Kubanek
Mit der Personalentscheidung für den pragmatisch-durchsetzungsfähigen und exzellent vernetzten Chefarzt aus Osnabrück sind zahlreiche Änderungen im Verband verbunden, deren Erfolg auch von einer konstruktiven Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen - vom Veranstalter über die Vereine bis zu den Landesverbänden - im Triathlon abhängt.

Eine geänderte Gebührenordnung stellt das bisherige Modell von Veranstalterabgaben und gesonderten Abgaben für Tageslizenzen und Startpässe auf den Kopf und birgt insofern Risiken, wenn aus welchen Gründen auch immer die Abgaben für Tageslizenz oder Startpaß wegfallen sollten. Die Abgaben (aus optionalen Veranstalerabgaben auf Landesebene) fließen allein in die Kassen der verschiedenen Länder. Dafür erhöhen sich die Anteile der DTU bei den Startpässen von 14 Euro auf 25 Euro und bei den Tageslizenzen für einzelne Rennen von 4 Euro auf 8 Euro. Viele Landesverbände werden ihre Gebührensätze schon für 2012 angepasst an die Vereine weitergeben (müssen), wie auch die geplante Satzung der DTU selbst sicherlich vom Amtsgericht zur Nachbesserung im Detail in die Geschäftsstelle der DTU geschickt werden wird. Eine Auflage, die die Delegierten bewusst eingegangen sind, um zukünftige juristische Stolpersteine zu vermeiden. Zwischenzeitlich behält der Bayerische Triathlon Verband durch seinen Präsidenten Peter Pfaff weiterhin seine oppositionelle Haltung bei und sorgt für eine zunehmende Isolation des BTV.

„Ich denke, dass wir hier einen guten Kompromiss gefunden haben, der auch dazu beitragen wird, dass die Interessensgruppen im Triathlon wieder gemeinsam arbeiten“, so Engelhardt. „Ohnehin geht vom Verbandstag eine Art Aufbruchstimmung aus, da sich durch die Arbeit der geschäftsführenden Präsidenten (Häußlein, Rollar) und der Geschäftsführung eine neue Kommunikationskultur entwickelt hatte, die sich auch heute in Frankfurt zeigte.“

Neu ist die Reduzierung der Anzahl der Präsidiummitglieder, um schnellere Entscheidungen herbeiführen zu können. Wichtigste Neuerung ist die Aufwertung des Geschäftsführers Matthias Zöll zu einem vollwertigen Mitglied. Durch die Einbindung des hauptamtlich tätigen Mitarbeiters soll die Effizienz gesteigert und die Fehlertoleranz verringert werden. Sofern die einzelnen Präsidiumsmitglieder weiterhin aktiv ihren Auftrag wahrnehmen ein lobenswerter Schritt. Jedoch gehört Zöll durch die naturgemäßen Informationsflüsse zu den mächtigsten Mitgliedern des Präsidiums. Bestätigung erfuhren als Mitglieder im Präsidium der DTU Reinhold Häußlein (Leistungssport), Bernd Rennies (Breitensport), Bernd Rollar (Finanzen) und Sandra Weber (Jugend), die aber schon im Januar aus persönlichen Gründen den Weg für eine Nachfolgerschaft freimachen wird. Ergänzung findet die Wahl des Präsidiums mit der Nominierung des BWTV-Präsidenten und Großveranstalters Björn Steinmetz zum Sprecher der Landespräsidenten als Präsidiumsmitglied ohne Stimmrecht.

Der Frage der informellen Akzeptanz der Wahl Engelhardts durch die International Triathlon Union (ITU) muss ein gewisser Stellenwert beigemessen werden. Engelhardt und der damalige ITU-Präsident und jetzige Ehrenpräsident Les McDonald lagen in einem Stellvertreterkonflikt über Jahre im Rechtsstreit und isolierten dabei die DTU zunehmend. Erst Müller-Ott gelang es den Streit durch pragmatische Zugeständnisse beizulegen und Deutschland zurück auf die internationale Bühne zu holen. Die WM im eigenen Land (Hamburg 2007) stellt das Highlight der internationalen Aufbauarbeit von Müller-Ott dar. Wie lang der Arm des Kanadiers noch ist und ob sich die amtierende ITU-Präsidentin Marisol Casado in ihren Führungsstil hineinregieren lassen wird, bleibt eine spannende Frage der nächsten Legislaturperiode.

Die vakante Führungsposition im Hessischen Triathlon Verband übernimmt gemäß Beschluss des Vorstands Vizepräsident Jürgen Helt kommissarisch, der sich zusammen mit seinen Vorstandskollegen um einen neuen Vizepräsidenten bemühen muss. Der HTV wird erfahrungsgemäss im Februar 2012 im Rahmen eines außerordentlichen Verbandstages den Beschluss des Vorstands den Delegierten zur Abstimmung vorlegen. Es ist somit zu erwarten, dass der alte Vorstand in bisheriger Konstellation seine Arbeit fortführen kann.

Weitere Informationen zur Wahl der DTU können über ein Kurzinterview mit Martin Engelhardt und einer Pressemitteilung auf den Seiten der DTU in Erfahrung gebracht werden.

Offenlegung: Kai Baumgartner war als Präsident des Hessischen Triathlon Verbands Vorgänger von Martin Engelhardt. Durch seinen Rücktritt wurde die Ablösung von Claudia Wisser und Ralf Eckert an der Spitz der DTU eingeleitet.

Donnerstag, 25. November 2010

Mundverbot und Repression, wenn Machterhalt in Verbänden seltsame und bedenkliche Blüten treibt


Die Deutsche Triathlon Union (DTU) ist immer für eine Überraschung gut. Vor dem letzten Verbandstag stellte das mittlerweile abgelöste und noch immer privat und beruflich verbundene Präsidentenduo Claudia Wisser und Ralf Eckert einen Antrag auf Abschaffung der Rede- und Pressefreiheit, um die kritischen Stimmen per Satzung mundtot zu machen.
Claudia Wisser (rechts) plante als Präsidentin der Deutschen Triathlon Union per Antrag die Presse- und Redefreiheit abzuschaffen. Ralf Eckert (links), Lebenspartner und Vizepräsident Finanzen gilt als der Kopf des geschäftstüchtigen Duos mit gemeinsamer Kanzlei kfup.com, Kooperation für Wirtschaftsrecht und Sport Business. Den kurzen gemeinsamen Weg der beiden Anwälte schmückt eine stattliche Anzahl von Opfern und Leichen. Im Sport hält Claudia Wisser noch immer einen Sitz im Board der European Triathlon Union (ETU). Ein Skandal für viele ehrenamtlich tätige Mitarbeiter der DTU. Photo: Thomas Zöller
So sind die Anträge offenbar nach gängiger Lesart der aufgebrachten Landespräsidenten zu lesen. Ob der Art der Amtsführung der über eine Anwaltskanzlei verbundenen Verbandsoberen Wisser und Eckert sind zahlreiche Landesvorsitzende insbesondere aus Hessen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und last but not least Nordrhein-Westfalen nicht einverstanden. Sie übten Kritik und wurden dafür ausgegrenzt und eingeschüchtert. Letztlich ebnete erst die Weigerung des Präsidiums des mit 8.000 gemeldeten Athleten mitgliederstärksten Landesverband aus NRW seinen langjährigen Präsidenten Dieter Hofmann zum Verbandstag zu entsenden den Weg für den Umbruch. Hofmann, bis zuletzt dafür eintretend Wisser und Eckert mit zum Teil fragwürdigen Mitteln den Rücken freizuhalten folgen bis zur nächsten Wahl in NRW Vizepräsident Klemens Naber und Schatzmeister Hubert Gilgenrainer als geschäftsführendes Präsidium nach.

Als Zeichen der Unzufriedenheit der Landespräsidenten hätten die Hallbergmoser Wisser und Eckert schon einen geplatzten außerordentlichen Verbandstag in Frankfurt werten müssen, bei dem sie sich mehr Kompetenzen und eine Monatspauschale für das Ehrenamt genehmigen lassen wollten. Die Opposition  einigte sich mit dem ehemaligen Triathleten und Bundestagsabgeordneten Reinhold Hemker auf einen Gegenkandidaten, der über viel Erfahrung verfügt und als ehemaliger Pfarrer für den nötigen Ausgleich und damit verbundenen Neuanfang sorgen kann.
Sofern er es schafft die verbliebenen Vasallen der Ära Wisser/Eckert einzubinden oder loszuwerden. Sonst droht ihm schon in den ersten Präsidiumssitzungen das böse Erwachen, wenn er ohne einen tüchtigen Geschäftsführer den Strippenziehern aus der zweiten Reihe ausgeliefert ist. Den Geschäftsführer hatten Eckert und Wisser quasi direkt zum Einstieg gefeuert und sich damit eine kostspielige Klage vor dem Arbeitsgericht eingehandelt.

Sonntag, 28. September 2008

Deutsche Triathlon Union: Daniel in der Löwengrube. Ein Kommentar zur Nachfolgefrage von DTU-Präsident Rainer Düro.


Es scheint geradezu surreal, was sich hinter den Kulissen der Deutschen Triathlon Union und den angeschlossenen Landesverbänden abspielt. Da wurde mit großem Getöse der alte international durchaus verdiente Präsident Dr. med. Klaus Müller-Ott, der die Weltmeisterschaft 2007 und einen erstklassigen Worldcup ins Land geholt hatte im Februar 2008 per Misstrauensvotum abgewählt – gefolgt von seinen drei Flügelmännern im Präsidium.
Dr. med. Klaus Müller-Ott konnte sich innerhalb der Deutschen Triathlon Union nicht dauerhaft halten. In der jungen Rechtsanwältin Claudia Wisser will er die Königsmörderin und Dolchstoßführerin ausgemacht haben. Der Verband versinkt zeitweilig im Chaos. Photo: Kiel Triathlon
Keine sieben Monate später schafft es der deutsche Spitzenverband im Triathlon nicht ohne öffentlichen Krach einen seriösen zweiten Wechsel an der Spitze durchzuführen und den für den November geplanten Nachfolger von Interrims-Präsident Rainer Düro zu bestimmen. Düro ließ sich unlängst zur öffentlichen Rüge eines Präsidiumsmitglieds hinreißen – in einer Phase, als der Machtkampf nach dem Machtkampf auf dem Höhepunkt angekommen war und die Nerven blank lagen.

Blick zurück: Krise um Ex-Präsident Müller-Ott
Auslöser für die Abwahl Müller-Otts war in der Außenkommunikation der von ihm eigenmächtig anvisierte Umzug der Geschäftsstelle von Frankfurt am Main nach Hamburg. In der Innendarstellung ging es aber immer auch um den Vorwurf der Verschwendung und schlimmer noch der Veruntreuung und eines Vertrauensverlust. Die Untersuchung einer Wirtschaftsprüfungsagentur brachte schließlich im Spätsommer 2008 den Verdacht erhärtende Indizien, die noch im September zu einer Strafanzeige des Nachfolgepräsidiums gegen Müller-Ott nach Paragraph 266a geführt haben.

Strukturen sollten geändert werden
Immanent mitschwingendes Thema war als Nebenaspekt immer die mit dem Umzug verbundene und angedachte Umstrukturierung des Verbands - durch die Hintertür - mit vielen personellen Änderungen. Die Kündigung des seit vielen Jahren in der Kritik stehenden aber langjährig beschäftigen Geschäftsführers Jörg Barion, den auch viele Landespräsidenten lieber heute als Morgen loswerden würden war ein zentrales Mosaiksteinchen des Masterplans von Müller-Ott. Konsequent umgesetzt hat dieses Vorhaben bisher noch immer kein Gremium.

Als Drahtzieher der Aufstands in der DTU, der zwischenzeitlich in Müller-Ott und den Trierer Rainer Düro gleich zwei Präsidenten mit ihrem jeweiligen Präsidium generierte, vermuteten seinerzeit viele Insider Geschäftsführer Barion. Wenngleich dieser immer seine Loyalität betonte und letztlich unangetastet aus der Abwahl Müller-Otts hervorging und vielmehr als gestärkt und weniger kontrollierbar gilt.

Dr. jur. Thomas Bach griff ein
Die drohende rechtliche Handlungsunfähigkeit im Olympiajahr mit den zwei konkurrierenden und mindestens einem unrechtmäßigen Präsidium musste ein schlichtendes Machtwort von DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach beenden. Doch schon Stunden danach wurden die ersten Verstöße gegen Punkt 8 des als Kompromiss geltenden Einigungskatalogs bekannt.

Vizepräsidentin Claudia Wisser brachte Stein ins Rollen
Ausgelöst hatte den Aufstand gegen Müller-Ott und den offenen Machtkampf im Winter 2007/ 2008 Vizepräsidentin Claudia Wisser gemeinsam mit weiteren Kräften aus den Landesverbänden und mit Unterstützung von Teilen des Präsidiums. Jene Teile, die sich selbst nicht als Bestandteil der sich möglicherweise ausweitenden Strafanzeige gegen Müller-Ott und Co. sehen und die Verantwortung für die Fehler und Verfehlungen von sich weisen.

Anwältin Wisser, von Müller-Ott als Königsmörderin und Brutus betrachtet, schaffte im Februar erneut den Sprung ins neue Präsidium und widmete danach viel Energie in die Neugestaltung der Satzung. Mindestens ebenso viel Energie brachte Wisser dafür auf, keine offenen Ambitionen auf ein noch höheres Amt zu bekunden. 

Den Sprung als Alt-Präsidialmitglieder in das neue Gremium vollzogen ebenfalls Dr. med. Michael Kraus, Gerd Lücker, Peter Kernbach und Sandra Weber. Ergänzt wurden sie von Neumitglied Bernd Rollar, der sich um das vakante Amt der Finanzen kümmern sollte und dies weiterhin erfolgreich tut. 

Öffentliche Denunzierung
Für die ausgeschiedenen Befürworter Müller-Otts, in persona Arnd Schomburg, Richter Reinhard Wilke und Martin Bentele war zu diesem Zeitpunkt schon länger Schluss. Nach einer Auseinandersetzung, die zum Teil offen in den Medien ausgetragen wurde warfen sie entnervt einer nach dem anderen das Handtuch. 

Die Höhepunkte der Schlammschlacht sind offensichtlich gefälschte und an Agenturen verschickte E-Mails und der Versuch gefälschte Ausdrucke von Forenbeiträgen abfälliger Natur über DTU-Ehrenpräsident Dr. med. Martin Engehardt, sowie weitere Nettigkeiten aus dem Nähkästchen realpolitischer Umgangsweise publikumswirksam an den geneigten Triathleten zu bringen.

Sonnenkönige und ein Treffen der Karnickelzüchter
Dem Sonnenkönig Müller-Ott, der sich noch immer selbst als Opfer der Übernahme einer Vielzahl von Aufgaben eines inkompetenten Geschäftsführers sieht, folgte Pharmareferent Rainer Düro. Enthusiastisch und bildhaft nach der Wahl über „Korona“ redend – assoziierte zu diesem Zeitpunkt sicherlich weniger sich als Sonnenkönig im Zentrum der Macht, mit den Landespräsidenten als wohlfälligen Strahlenkranz, als Satelliten, die um ihn herumschwirrten.
Rainer Düro kann während seines Mandats viele entscheidende Impulse geben, kämpft mit Claudia Wisser im Präsidium aber von Beginn an mit "einer Natter an seiner Brust". Photo: RTV
In der Nachbetrachtung entbehrt dieser Ausdruck nicht einer gewissen Ironie und Komik – strahlend oder sonnig war an diesem Tag nicht viel. Für sprachliche Highlights sorgten allenfalls mit dem Wittener Richard Gutt und dem Maintaler Kurt Denk Außenstehende. Die beiden umtriebigen Interessensvertreter des kommerziellen Triathlons gingen nicht, ohne den 16. Februar 2008 als „Veranstaltung eines Karnickelzüchtervereins“ (Gutt) und „Putsch“ (Denk) abqualifiziert und damit überspitzt aber durchaus treffend den Nerv getroffen zu haben.

Stockende Reformen
Düro selbst brachte 2008 in der Nachfolgezeit mit seinem Präsidium einige Reformen auf den Weg. Allen voran die wichtige Konsolidierung der Finanzen und Reparatur des entstandenden wirtschaftlichen und Imageschadens. 

Allerdings schien Düros Mandatschaft oft auf halben Weg steckenzubleiben: Inkonsequenz beim eigenen Anti-Doping Programm, Inkonsequenz bei der Aufarbeitung des offiziell vom alten DTU-Präsidium unter Reinhard Wilke eingeleiteten Untersuchungsverfahren gegen den Ausnahme-Triathleten und mehrfachen Deutschen Meister der 90er Jahre Lothar Leder sind nur einige Ecken, in den der Staub im DTU-Büro gleich in Zentimeterhöhe anzutreffen ist. Die sich abzeichnenden Querelen um die Neuwahl im November 2008 kratzen weiterhin am Image des Verbands.

Strukturelle Schwäche
Düro schien sich mit fortschreitender Amtszeit zunehmend im Netz der Seilschaften und Lobbyisten zu verlieren und zeigte zugleich einmal mehr die strukturelle Schwäche der DTU-Satzung. Ein ehrenamtlicher Präsident kann die ihm auferlegten Aufgaben nicht mehr ausreichend ausfüllen. Eine Änderung in einen „geschäftsführende Präsidentschaft“, wie seinerzeit wohl von Müller-Ott angedacht, aber nicht ausreichend mit den Landesverbänden kommunziert oder rechtlich untermauert scheint unumgänglich.

Die Sonne wird zum schwarzen Loch
Das von Düro im Februar gezeichnete Bild nahm im weiteren Verlauf wieder stärkere Wesenszüge an, die den Begriff von Sonne und dem sie umgebenden Strahlenkranz neu definierten. Mit Dauer des auf kein ganzes Jahr beschränkten Mandats hatte sich Düro offensichtlich an den Status eines Präsidenten gewöhnt und wollte nicht ohne Widerstand weichen. 

Zuerst beharrte er nach einigen Monaten darauf, nicht als Interimspräsident gehandelt und benannt zu werden. Ein erstes Anzeichen, dass früh bei 3athlon.de für Skepsis sorgte. Dann - nach den erfolgreichen Spielen von Beijing - hatte der ehemalige Landespräsident von Rheinland-Pfalz offensichtlich endgültig Blut geleckt und versuchte sich aus der gegebenen Zusage des zeitlich klar beschränkten Mandats zu lavieren.

Zuerst stand die offene Kandidatur im Raume. Nach Widerstand der großen Landesverbände erfolgte der Vorschlag Dr. med. Klaus Steinbach als neuen DTU-Präsidenten zu wählen, das eigentliche Geschäft selbst wollte aber gleichwohl Düro als „operative Einheit“ für sich reklamieren – gewissermaßen wollte Düro das schwarze Loch hinter der Sonne spielen. Steinbach sollte lediglich repräsentieren – ein Deal der einen Mann dieses Formats allenfalls zu leisem Gelächter und abwinkender Geste genötigt haben dürfte.

Diagnose: DTU leidet an Doktoritis
Klaus Steinbach sollte sich sehr genau überlegen, ob er den Sprung in die Löwengrube wagen sollte. Vielleicht gelingt ihm wie Daniel das Wunder, vielleicht wird er aber schlicht aufgefressen oder - noch schlimmer - böswillig von den Schlangen bezirzt, verraten und anschließend öffentlich und den Verband schädigend verschlungen.

Nun soll es also wieder ein „Dr. med.“ richten. Die Nominierungskommission ist anscheinend noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass ein Mediziner vielleicht nicht „tough“ genug sein könnte, den Kuss mit den Bewohnern der Schlagengrube zu überleben und die Interessen der Altersklassensportler und sich aus dem Mandat ergebende Anforderungen erfolgreich durchzusetzen.

Wisser auf dem Sprung an die Macht?
Eine Nutznießerin der dümmlichen Lage könnte ein bestehendes Präsidiumsmitglied sein. Claudia Wisser, seinerzeit direkt an der damals vermuteten Offenlegung der Unregelmäßigkeiten und dem Sturz gegen Müller-Ott beteiligt, wurde auch von Düro als direkte Konkurrenz und Bedrohung betrachtet. 

Die Anwältin, mit mehreren zivilrechtlichen Mandaten im Triathlonsport, wie etwa der Langstrecke von Roth außerhalb ihrer Verbandstätigkeit betraut und dadurch in der Kritik, sah sich indessen als neue Top-Kandidatin von wenigen Landesverbänden gestützt, öffentlich von Düro in Zeitungsberichten regelrecht abgewatscht. Vielleicht auch, um durch die öffentliche Diskreditierung eine Nachfolge dauerhaft zu verhindern und das an anderer Stelle gezeigte unloyale Verhalten abzustrafen. 

Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art
Der Bildsprache Müller-Otts folgend und für ein Déjà-vu-Erlebnis der besonderen Art sorgend wird Wisser nach vorliegenden Informationen auch vom scheidenden Präsidenten mit Reptilienallegorien in Verbindung gebracht.

Wer sollte es nun richten?
Statt eines „Dr. med“ oder mit Altlasten behafteter Präsidiumsmitglieder, sind DTU-Kritiker mit Insiderwissen gefragt, die mit Haaren auf den Zähnen und einem guten nationalen und internationalen Netzwerk die geplante Umstrukturierung der Deutschen Triathlon Union zu einem effektiven und schlagkräftigen Dienstleistungsunternehmen schaffen.

Die Unterstützung Wissers durch manche Landesverbände hinterlässt ein ungutes und unbefriedigendes Gefühl. Düro, der formal und offiziell am 23. September seine Person aus der Diskussion um die Nachfolge genommen hatte, hat ein Loch hinterlassen. Der eigenmächtige Vorstoß Düros bei der Kontaktaufnahme mit Steinbach und der öffentliche Disput mit Wisser hat beide Kandidaten effektiv geschwächt oder gleich unmöglich gemacht.

Der Triathlonsport in Deutschland, der neben der phantastischen sportlichen Einstellung der DTU-Athleten Jan „Frodo“ Frodeno, Daniel „Ungerman“ Unger und Christian „Paule“ Prochnow 2008 erfolgreich wie nie war, verdient eine würdige und starke Führung.

Der Verband muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit sportliche Top-Leistungen der Olympia-Athleten und der Ironman-Triathleten um Normann Stadler, Faris Al-Sultan und Thomas Hellriegel und die großartige Veranstaltungslandschaft mit den Höhepunkten Frankfurt, Hamburg und Roth weiter erhalten bleiben. Der Olympiasieg Frodenos muss sich prosperiend und synergetisch auf alle Facetten der faszinierenden Sportart Triathlon auswirken.

Die sportliche Leistung der Olympioniken ist neben der sportlich richtigen Einstellung der Athleten ein Verdienst des scheidenden sportlichen Direktors Rolf Ebeling und des amtierenden Cheftrainers Wolfgang Thiel, der als Nachfolger Ebelings gehandelt wird. Eingeleitet hat den Wandel seinerzeit der nicht mit schwarzen und weißen Farben zu fassende Ex-Präsident Dr. med. Klaus Müller-Ott. Auch dessen sollte sich der Nachfolger Düros bewusst sein und die Wurzeln und Geschichte des Sports kennen und achten.

Vielleicht hilft ein gutes Abschneiden deutscher Triathleten bei der Mutter aller Schlachten, dem Ironman Hawaii am 12. Oktober die Konzentration der Entscheidungsträger neu zu beflügeln, weitreichende Reformen anzugehen und die richtige Wahl möglich zu machen.