Mittwoch, 25. Oktober 2006

Wer gewinnt denn jetzt Hawaii, Auswertung meiner Rennprognose

Ich habe mich mit der Rennprognose als analytisch-risikofreudiger Mensch natürlich weit aus dem Fenster gelehnt und auf meine Beobachtungsgabe gebaut... Aber wie ich finde gar nicht sooo übel abgeschnitten.

Ich konnte ja auch nicht ahnen, daß die Titelverteidigerin Natascha Badmann schon auf dem Rad Magenprobleme bekommt und sich sprichwörtlich die Seele aus dem Leib **** würde? Darum an dieser Stelle ein aufrichtiges Chapeau vor der kleinen Schweizerin, die sich vor allem wenn es mal nicht so läuft von ihrer mental stärksten Seite zeigt. Ganz ähnlich erging es auch Joanne Lawn. Dumm gelaufen ist es auch für die Australierin Belinda Granger, die eine Penalty kassiert hat, weil sie sich mit den männlichen Agegroupern herumschlagen mußte. Bei Kate Allen und Kate Major lag ich nur knapp daneben, da hat mir Gina Kehr dazwischengefunkt.
Noch nicht für 2006 auf der Rechnung hatte ich Desiree Ficker - hier hatte Peter Reid in seinem Interview wirklich Recht mit seinem kleinen Hinweis... Ich wußte, daß sie stark ist, habe aber mit mehr Lehrgeld und Lehrjahren gerechnet. Vielleicht lag es aber am angenehmen Wetter, das ihr geholfen hat eine exzellente Vorstellung abzugeben. Unterbewertet war auch Lisa Bentley: Respekt nach Kanada!

Damen
1. Michellie Jones (Volltreffer)
2. Desiree Ficker (mein Tip: Badmann)
3. Lisa Bentley (mein Tip: Granger)
4. Gina Kehr (mein Tip: Allen)
5. Katherine Allen (mein Tip: Major)
6. Kate Major (mein Tip: Lawn)
7. Joanna Lawn (mein Tip: Fuhr)
8. Belinda Granger (mein Tip: Thürig)
9. Melissa Ashton (mein Tip: Bowden)
10. Natascha Badmann (mein Tip: Bentley)

Bei den Jungs sieht es dagegen sehr gut aus. 2 x Volltreffer auf dem Podium und Beke und Macca sowie Bell und Vanhoenacker müssen getauscht werden. Wenn man nun mal von einem „fairen“ Rennen ausgehen würde, hätte ich da vielleicht doch richtig gelegen - so what…

Herren
1. Normann Stadler (Volltreffer)
2. Chris McCormack (mein Tip: Beke)
3. Faris Al-Sultan (Volltreffer)
4. Rutger Beke (mein Tip: McCormack)
5. Eneko Llanos (mein Tip: Brown)
6. Marino Vanhoenacker (mein Tip: Bell)
7. Luke Bell (mein Tip: Vanhoenacker)
8. Cameron Brown (mein Tip: Bracht)
9. Chris Lieto (mein Tip: Vuckovic)
10. Patrick Vernay (mein Tip: Widoff)

Vergebene Chancen, warum Chris McCormack nicht nur Kona 2006 verloren hat

Es gibt im Leben eines Triathleten manchmal nur eine einzige Chance. Sei es, weil man nur dieses eine Rennen seines Lebens im geschundenen Körper hat, bei dem wirklich Alles stimmt oder weil man ein Handicap hat, daß einen den Sieg fast unerreichbar weit in die Ferne rücken läßt.

Der Australier Chris McCormack war am Samstagnachmittag, den 21. Oktober so nahe am Ziel seiner Träume, daß es für ihn am folgenden Abend schier unerträglich war gerechtfertigte Kritik mit Würde zu ertragen."Macca" hat ein echtes Handicap, seine Leistungsfähigkeit zerrinnt in der Schwüle der Hawaiianischen Sonne, wie die Kokosbutter auf den weich geschwungenen Schultern der Hula-Tänzerinnen. An diesem Wochenende hatte er seine einmalige Chance: Pele, die Göttin des Archipels hat ihm die wohl einmalige Gunst gewährt. Sie sandte ihm Wolken, Regen, wenig Wind und kühle Temperaturen. Sie ist ihm weit entgegengekommen, so weit wie es eben ging. Ihm den fanatisch nach dem Sieg in Kona fiebernden Australier, der in seinem Leben sowohl in Roth, als auch in diesem Jahr in Kona berechtige Kritik ob seines unlauteren Verhaltens auf der Radstrecke erfahren hat.

Der laufstarke Athlet, der so gar nicht danach aussieht, als sei äquatoriales Klima eine Last hat die Chance seines Lebens verspielt. Er, der nach dem Sieg mit dem Gedanken spielte zurück auf die Strecke zur Qualifikation für die Olympischen Spiele von Peking zu gehen wird dies wohl um ein Jahr verschieben müssen. Der "Affe, den er auf seiner Schulter spürt", wird weiterhin dort sitzen und ihn necken und ärgern. Obwohl er auf den letzten Metern viel, vielleicht Alles herausgeholt hat, was machbar war. Doch es sollten ganze 71 Sekunden fehlen – weniger als ein halber Kilometer nach mehr als 8 Stunden Schinderei. Ohne den Siegeskranz am Pier von Kailua-Kona muß er nach Peking. Auch das dürfte ein Kommando ohne Chancen sein – auch für einen ehemaligen ITU-Weltmeister tickt die Uhr der Zeit und die Qualifikationshürden im eigenen Land sind gigantisch.

Die Gewißheit, daß er diese Chance seines Lebens, den 6er im Lotto mit Zusatzzahl trotz Betrug im Rennen nicht hat ergreifen können wird ihn viel mehr zu schaffen machen, als alle anderen bisherigen Niederlagen und zukünftigen Niederlagen in seinem Leben. Pele hat nicht zugelassen, daß der Mann mit der ökonomischen Radtaktik vollends Kona entweihen kann. Vielleicht bekommt er aber eine zweite Chance, wenn er nicht vorher daran zerbricht...