Die Ford Ironman Hawaii Triathlon World Championships werfen ihren Schatten voraus. Die Rennen aus dem Vorjahr mit der Chrissie Wellington und dem Australier Chris McCormack haben ein Fragezeichen hinterlassen… Können die im Vorjahr am Renntag oder unmittelbar zuvor ausgefallen Mitteleuropäer Natascha Badmann (Radsturz), Normann Stadler (Virusinfekt und DNF auf dem Rad wegen Erbrechen) und Faris Al-Sultan (DNS wegen Virusinfekt am Renntag) beim Showdown auf Big Island zu neuer Stärke finden?
Was machen die „neuen“ Triathleten a la Craig Alexander (Australien), die von den kurzen Strecken, wie dem olympischen Triathlon und dem Ironman 70.3 auf den Ironman gewechselt sind? Wie wird sich die Hannoveranerin Sandra Wallenhorst, derzeitig schnellste Athletin auf der offiziellen Ironman-Events und eine der schnellsten 5 Frauen überhaupt bei ihrere Premiere schlagen?
Viele Fragen, die im Oktober eine Antwort in der heißen Lavawüste finden werden. Wir freuen uns darauf und werden vielschichtig und reich an Facetten aus dem Epizentrum des Triathlons bloggen…
Kai Baumgartner kommentiert den Ironman Hawaii Triathlon, Triathlon bei Olympia und den Lifestyle von Triathleten. Der vertiefende Blick auf weitere Ausdauersportarten, Sportpolitik und Doping gehört ebenso zum Pflichtprogramm, wie die Suche nach den Dingen hinter dem Tellerrand. Per Interview, Kommentar, Reportage in Wort, Podcast, Bild oder als Video.
Samstag, 13. September 2008
Mittwoch, 27. Februar 2008
Wechsel in der DTU-Führung, eine kurze Betrachtung und Kommentar aus Sicht der Athleten und Vereine
Nun hat man sich also gütlich geeinigt. Der vor gut einer Woche neu gewählte DTU-Vorstand bleibt bis zum nächsten Außerordentlichen Verbandstag Anfang November im Amt.
Die alte DTU-Führungsspitze mit Sitz im Elfenbeinturm hat es über Jahre versäumt für Transparenz und Vertrauen innerhalb ihrer Organe und insbesondere zu den Mitgliedern zu sorgen. Angebliche Ungereimtheiten bei den Reiseabrechnungen ihres Präsidenten Klaus Müller-Ott, Interessenkonflikte derselben Person in Bezug auf die Mitgliedschaft in der Geschäftsführung einer privaten Veranstalteragentur, der bis Ende 2007 so gut wie abgebaute Kassenbestand und schlussendlich vor allem Alleingänge wie die Einführung der 2. Bundesliga im Jahr 2006 sowie der dicke Klops mit dem gewollten, jedoch nicht plausibel vermittelten Umzug nach Hamburg waren in der Summe zuviel für die Landesverbände.
Über den Zeitpunkt der Neuwahl kann man streiten, genauso wie über die Abwägung zwischen guten Leistungen des alten Vorstandes und dem undemokratischen Führungsstil. Es hätte jedoch nicht soweit kommen müssen, dass alles mit derart viel Kanonendonner vonstatten gegangen ist. Der Zeitpunkt für die saubere und geräuscharme Abwahl eines DTU-Vorstandes, ob mit oder ohne Kampfabstimmung, ist immer der alle vier Jahre stattfindende Ordentliche Verbandstag. Der letzte war im November 2006 in Leipzig. Dort wurden Klaus Müller-Ott sowie der engere und jetzt abgesetzte Führungskreis um die Vizepräsidenten Reinhard Wilke und Martin Bentele von den Landesverbänden wiedergewählt, wie auch Kernbach, Lücker, Krause und Co., die es erneut ins „aktuellste“ Interims-Präsidium geschafft haben. Und dies obwohl bereits einiges im Argen lag und die Vertrauensbasis stark angegriffen war. Nun konnte man angesichts der immer weiter strapazierten Beziehungen nicht mehr bis 2010 warten, dazu muss man die öffentlichen Aussagen einiger Landesverbände nicht mal zwischen den Zeilen lesen.
Bevor ein alter Vorstand übergangslos abgelöst werden kann, sollte ein neuer mit möglichst optimaler Besetzung bereitstehen. Deutschland ist Lobbyistenland, somit benötigt dieser Vorstand im besten Fall Personen mit den richtigen Kontakten zur (Sport-)Politik. Klaus Müller-Ott war dabei sich diese zu erarbeiten, sowohl national wie auch international als Mitglied im Executive Board des Weltverbandes. Dieser Posten sowie der Schmusekurs mit der zuletzt wütenden International Triathlon Union (ITU) pflasterten den Weg zu einer tollen WM in Hamburg. So betrachtet ist dieser straffe Schnitt nicht gerade ein Fortschritt, sondern geht eher in die andere Richtung. Auch wenn durch die informelle Einbeziehung des alten Präsidenten der Kontakt nach der Trennung beibehalten werden soll. Was hierbei herauskommt, wird man bald sehen.
Was sind nun die vordergründig anzustrebenden Ziele für den neuen Präsidenten Rainer Düro und sein Team? Zunächst muss Vertrauen und Reputation in Richtung Basis, den Vereinen und ihrer Mitglieder endlich mal hergestellt werden.
Zugegebenermaßen interessiert die Verbandsarbeit kaum einen Triathleten in Deutschland wirklich. Und genau da liegt das Problem. Laut glaubhaften Schätzungen betreiben ca. 200.000 Leute in Deutschland aktiv den Triathlonsport. Die große Mehrheit davon ist nicht in Vereinen organisiert und noch weniger (~ 27.000) haben einen Startpass. Hier liegt ein sehr großes Potential um an mehr zahlende Mitglieder zu kommen, und die machen sich am Ende auch bezahlt, wenn es um die Verteilung öffentlicher Gelder geht. Deren Anwerbung haben die alte DTU-Führung und auch die Landesverbände nicht einmal halbherzig betrieben. Dabei war schon kurz nach dem Beginn des gewaltigen Booms bei den Laufveranstaltungen vor etwa 10 Jahren abzusehen, dass es eine ganze Menge Läufer am Ende nicht dabei belassen, sondern die weitaus gelenkschonenderen Sportarten Schwimmen und Radfahren hinzunehmen würden. Aus einer Laufbewegung ist der Triathlonsport Anfang der 1970er Jahre in den USA hervorgegangen. Dessen hätte man sich erinnern sollen.
Ein Beispiel mehr, dass die meisten Landesverbände und ihr Dachverband in den vergangenen Jahren die Basisarbeit vernachlässigt haben, sind die Veranstaltungen. Hier öffnet sich immer mehr die Kluft zwischen einer nach Verdienst und Ansehen strebenden Upperclass samt ihrer Kielwasserschwimmer und demgegenüber den vielen kleineren Veranstaltungen, die mit weit weniger Budget und Organisationsaufwand auskommen müssen. Die großen Veranstalter können teure Profis bezahlen, haben damit das Damoklesschwert Dopingvergehen über sich und verlangen folglich neue Bestimmungen gegen moderne Dopingmethoden. Den Kleinen fehlt immer mehr eine Fokussierung auf das Essentielle, den Hauptwettkampf, idealerweise in Form einer Kurzdistanz sowie geeignete Wettkampfstrecken. Diese Veranstaltungen verwässern sich selbst durch eine Vielzahl an Rennen und Wertungen, leiden unter mangelhaften Wettkampfstrecken und oftmals notgedrungenem Drafting. Frust macht sich breit, vom Teilnehmer bis zum Kampfrichter. Davon zeugten einige üble Vorkommnisse der letzten Saison in NRW und auch anderen Bundesländern. Neben einer nicht mundgerechten Verarbeitung für die Medien führt dies logischerweise zu einer Spaltung zwischen Vereinssportlern und unorganisierten Triathleten nach dem Motto: Vereinsathleten starten in der Provinz bei Liga- und Wald-und-Wiesen-Veranstaltungen. Wer was auf sich hält, startet auf den teuren Super-Events, weltweit. Hier liegt viel Arbeit für die Landesverbände, aber auch für die neue DTU-Führung. Die Bedingungen für die vielen kleinen Veranstalter, alte wie potentielle, müssen verbessert werden. Beispielsweise durch Unterstützung bei Genehmigungsproblemen mit den Behörden. Jedoch auch durch die kritische Begleitung bei der Abwägung von Konzepten und Auswahl von Wettkampfstrecken. Die Kurzdistanz gilt es hervorzuheben. Sie ist für die meisten Breitensportler immer noch das aufwandkompatible Ziel das es zu bewältigen gilt.
Indem man sich verstärkt in diese Richtung und hin zur sporttreibenden Basis bewegt, und dafür die große Politik zunächst mal sausen lässt, kann man am Ende, letztlich durch den Hebel Mitgliederzuwachs, viel mehr erreichen, als dies die alte DTU-Führung mit ihrer Hast nach vorn wohl vorhatte.
Gastbeitrag von Robert Stabrey
Abonnieren
Posts (Atom)