Dienstag, 27. Oktober 2009

Warum laufen Frauen schneller? Taktische Überlegungen zum Ironman Hawaii 2009

Bei Betrachtung des Ironman Hawaii 2009 und dem Vergleich zwischen dem Rennen der Frauen und Männer fällt auf, dass die Frauen einmal mehr ihre Laufzeiten steigern konnten – während die Männer verhältnismäßig langsam per pedes unterwegs waren.  Warum laufen – relativ betrachtet – die Frauen also schneller?

Die Lösung ist vielleicht einfach oder auch sehr komplex. Ich fokussiere mich auf einen Aspekt. Seit den Siegen von Normann Stadler und Faris Al-Sultan in den Jahren 2004 und 2005 in der Lavawüste von Big Island wurde allen Triathleten klar, dass man vielleicht doch den Ironman Hawaii als starker Schwimm-Biker oder Nur-Biker mit einem soliden Laufsplit für sich entscheiden kann. Stadler belegte diese These 2006 ein weiteres Mal mit seinem 2. Sieg nach bewährtem Muster – quasi mit Ansage.

In  der unmittelbaren Folge haben die starken Läufer allesamt einen neuerlichen Schwerpunkt auf das Radfahren gelegt und dabei vielleicht ein klein wenig Laufstärke eingebüßt und zusätzlich als wesentliches Momentum wird offensichtlich in den letzten Jahren auf Big Island wieder schneller und kraftintensiver mit dem Rad gefahren. Vor allem die erste Stunde gleicht eher einem Non-Drafting Kurztriathlon, als einer mehrstündigen Langzeitausdauerbelastung mit der Vermeidung von Belastungsspitzen. Fahren die Männer über ihre („Lauf“-) Verhältnisse? Ja, aber im Ziel entscheidet die kürzeste Zeit über den Sieg und nicht der schnellste Marathon oder Bike-Split.

Bei den Frauen scheint, neben dem allgemein verzeichneten Leistungssprung seit 2008, primär das Laufen m Fokus zu stehen. Einer Disziplin in dem sie neben dem Schwimmen noch eher an die Leistungen der Männer anknüpfen können. Mit dem Auftauchen einer kraftorientierten Athletin, die halbwegs laufen kann, könnte sich auch hier der Fokus verschieben.

Wenngleich durch Chrissie Wellington für die nächsten 2-3 Jahre eine Athletin dominant erscheint und es die Mitbewerberinnen schwer haben werden an einem guten Tag an der Britin vorbeizuziehen. Sie passt, wegen ihrer Laufstärke, nicht ganz in das oben skizzierte Raster. Die mehrfache Weltmeisterin trainiert anders, als die meisten Profi-Triathletinnen ausschließlich mit Männern ihre Einheiten auf dem Rad.

Daher ist weiterhin davon auszugehen, dass die Männer sich durch den Gruppendruck weiterhin auf dem Rad übernehmen und nur wenige mit halbwegs Radtalent ausgestattete Profis ausreichend Geduld zeigen werden, um mit einem Marathon deutlich unter 2:40 Stunden Kona zu gewinnen. Die Frauen hingegen werden weiter an den Bestzeiten im Marathon kratzen, bis die Top-Bikerin die T1 auf dem Pier in Kailua-Kona besteigt.

Bild: 3athlon.de (Normann Stadler auf dem Weg zu seinem 1. Hawaii Sieg im jahr 2004)
Bild: Ironman.com (Mirinda Carfrae legt einen Marathon par excellence auf den Alii Drive)

Yvonne van Vlerken schwimmt nicht mehr alleine!

Die Niederländerin Yvonne Van Vlerken, immerhin Zweite des Ironman Hawaii 2008 schwimmt seit dem 18. Oktober nicht mehr alleine in der Bay von Kona. "Wir waren zu zweit in der Bucht, auf dem Weg zum Wendepunkt, als ich plötzlich einen großen Schatten gesehen habe" erklärt sie am Dienstagmorgen am Pier. Einen Tag später wurde auf Maui ein Surfer von einem Hai gebissen.

Der Schatten hat sich nach eigenen Recherchen als relativ harmloser grauer Riffhai entpuppt, der aber mit seiner stattlichen Größe von deutlich über 2 Metern für einen ordentlichen Adrenalinschub gesorgt hat. Van Vlerken hatte, ähnlich wie ihre Kontrahentin Sandra Wallenhorst am Renntag mit etlichen Problemen zu kämpfen, darunter auch technische mit einem unter zu viel Spannung stehenden hinteren Schaltzug, der das Schalten beeinträchtigt hat.

Foto: Albert Kok / Wikipedia