Samstag, 11. Februar 2012

Ruhe vor dem Sturm: DTU-Triathlonkader klotzt in Südafrika Umfänge

Während sich Ex-Weltmeister Daniel Unger am morgigen Sonntag in der Karibik einem ersten Formtest unterzieht, um seine Chancen auf Olympia in London zu wahren, legten die Mitglieder des Kaders der Deutschen Triathlon Union erste Schwerpunkte auf dem Rad. Nach etlichen Grundlageneinheiten und Kraftausdauer auf dem Rad steht schon bald ein Umzug und die Schwerpunktlegung auf die Entwicklung spezifischer Lauffähigkeiten auf dem Programm. Noch ist die Stimmung kameradschaftlich-ausgelassen, doch mit jedem Tag rückt der Schatten der wichtigen Qualifikationsrennen für London näher. Wie in der Vergangenheit können sich die Fans und Athleten auf einen sportlich-fairen Mehrkampf um die verbleibenden Startplätze freuen.

Für die Nationalkaderathleten der DTU begannen die Radausfahrten im Trainingslager in Stellenbosch wegen der Hitze schon morgens um sechs Uhr Ortszeit. Die Gruppe führen auf dem Bild Maik Petzold (li.) und Christian Prochnow an. Photo: Deutsche Triathlon Union/ Michael Neugebauer
Den Mitgliedern des Nationalkaders der Deutschen Triathlon Union (DTU) machen beim Training in Südafrika eher die heißen Temperaturen zu schaffen. Für insgesamt sechs Wochen hat Sportdirektor Wolfgang Thiel die B-Kader-Athleten zusammengezogen, um in Stellenbosch und in Potchefstroom die Basis für die olympische Saison zu legen.
„Stellenbosch bietet herrliche und anspruchsvolle Rad- und Laufstrecken“, benennt Thiel die Hintergründe seiner Ortswahl. „Daher ist der erste Part des Trainingslagers auch so ausgerichtet, dass wir hier einen Radschwerpunkt im Grundlagenausdauerbereich setzen, wofür vor allem die vielen Berganfahrten bestens geeignet sind.“ Seit dem 17. Januar bereitet sich die Trainingsgruppe um die drei bereits für Olympia qualifizierten Anja Dittmer, Jan Frodeno und Steffen Justus intensiv auf die kommenden Aufgaben vor. Insofern haben die DTU-Athleten bereits drei Belastungsblöcke hinter sich und stehen kurz vor dem Umzug nach Potchefstroom, wo der zweite Teil des Trainingslagers stattfinden wird, in dem die Laufumfänge in den Vordergrund rücken. „Potchefstroom ist mit seiner Höhenlage von 1500 Metern ein idealer Ort für eine Verschärfung des Grundlagentrainings“, so Thiel.

Bis jetzt haben alle gut mitziehen können, so dass eine entspannte Stimmung vorherrscht, zumal die Triathleten ab heute vier Entlastungstage vor sich haben. „Wir haben schon fleißig Kilometer in allen Disziplinen gesammelt“, sagt etwa Maik Petzold. „Es standen bisher täglich drei bis vier Einheiten auf dem Plan und so waren wir dann immer zwischen fünf und sieben Stunden beschäftigt.“ Entsprechend früh begannen die DTU-Sportler ihr Tagewerk. „Radabfahrt war um 6:00 Uhr morgens, damit wir nicht von der Sonne zu sehr gegart werden“, berichtet Petzold. Sein Zimmergenosse Christian Prochnow hat dies eher als Herausforderung angesehen. „Hitze, Sonneneinstrahlung und der gewöhnungsbedürftige Verkehr waren schon besondere Elemente für das Training auf zwei Rädern.“
Unter der Anleitung von Sportdirektor Wolfgang Thiel (Mitte) wärmt sich der DTU-Nationalkader im Trainingslager in Stellenbosch auf (v.l.): Olympiasieger 2008 und damit Titelverteidiger Jan Frodeno, Steffen Justus, Sebastian Rank, Maik Petzold und Rebecca Robisch.  Photo: Deutsche Triathlon Union/ Michael Neugebauer 
Im Fokus steht für alle DTU-Athleten, zielstrebig an den jeweiligen Stärken und Schwächen zu arbeiten. „Ich genieße es sehr hier zu sein, und denke, dass die Zeit schneller vergeht, als man denkt“, fasst Petzold die Atmosphäre zusammen.

Enden wird der Tripp des DTU-Trosses am 01. März in Frankfurt, wo dann die direkte Vorbereitung auf die Wettkampfsaison mit den ersten Rennen beim Weltcup in Mooloolaba (17. März) und bei der WM-Serie in Sydney (14. und 15. April) folgen wird. „Einige werden die Deutschen Crossmeisterschaften am 10. März zum Form- und Härtetest nutzen“, hat Thiel dabei einen Wettkampftermin fest im Visier, mit dem der Countdown für den Kampf um WM-Punkte, die letzten Olympiatickets und die Spiele in London eingeläutet wird. (mit Material von kub/DTU)

Freitag, 10. Februar 2012

Doping: Jan Ullrich räumt in einer Erklärung Kontakt zu Fuentes ein

Jan Ullrich, abgestürzter Radstar hat nach dem Urteil des CAS erstmalig Kontakt zum spanischen Arzt Eufemiano Fuentes eingeräumt und Manipulationen für einen kurzen Zeitraum zugegeben. Für Ullrich, der bisher stets nur über Betrug an Sportkollegen - die nach landläufiger Auffassung vermutlich in großen Teilen gedopt waren - gesprochen hat, der einzig mögliche Schritt, um in den Breitensportbereichen des Radsports wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.
Jan Ullrich, hier beim Giro d'Italia am 23. Mai 2006 hat erstmalig Kontakt zu Fuentes eingeräumt. Photo: Rocco Pier Luigi
Ein fader Beigeschmack bleibt, weil Ullrich die letzte Chance ungenutzt lässt, um der Öffentlichkeit mitzuteilen, was seit Jahren überfällig ist. Der Wahlschweizer bleibt damit im Grunde seinem Kurs der selbstgewählten Eigendemontage durch öffentliches Schweigen treu. Schade eigentlich aber auch irgendwie verständlich. Änderungen zu den bisherigen Einlassungen und Äußerungen des bedingt eloquenten Radsportlers dürften noch immer unmittelbaren Einfuss auf bisherige und zukünftige Einnahmen haben. Geld, das der ehemalige Großverdiener sicherlich noch an seinem jetzigen Lebensmittelpunkt benötigen wird.

Seine Presseerklärung: Das Sportschiedsgericht hat mich nun für zwei Jahre gesperrt. Dieser Schiedsspruch bringt ein Disziplinarverfahren zu Ende, das beinahe drei Jahre gedauert hat. Dieses sportrechtliche Tauziehen war für alle Beteiligten unbefriedigend, für mich selbst wie für die Öffentlichkeit. Es ist für mich unverständlich, warum wir alle so lange auf dieses Urteil warten mussten.

Ich nehme den Schiedsspruch hin und werde ihn nicht anfechten. Nicht, weil ich mit allen Punkten in der Urteilsbegründung übereinstimme, sondern, weil ich das Thema endgültig beenden möchte. Persönliche Konsequenzen habe ich ja bereits 2007 mit dem Rücktritt vom Profiradsport gezogen. Ich bestätige, dass ich Kontakt zu Fuentes hatte. Ich weiß, dass das ein großer Fehler war, den ich sehr bereue. Für dieses Verhalten möchte ich mich aufrichtig bei allen entschuldigen – es tut mir sehr leid. Rückblickend würde ich in einigen Situationen während meiner Karriere anders handeln.

Ich wollte für die Tour 2006 nochmal alles rausholen. Nach meinem Toursieg 1997 und fünf zweiten Plätzen war der Druck der Öffentlichkeit, der Sponsoren und auch mein Eigendruck immens groß. Alle wollten einen zweiten Toursieg, besonders nach dem Rücktritt von Lance Armstrong.

Kurz vor der Tour 2006 macht es dann einen großen Schlag: Suspendierung, Schlagzeilen, Ächtung, Hausdurchsuchungen, Strafverfahren, Klagen. Ich fühlte mich alleingelassen, wie durch einen Sieb gefallen. Die ganze Welt wollte mich an die Mauer stellen und dann bin ich instinktiv in Deckung gegangen, habe mich erst mal zurückgezogen. Wie gesagt: Ich will mich nicht beklagen, dass alles kam nicht ohne Grund. Ich wollte schon damals, kurz nach meiner Suspendierung, den Fehler, den ich gemacht habe, öffentlich eingestehen, aber mir waren die Hände gebunden. Auf Anraten meiner Anwälte und wie es in solchen Fällen üblich ist, habe ich zu den Vorwürfen geschwiegen. Letztendlich hat mich dieses Thema über Jahre so sehr belastet, dass ich krank wurde und irgendwann zusammengebrochen bin.

Ich bin froh, dass endlich ein Urteil gefällt wurde. Für mich ist damit das Kapital meiner aktiven Radsportkarriere endgültig abgeschlossen und ganz persönlich ist es für mich und meine Familie das Ende einer über Jahre hinweg schwierigen Zeit. Der heutige Schiedsspruch kann für mich und meine Zukunftspläne nichts mehr ändern. Ich habe nie daran gedacht, in irgendeiner Funktion wieder in den aktiven Profiradsport zurückzukehren. Mit dieser Erklärung ist von meiner Seite alles gesagt und zu diesem Thema möchte ich keine weiteren Statements, Stellungnahmen oder Interviews in der Öffentlichkeit abgeben. Dafür bitte ich um Verständnis. Ich ziehe hiermit einen Schlussstrich.

Ich habe dem Radsport viel zu verdanken und werde auch weiterhin meine Freude und Leidenschaft für diesen Sport an andere weitervermitteln. In Zukunft werde ich deshalb auch in verschiedenen Funktionen und Bereichen im Jedermann-Radsport tätig sein. Ich blicke auf meine Radsport-Karriere und Erfolge mit Stolz zurück und freue mich auf mein neues Berufsleben.

Jan Ullrich