Donnerstag, 1. November 2012

Drafting-Skandal beim Ironman 70.3 Miami? Andreas Fuchs soll Lisa Hütthaler unerlaubten Windschatten gegeben haben.

Beim Ironman 70.3 Miami soll sich nach verschiedenen Aussagen anderer, zum Teil nicht platzierter, weiblicher Profis (Margaret Shapiro und Jodie Swallow) die österreichische Profi-Triathletin Lisa Hütthaler einen Wettbewerbsvorteil durch unerlaubtes Windschattenfahren verschafft haben. Soweit die unaufgeregte Zusammenfassung der Nachrichtenlage, deren akribische Faktensammlung inkl. einiger mehr oder minder aussagefähiger Bildaufnahmen die Kollegen auf Slowtwitch.com [1,2] durchgeführt haben. Das pikante Detail beinhaltet jedoch der Vorwurf der aktiven Hilfestellung durch Andreas Fuchs, der ein enges persönliches Verhältnis zu Hütthaler pflegt.


Andreas Fuchs (Startnummer 40) und Lisa Hütthaler (72): nach dem Teamwork auf der Radstrecke zum gemeinsamen Erinnerungsfoto? So interpretieren es in den aktuellen Diskussionen viele Triathleten. Screenshot: (c) Brightroom.com
Konkret soll Fuchs während der zweiten Disziplin auf die zwei Minuten später gestartete Hütthaler gewartet haben und zwischenzeitlich gezielt andere in der Situation vor Hütthaler liegende Triathletinnen auf seinem Rad ausgebremst haben. Als dann Hütthaler aufschloss, soll es zu einer Duettdarbietung in perfekter Draftathlon-Manier mit 1-2 Meter Abstand zwischen den beiden Triathleten gekommen sein. Fuchs habe nun deutlich das Tempo erhöht und gemeinsam mit der ehemals wegen Doping und versuchter Bestechung einer Laborangestellten verurteilten Mutter eines Kindes die anderen Damen distanziert. [3] Sowohl Hütthaler, als auch Fuchs bestreiten die Vorwürfe energisch. Fuchs, der das Rennen nach dem Radfahren aufgab, verweist auf seiner Website auf den Trainingscharakter des 70.3 Miami vor dem Ironman Panama. Er habe bewusst erst in der zweiten Radhälfte das Tempo erhöhen wollen, völlig unabhängig davon, wer zufällig in seiner Nähe gefahren sei.

[Update vom 02.11.2012: Mittlerweile haben Lisa Hütthaler und Andreas Fuchs rechtliche Schritte gegen die vier Profi-Triathletinnen Jodie Swallow, Margaret Shapiro, Lisa Mensink und Mary Beth Ellis eingeleitet.]

Derzeit ist unklar, ob das Regelwerk der World Triathlon Corporation (WTC) eine Untersuchung und bei entsprechender Beweislage auch eine Sanktionierung vorsieht, bzw. vornehmen wird, gemeldet wurden sie von gestarteten Athletinnen. Beide Aussagen mögen gerade wegen ihrer angestrengten Plausibilität konstruiert erscheinen, für eine öffentliche Vorverurteilung ist es aber vielleicht trotzdem etwas zu früh.

Hütthaler sah sich nach dem schweren Sturz von Olympiasiegerin Kate Allen am 6. April 2008 in Neuseeland im Rahmen eines ITU Triathlons den Vorwürfen ausgesetzt, sie habe den Sturz durch besonders ruppige Fahrweise provoziert, um Allen aus dem Rennen um die Olympiaqualifikation von Beijing zu werfen. Aus den Reihen Allens wurde damals Vorsatz unterstellt. Eine Kommission des ÖTRV entschied sich wegen widersprüchlicher Aussagen gegen ein weiteres Vorgehen gegen Hütthaler. [4]

In meiner langen Karriere bei der Verfolgung des internationalen Profi-Triathlonzirkus habe ich viele ähnliche und weitaus schlimmere Dinge erlebt. Sogar einen Nationalkaderathleten, der seinem Kollegen aus dem eigenen Land kurz vor dem Start die Luft aus dem Reifen gelassen hat. Der zuständige Delegierte Henning Müller schützte den Täter vor Sanktionen und sah von Disziplinarmaßnahmen ab. Eine klassische, wie auch typische Vertuschungsmentalität der Funktionäre, die genau solche Athleten heranreifen lassen, die der Sport nicht benötigt.

Warum also sollte sich der Sport anders verhalten, als die Gesellschaft? Warum sollten Athleten nicht betrügen wollen, wenn zu wenig oder keine Kampfrichter auf der Strecke sind? Das "2012 Hütthaler-Fuchs-Drafting Gate" ist nur eines mehr in einer langen Liste und verdeutlicht einmal mehr, warum es so wichtig ist den Neueinsteigern und Nachwuchs-Triathleten einige Grundprinzipien wie Fair-Play, Non-Drafting, Non-Shot-Cutting, Non-Cheating zu vermitteln. Anti-Doping ist die nächste Stufe des Aufklärungsauftrags. Damit einher geht aber auch die zwingende Notwendigkeit der unaufgeregten sozialen Kontrolle der Teilnehmer und Zuschauer und last but not least die Bereitstellung von Ressourcen zur Umsetzung des Regelwerks: Cash, Videobeweis und Kampfrichter, um konkret zu werden.

Eine kleine, anonymisierte Auswahl dieser bösen und gemeinen Tricksereien im Sport als Abbild der Gesellschaft findet sich unter http://www.dnf-is-no-option.com/2011/07/cheatcodes-die-lustigsten_22.html. [5]

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Zittau erhält Zuschlag für Weltmeisterschaften im Crosstriathlon

Die International Triathlon Union (ITU) hat für 2014 und 2015 drei Weltmeisterschaften im Multisport auf zwei Kontinente verteilt. Die 2014 ITU Cross Triathlon World Championships finden im Rahmen der O-See-Challenge in Zittau, Deutschland statt. 2015 sollen die ITU Duathlon World Championships im australischen Adelaide stattfinden. Mit Motola in Schweden erhält Europa eine weitere WM: die ITU Long Distance Triathlon World Championships sind dort gesetzt.
Beim O-SEE Challenge in Zittau wird 2014 die ITU-Weltmeisterschaft im Cross-Triathlon ausgetragen, so dass namhafte Athleten (im Bild Sebastian Kienle bei seinem Start 2012) in Sachsen um die Cross-WM-Krone kämpfen können. Photo: Torsten Großlaub/ O-SEE Challenge
„Es freut uns sehr, dass es uns gelungen ist, die ITU auf dem Kongress in Auckland davon zu überzeugen, eine solche Weltmeisterschaft nach Deutschland zu vergeben. Hier ein großes Lob an die Bewerbung der Organisatoren des O-SEE Challenge, deren Qualität natürlich ausschlaggebend war“, kommentierte Matthias Zöll, Geschäftsführer der Deutschen Triathlon Union, das positive Votum des Weltverbandes. „Damit bieten wir unseren Athleten erneut die Gelegenheit, sich im eigenen Land bei internationalen Titelkämpfen zu beweisen, und den Triathloninteressierten, die besten Cross-Athleten des Kontinents live zu erleben.“

Das Executive Board der ITU hatte auf dem Weltkongress in Auckland für Zittau als Austragungsort gestimmt. „Eine WM auszurichten ist der Ritterschlag für jeden Rennorganisator“, so der Chef vom Organisationsteam der O-SEE-Challenge, Dr. Klaus Schwager. „Während des diesjährigen Events war ein Offizieller der ITU vor Ort, um sich selbst ein Bild von der Veranstaltung zu machen. Offensichtlich konnten wir auf ganzer Linie überzeugen, denn wir können sogar unsere bisherige Strecke von 1.500 Metern Schwimmen, 36 Kilometern Mountainbikefahren und abschließende neun Kilometer Trailrun beibehalten. Die ITU-Statuten geben eigentlich etwas kürzere Strecken vor.“

Mehrfach, unter anderem in den vergangenen beiden Jahren, hatte auch die DTU bereits die Deutsche Meisterschaft im Cross-Triathlon nach Zittau vergeben.

Insofern ist die nächste Ausgabe des O-SEE Challenge im kommenden Jahr am 17. August eine gute Gelegenheit: Wer 2014 bei der WM an den Start gehen will, der kann bereits die Strecke unter Rennbedingungen testen. Die Onlineanmeldung dafür wird voraussichtlich am 01. Dezember geöffnet. Und zudem ist zu Trainingszwecken zumindest die MTB-Strecke vom O-SEE durch das Zittauer Gebirge ganzjährig ausgeschildert.