Jedes „Johr em Sommer jeiht dat Spillche widder loss“. So besingt seit vielen Jahren eine bekannte Kölner Mundartgruppe den Jahresurlaub der Deutschen in Spanien. Für die Kölner Triathleten kann man das Lied auch auf das beliebte Freiwassertraining im Fühlinger See übertragen. Sobald die Außen- und Wassertemperaturen steigen, geht’s nach der Arbeit in den Norden der Stadt, um auf der 2 km langen Regattabahn die Trainingseinheiten zu kraulen. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Die zuständigen Ämter der Stadt Köln wollen das schon immer bestehende Schwimmverbot auf der Ruderstrecke durchsetzen. Als diese 1978 fertiggestellt war, im Jahr des ersten Hawaii-Ironman, dachte in Köln noch kein Mensch daran, dass irgendwann einmal schwimmende Triathleten dort zum Problem würden.
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Teilen zwischen Bootssport und den Triathleten aus dem Großraum Köln funktioniert auf Dauer offenbar nicht. Die Badesaison 2013 wird am Fühlinger See die Weichen für die Zukunft stellen. Photo: Robert Stabrey |
Aber gerade in den vergangenen beiden Jahren ergab sich, auch durch die Mitgliederzuwächse in Vereinen der Region bedingt, ein stark steigender Zustrom an Triathleten. Am dortigen Landesleistungsstützpunkt sind etwa dreißig Ruder- und Kanuvereine beheimatet. Immer wieder wurde von heiklen Situationen und auch Unfällen berichtet, die Schwimmern leichte Verletzungen nach unliebsamen Bekanntschaften mit den harten Blättern oder Bootsrümpfen einbrachten. Gut gemeinte Ratschläge langjähriger Triathleten, ausschließlich auf der mittleren Bahn zu schwimmen und dort eng an den Bojen zu bleiben wurden mehr und mehr missachtet. Organisierte Gruppentrainingseinheiten, zuweilen nach der Intervallmethode alle Bahnen querend erzeugten Kopfschütteln bei Beobachtern.
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Das Frühlingswetter mag täuschen. An Sommertagen platzt der Fühlinger See aus allen Nähten. Strandbad, Kanuten und Ruderer, Schwimmer und Triathleten, sowie Flora und Fauna müssen sich am Fühlinger See arrangieren. Photo: Robert Stabrey |
Die Zustände führten schließlich im letzten Sommer mehrere Athleten aus verschiedenen Vereinen zusammen, die eine regelmäßige und offizielle Nutzung der Ruderstrecke beim für die Anlage zuständigen Sportamt beantragten. Im Detail ging es dabei um die Freigabe einer der sieben mit Leinen abgetrennten Bahnen für Schwimmer in dem etwa 130 m breiten Gewässer.
Man schaltete eine Website und erhielt binnen kurzer Zeit über 700 Unterschriften für das Vorhaben, die den Gesprächen mit der Stadt Nachdruck verleihen sollten. Im September drehte der WDR vor Ort einen Kurzbericht mit der vorgegebenen Zielsetzung zu vermitteln und einen Konsens zwischen den beiden Nutzergruppen herauszuarbeiten. Dieser stellte sich nicht ein und am Ende standen die Ruderer und Kanuten obendrein mit den besseren Argumenten da. Die Stadtverwaltung sah dies ähnlich und lehnte eine zeitgleiche Nutzung aufgrund der akuten Kollisionsgefahren sowie der fehlenden Rettungsaufsicht ab.
Das Rechtsamt zeigte später bei seiner juristischen Prüfung ein grundsätzliches Problem auf, welches bei der Einrichtung einer Schwimmstrecke für Triathleten auf der Regattabahn entstehe. Diese suggeriere die offizielle Freigabe zum Schwimmen für Jedermann und die Existenz der dazu nötigen Sicherheitsmaßnahmen einer jedoch fehlenden Badeaufsicht. Eine Abgrenzung zwischen Triathleten und anderen Schwimmern sei nicht möglich, die Verkehrssicherungspflicht der Stadt Köln als Grundstückseigentümerin nicht realisierbar.
Dennoch blieb die Stadt gesprächs- und kompromissbereit und dies schon aus eigenem Interesse. Da das Thema mittlerweile in mehreren Ausschüssen behandelt wurde und in den Medien zirkuliert, gerät sie ab diesem Sommer unter Druck das satzungsmäßig verankerte Schwimmverbot auch zu überwachen und Verstöße als Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen. Dies belastet die Ressourcen des Ordnungsamtes und lässt sich auf dem sehr großen Gelände nur schwer aufrechterhalten. Insbesondere an heißen Sommertagen ist das gesamte rund 100 Hektar Wasserfläche umfassende Gebiet mit Besuchern bevölkert, die jeden Zugang zu den Teilbecken und auch der Regattabahn nutzen.
Nun will die Stadt in Zusammenarbeit mit einem Outdoor-Event-Veranstalter eine spezielle Triathlon-Trainingsstrecke im einzig offiziell für das Schwimmen freigegebenen und beaufsichtigten Teilbecken anbieten, dem Freibad im südwestlichen Bereich des Naherholungsgebietes. Dort soll ein gut 700 m langer mit Bojen markierter Rechteckkurs in Strandnähe eingerichtet und beaufsichtigt werden. Doch das ist nicht kostenlos und zudem an feste Zeiten gebunden. Der private Betreiber des Freibades soll zunächst probeweise an drei Tagen in der Woche für je drei Stunden eine Badeaufsicht stellen. Die Kosten von etwa 3.500 Euro pro Saison müssen von den Kölner Triathlonvereinen und ihren Mitgliedern getragen werden. Ob diese Lösung in der Praxis funktioniert ist schon in Bezug auf die notwendige Anzahl der Interessenten an einem solchen Saisonpass fraglich.
Hoch interessant wird es dann mit Blick auf die nicht wenigen vereinslosen Triathleten sowie Mitglieder anderer Vereine, auch und gerade im Vorfeld des immer Anfang September dort stattfindenden Köln-Triathlon. Zieht es diese nach wie vor auf die Regattabahn und schafft es die Stadt nicht dort abschreckende Kontrollmaßnahmen umzusetzen, könnte schon alleine die Macht der Gewohnheit schnell für alte Verhältnisse sorgen. Die Ruderinsel an der Regattabahn ist besser erreichbar, hat deutlich mehr Parkplätze und die kürzeren Wege zum Wasser. Das Strandbad ist nach Osten ausgerichtet und liegt am späten Nachmittag im Schatten der dahinter aufragenden und bewaldeten Böschung. Aber einen zugkräftigen Vorteil gibt es dort: der Rechteckkurs schult die Orientierung im Offenwasser und simuliert den Wettkampf besser als es die Regattabahn mit ihrem einzigen Richtungswechsel und den schnurgeraden Unterwasserleinen jemals könnte.
Gastbeitrag von Robert Stabrey
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