Dienstag, 15. Dezember 2015

Familie Walchshöfer gibt Anteile an Challenge Family GmbH ab

Nach der erfolgreichen Übernahme der World Triathlon Corporaton (WTC) mit der globalen, marktbeherrschenden Serie unter der Marke IRONMAN durch die Dalian Wanda Group waren unmittelbare und mittelbare Auswirkungen auf den Wettbewerb abzusehen. Aktuell zieht sich die Familie Walchshöfer aus der Challenge Family GmbH zurück und wird ihre Anteile an der Triathlon-Weltserie mit derzeit 48 Rennen an ihren Mitgesellschafter Zibi Szlufcik übereignen. Gleichzeitig gibt Felix Walchshöfer auch seinen Posten als einer der beiden Geschäftsführer der Challenge Family ab. Szlufcik, ehemaliger erfolgreicher Ausdauersportler und Veteran in der Ausdauersport-Industrie, sieht offensichtlich eine Perspektive in der bereits etablierten Serie rund um die Marke Challenge. 

Trotz der feindlichen Übernahme verschiedener Franchise-Events der Challenge-Serie durch die WTC soll weiterhin versucht werden die einzige verbleibende echte Serien-Alternative zur WTC auf der Lang- und Mittelstrecke weiter global zu etablieren ohne bei der strategischen Ausrüstung zu sehr Rücksicht auf den Event in Roth nehmen zu müssen. CEO Szlufcik bekräftigte gegenüber 3athlon.org, dass weiterhin der bisherige Weg beibehalten werden soll. Geschäftsmodelländerungen oder ein neuer Investor stünden demnach nicht auf der kurz- und mittelfristigen Agenda. 

Alternativ wäre die Serie zu einem späteren Zeitpunkt ein echter Übernahmekandidat als Gesamtpaket für Dalian Wanda. Wanda könnte aber auch weiterhin die bisherige Strategie der Tochter WTC verfolgen und die Rosinen aus dem Portfolio des Wettbewerbers erwerben. Allerdings ist mit dem Challenge Roth der Hauptevent zunächst einmal ausgeschlossen. Gemäß früherer Aussagen von Felix Walchshöfer steht das Rennen in Bayern auch nicht für einen Kauf durch IRONMAN zur Verfügung. Ein langfristiger Vertrag mit dem Titelsponsor stützt diese These.

Die nächsten Jahre bleiben unter obigen Aspekten für die Challenge-Serie weiter interessant. Mit dem Challenge Amazonia, Thailand (Kanchanaburi), Vietnam (Nha Trang) und Gran Canaria wird die Serie bereits 2016 um weitere Rennen erweitert, ein klares Signal für Kontinuität.

Über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Geschäftsmodelle von WTC und Challenge ist bereits in diesem Blog eingegangen worden, ebenfalls auf einige der Übernahmen. Entsprechende Links sind in den Fußnoten.

Pressemitteilung TEAMCHALLENGE GmbH vom 15.12.2015

Hundertprozentige Konzentration auf Roth, Familie Walchshöfer gibt Anteile an Challenge Family GmbH ab 
Die Familie Walchshöfer wird sich aus der Challenge Family GmbH zurückziehen und ihre Anteile an der Triathlon-Weltserie mit derzeit 48 Rennen an ihren Mitgesellschafter Zibi Szlufcik übereignen. Gleichzeitig gibt Felix Walchshöfer auch seinen Posten als einer der beiden Geschäftsführer der Challenge Family ab.  
Von der Neuordnung ausgenommen ist der DATEV Challenge Roth, der in dem eigenständigen Unternehmen TEAMCHALLENGE GmbH organisiert ist und sich auch in Zukunft unverändert zu hundert Prozent im Besitz der Familie Walchshöfer befindet. Das größte Langdistanz-Rennen der Welt mit über 30-jähriger Tradition wird wie bisher von der Familie Walchshöfer veranstaltet, die längst ausverkaufte 15. Auflage unter dem Challenge-Label geht am 17. Juli 2016 wie gewohnt in Roth über die Bühne. 
Der Entschluss, die Anteile an der Challenge Family an ihren langjährigen Partner Zibi Szlufcik zu übergeben, wurde von Alice, Felix und Kathrin Walchshöfer übereinstimmend getroffen und ist der stetig steigenden Arbeitsbelastung geschuldet, die zusätzlich zur aufwändigen Organisation des DATEV Challenge Roth zu bewältigen ist.
Mit derzeit 48 Triathlon-Events auf vier Kontinenten (weitere in Vorbereitung) ist die Challenge-Weltserie weiterhin klar auf Erfolgskurs. Felix Walchshöfer: „Wir haben zusammen mit unserem Partner und engen Vertrauten Zibi Szlufcik die Weltserie auf den Weg gebracht und - als erklärten Gegenentwurf zu Ironman - zum Erfolgsmodell gemacht. Aber unser „Baby“ ist flügge geworden, und für uns als Familie ist dies jetzt genau der richtige Zeitpunkt, den Staffelstab der Challenge Family vertrauensvoll an unseren Freund Zibi Szlufcik weiterzugeben. Er ist der Beste und wird die Serie in unserem Sinne weiterentwickeln und erfolgreich in die Zukunft führen“.

Der erklärte Wunsch der Familie Walchshöfer ist es, sich künftig wieder mehr auf die strategische Weiterentwicklung des DATEV Challenge Roth, des berühmten „Flaggschiffs“ der Serie, konzentrieren zu können. Bereits fünf Mal in Folge hat der weltgrößte Triathlon-Wettkampf auf der Langdistanz den Triathlon-Award „Bestes Langdistanz-Rennen der Welt“ erhalten, viele weitere Preise und Auszeichnungen eingeheimst und genießt weltweit einen herausragenden Ruf als Triathlon-Legende. Felix Walchshöfer: „Wir bleiben als DATEV Challenge Roth natürlich ein Teil der Challenge Family und werden auch weiterhin beratend an Zibis Seite stehen. Ich wünsche ihm allen Erfolg der Welt. Aber ich freue mich jetzt auch unwahrscheinlich darauf, wieder mehr zuhause zu sein und mich intensiver dem DATEV Challenge Roth widmen zu können. Dafür schlägt mein Herz“.
  1. Challenge Family
  2. Challenge Roth
  3. Challenge vs. Ironman - Franchise vs. Eigentum - die unterschiedlichen Geschäftsmodelle und warum Adhäsion und Kohäsion im Triathlon eine Rolle spielen
  4. Dalian Wanda gründet Wanda Sports: Mit der Integration von Infront Sports & Media und World Triathlon Corporation (IRONMAN) entsteht das weltweit führende Sportbusiness-Unternehmen

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Draftathlon déjà vu #2: Deutsche Triathlon Union (DTU) nimmt Regeländerungsvorstoss der International Triathlon Union (ITU) zur Windschattenverbotszone in Regelwerk als Entwurf auf

Die Deutsche Triathlon Union (DTU) plant die Verkleinerung der Windschattenbox für Altersklassenathleten von 10m auf 8m. Damit folgt der Dachverband dem gültigen Regelwerk der International Triathlon Union (ITU) und setzt den Trend zur Abschwächung der Gewichtung des Anteils des Einzelzeitfahrens auf dem Rad fort. Bereits im Sommer wurden erste Änderungen für Meisterschaften der Altersklassen seitens der ITU kommuniziert. [1]

Bereits im Jahr 2004 versuchte die Deutsche Triathlon Union (DTU) eine vergleichbare Regelung durchzusetzen, scheiterte aber in einer von Holger Spiegel und Kai Baumgartner initiierten basisdemokratischen Online-Petition nach wenigen Tagen. Unter www.draftathlon.com ist ein Archiv der Petition verfügbar. [2]
Bereits im Jahr 2004 sollte erstmalig eine elementare Änderung des Regelwerks der Deutschen Triathlon union erfolgen. Eine Umsetzung scheiterte am Widerstand der Triathleten in Deutschland via Draftathlon.com. Screenshot: draftathlon.com

Welche hauptsächlichen Änderungen im DTU-Regelwerk sind geplant?

§ 33.1 Die Windschattenzone ist 10m lang, gemessen von der Vorderkante des Vorderrades des Vordermannes bis zur Vorderkante des Vorderrades des nachfolgenden Teilnehmers *1
§ 35.1 Ein Wettkampfteilnehmer gilt als überholt, wenn das Vorderrad des Überholenden vor dem des Überholten ist
§ 35.2 Der Überholte hat innerhalb von 5 Sek. die Zone des Überholenden nach hinten zu verlassen, um den regelkonformen Abstand wieder herzustellen
*1 Durch die Änderung der Messungspunkte reduziert sich die tatsächliche Boxgröße von etwa 10 auf auf etwa 8 Meter.

Welche Auswirkungen haben die neuen Regeln?

Der erlaubte Abstand im Wettkampf wird signifikant um ca. 20% reduziert. Damit geht eine deutliche Kraftersparnis für den im Windschatten fahrenden Triathleten einher. Zudem wird es schwerer regelunkonformes Radfahren zu ahnden, wie es bereits in der Vergangenheit bei großen Triathlons faktisch keine Draftingzonen von 10m gab, sondern oftmals 5-8m eingehalten wurden. Durch Pulkbildung wurden die Verstöße gegen die Sportordnung allenfalls punktuell geahndet. Eine weitere Pulkbildung und Wandlung des Sports zu einem Event mit Schwimmen, Radfahren im Pulk und abschließendem Lauf scheint möglich. Wie bereits im Blogeintrag vom 22. Juli 2015 überspitzt formuliert, kann 
festgehalten werden, dass die ITU nur den tatsächlichen Verhältnissen bei vielen Wettkämpfen formal Rechnung trägt, die zum Teil einem fehlenden Unrechtsbewusstsein und hoffnungslos überfüllten Radstrecken geschuldet sind. Triathlon unterliegt, wie auch andere Sportarten einer beständigen Weiterentwicklung und Evolution. Evolution muss nicht immer positiv sein, sondern kann neben echten Vorteilen und Chancen auch der Weg in eine Sackgasse sein.